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196 - Auf der Flucht

196 - Auf der Flucht

Titel: 196 - Auf der Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz und Jana Paradigi
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buhlten um seine Aufmerksamkeit. Doch nur eine konnte ihn mit ihrem Lächeln locken: Kantana. Endlich.
    ***
    »Danke, danke, ich kann wirklich nicht mehr.« Vogler hob lachend die Hände. »Nach der langen Diät ist mein Magen geschrumpft, es geht beim besten Willen nichts mehr hinein.«
    Das Leben war ins Dorf zurückgekehrt, und Vogler und Clarice waren überaus dankbar und ehrerbietig aufgenommen worden.
    Yunupi musste während des langen Festessens sein Abenteuer wieder und wieder erzählen, und er ließ keinen Zweifel darüber offen, dass der Vogelmann und die Wasserfrau Ahnengeister waren, die ihm zur Rettung geschickt worden waren.
    »Bleibt, solange ihr wollt«, sagte der Älteste zu ihnen. »Ihr seid uns willkommen.«
    »Wir können nicht«, erwiderte Clarice. »Wir müssen zum Meer. Dort wartet die nächste Aufgabe auf uns.«
    »Ich verstehe.« Die Alten, einschließlich Tarr, der plötzlich hoch im Ansehen gestiegen war, steckten die Köpfe zusammen und flüsterten.
    Dann übernahm Tarr das Reden: »Wir können euch helfen. Das ist das Mindeste, denn wir stehen tief in eurer Schuld. Vom Wiluna-See aus führt ein Fluss zum Meer. Es ist auch die Route der Händler. Die Stadt Geraald’on liegt dort, die auch wir ein-, zweimal im Jahr aufsuchen. In ein paar Tagen seid ihr dort.«
    »Habt ihr ein Boot?«
    »Wir werden eines bauen für euch, und euch mit ausreichend Vorräten versorgen. Überlasst alles nur uns. Der Dotoorii wird sich derweil um eure Wunden und den Sonnenbrand kümmern. Nutzt die Zeit zur Erholung, ihr braucht Kraft.«
    Damit hatte Tarr ganz Recht. Clarice fühlte, wie sich zusehends Erschöpfung in ihr ausbreitete. Sie hätte keinen Schritt mehr gehen können, nachdem sie erst angefangen hatte, sich zu entspannen.
    Die beiden Marsianer überließen sich der guten Pflege des Dotoorii. Die Emukunanga gaben ihnen zum Schlafen eine Hütte neben dem Haus, nicht viel mehr als ein kleiner runder Raum ohne Fenster, der nur vom Eingangsloch, durch das man hineinkriechen musste, dämmrig erhellt wurde. Er war wohltemperiert und mit Matten und Fellen ausgestattet.
    Clarice streckte sich ächzend auf einer Matte aus und stöhnte wohlig. »Ich werde ein ganzes Jahr lang schlafen.«
    Vogler legte sich neben sie. »Das haben wir uns verdient.«
    Kurz darauf schlummerten sie schon tief und fest.
    ***
    Clarice erholte sich bei der guten Behandlung schnell wieder, und ihre Haut gesundete. Der Dotoorii zeigte ihr, aus welchen Pflanzen sie eine hautschützende Paste zubereiten musste, damit sie auch unterwegs versorgt waren.
    Sorge aber bereitete Clarice Vogler, der wieder zu fiebern anfing.
    Die Anstrengungen waren zu viel für ihn gewesen, und auch der Dotoorii war bekümmert, weil er nicht wusste, wie er dem Vogelmann helfen konnte. Nicht einmal Gils Blätter halfen. Vogler hielt die ganze Zeit die Genkugel umklammert, warf sich auf seinem Lager umher und murmelte Unverständliches.
    Unterdessen waren die Emukunanga eifrig dabei, ein stabiles Boot zu bauen, und sie sammelten Vorräte und Kräuter. Die beiden Marsianer erhielten auch neue Bekleidung, selbst gewebter rauer Stoff, aber sehr viel besser als die verkrusteten alten Fetzen.
    Yunupi sahen sie kaum. Er war damit beschäftigt, um seine Angebetete zu werben, und außerdem musste er seine Geschichte immer noch aufs Neue darbieten. Vor allem die Kleinen konnten nicht genug kriegen.
    Eines Morgens erwachte Vogler mit klaren Augen und blickte verdutzt zu Clarice auf, denn sein Kopf war in ihren Schoß gebettet, und sie hielt seine Hand. »Wie lange war ich diesmal weg?« Er blieb unverändert liegen; anscheinend war ihm nicht unwohl dabei.
    »Zwei Tage und zwei Nächte«, antwortete sie. Sie war erleichtert.
    »Ich… habe allmählich das Schlimmste befürchtet.«
    »Es tut mir Leid«, versetzte er. »Ich sollte dir nicht solche Sorgen bereiten, aber ich kann nichts dagegen machen.«
    »Hast du immer noch Visionen?«
    »Ja, meistens ist es dasselbe Bild. Die Welt geht unter. Dann sind noch wirre, schemenhafte Fetzen dabei, die ich nicht erkennen oder verstehen kann. Ich hoffe, dass die Hydriten mir helfen können.«
    »Das hoffe ich auch«, meinte Clarice kummervoll. Scheu fügte sie hinzu: »Ich könnte den Gedanken nicht ertragen, dich zu verlieren.«
    Er hob seine Hand zu ihrem Gesicht, berührte behutsam ihre Wange. »Du bist wunderschön…«, sagte er leise. »Wenn ich aus diesem Abgrund zurückkehren konnte, dann nur wegen der Erinnerung an dich. Du

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