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196 - Auf der Flucht

196 - Auf der Flucht

Titel: 196 - Auf der Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz und Jana Paradigi
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dabei kaum vergangen zu sein…
    Dann prallte Durangi erschrocken zurück.
    Statt zwei starrten vier Augen aus dem Wasser zurück. Zwei davon waren so groß wie Durangis Handfläche und schillerten böse.
    Der Schamane ruckte mit einem ächzenden Laut nach hinten, öffnete den Mund zu einem warnenden Schrei, doch dazu kam er nicht mehr.
    ***
    Ein Erdloch beim Uluru
    »Was tust du da eigentlich?« Vogler beobachtete Clarice Braxton, die sich an einem der Gitterstäbe zu schaffen machte.
    »Ich suche nach einem Ausweg«, antwortete sie. »Ich habe das gelernt, schon vergessen? Technik, Überlebenstraining…«
    Vogler unterließ es, sie darauf aufmerksam zu machen, dass das Lichtloch hinter den Gitterstäben kaum groß genug war, um einen gerade geschlüpften Waran durchzulassen. Ebenso machte er keine Bemerkung darüber, dass dies nur ein weiterer nutzloser Ausbruchsversuch sein würde, vermutlich der hundertneunzigste, seitdem sie hier gefangen waren.
    »Warum musste ich dann beispielsweise Quart’ols Qualle steuern?«, versuchte er einen müden Scherz, um an alte Zeiten zu erinnern, als sie frei, aber ständig in Lebensgefahr gewesen waren.
    Als Waldmann des Mars stand Vogler zudem jeder Art von Technik skeptisch gegenüber; sein Volk hielt sie nicht unbedingt für einen Segen der menschlichen und marsianischen Zivilisation.
    Aber mit dieser Bemerkung brachte er die Gefährtin erst recht auf die Palme. »Weil die Männergesellschaft der Hydriten es offenbar nicht zulassen kann, dass sich eine Frau ans Steuer setzt«, zischte Clarice giftig. »Ich habe es Quart’ol ja angeboten, aber nicht einmal dieser weltoffene Menschenfreund konnte sich dazu durchringen, mir zu vertrauen! Dabei habe ich meinen Pilotenschein bei Leto Angelis persönlich gemacht, ist das zu fassen.«
    »Du bereust also wieder mal…«
    »Natürlich bereue ich! Die Mars-Gesellschaft mag nicht perfekt sein, aber sie ist nicht so frauenfeindlich und diskriminierend wie diese Barbaren hier auf der Erde!«
    »Du meinst, euer Matriarchat ist gerechter?«, fragte Vogler vorsichtig. Er begab sich auf gefährlichen Boden, denn die patriarchalisch ausgerichtete Gesellschaft der Waldleute auf dem Mars war den Städtern in dieser Hinsicht stets suspekt gewesen.
    Clarice hielt inne und fixierte ihn durchbohrend. »Bedeutend gerechter, ja«, antwortete sie schließlich. »Und was das Barbarische betrifft…«
    »Stimme ich dir zu«, sagte Vogler schnell. »Aber das haben wir doch vorher gewusst, seit Matt bei uns ankam. Und du bist schon einmal auf der Erde gewesen.« [2] Clarice nickte. Sie setzte sich neben den Gefährten und rieb sich müde die Stirn.
    »Ich habe es unterschätzt«, gab sie schließlich leise zu. »Der Unfall nach der Passage des Zeitstrahls hat einen anderen Menschen aus mir gemacht. Ich erkannte mich selbst nicht mehr, wurde zu einer verabscheuungswürdigen Heulsuse, die entweder hysterische Schreianfälle bekam oder in Ohnmacht fiel! Ein Glück, dass mein Bruder das nicht miterleben musste.« Sie schüttelte den Kopf. »Was ist nur aus mir geworden, Vogler…«
    »Du warst krank«, sagte er behutsam. »Du hast immer noch schwer daran getragen, deinen Zwillingsbruder verloren zu haben, der wie ein Teil von dir war. [3] Und dann der unglückliche Aufprall bei der Ankunft… weder Matt noch mir ist etwas aufgefallen, weil man es dir nicht ansah. Aber die Kopfverletzung muss schwerwiegender gewesen sein, als wir glaubten. Dabei sah es so aus, als würdest du dich rasch erholen.«
    »Wahrscheinlich ein Hämatom, das auf irgendein Nervenzentrum gedrückt hat. Aber jetzt«, sie fuchtelte mit dem Finger vor seinem Gesicht herum, »bin ich wieder ganz die alte Clarice, und als solche bleibe ich hier keine Sekunde länger!« Sie deutete auf die Wand neben sich, wo eine Menge dünne Striche eingeritzt waren. »Zwölf Wochen hocken wir hier schon herum. Bald neunzig Tage! Es reicht.«
    Vogler lehnte sich zurück. Clarice hatte Recht, sie mussten endlich etwas unternehmen. Nach dem Kampf mit den Waranen war ihnen die Flucht mit einem der Riesenschafe misslungen. [4]
    Noch bevor sich der Nebel, den die Riesenreptilien ausstießen, verzogen hatte, waren die beiden Marsianer von den Getreuen des Finders gefangen genommen und ins Innere des Uluru verschleppt worden.
    Am Rand des Felsenmassivs führten viele Zugänge in unterirdische Höhlensysteme, die teilweise zu Gefängnissen ausgebaut worden waren. Es war den beiden Marsianern nicht mehr gelungen,

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