196 - Das Schwert des Druiden
das Geschirr holte, trugen wir ihm auf, seiner Frau ein dickes Lob zu bestellen. Pakka-dee trat ans Fenster und blickte hinaus. Ich lud meinen Revolver mit geweihten Silberkugeln.
»Ein verdammt ungutes Gefühl, zu wissen, daß er da draußen ist«, meinte der Mann aus der Welt des Guten.
»Solange er draußen bleibt, ist es okay«, gab ich zurück und ließ die Trommel einrasten.
»Ob er versuchen wird, uns das Geschäft mit Huntington zu verderben?« fragte Daryl und drehte sich langsam um.
Ich hob die Schultern. »Wer weiß schon, was in seinem Schädel vorgeht.«
Pakka-dee schüttelte sich. »Stell dir vor, er weiß es und präpariert das Geisterschwert.« Daryl schluckte aufgeregt. »Wenn wir Oda und Lance dann zu helfen versuchen, kostet sie das vielleicht das Leben.«
»Mal den Teufel nicht an die Wand, Pakka-dee!«
»Wir hätten weit weniger Sorgen, wenn es dir gelungen wäre, diesen Bastard zu vernichten.«
»Denkst du, das hatte ich nicht vor? Er hatte großes Glück. Wenn der Diskus nicht nur seine Haut aufgeschlagen, sondern auch seinen Schädel gespalten hätte, gehörte Morron Kull jetzt bereits der Vergangenheit an.«
»Und wir brauchten uns nicht ständig mit einem Blick zurück zu vergewissern, daß er nicht hinter uns ist.«
Ich stand auf, begab mich zum Schrank, öffnete die Tür und schob den Colt Diamondback in die Schulterhalfter, die darin lag. »Eines Tages werden wir Morron Kull ein Bein stellen, und er wird auf die Schnauze fallen«, sagte ich überzeugt. »Er ist zu besiegen. Leichter als Yora, Agassmea, Mago, Atax, Phorkys oder Loxagon. Nur Frank Esslin ist noch nicht so stark wie Morron Kull. Das liegt vermutlich daran, daß Frank sich erst in seiner Dämonenhaut zurechtfinden muß.«
»Hast du die Hoffnung, Frank Esslin auf die gute Seite zurückzuholen, inzwischen aufgegeben?«
Ich setzte mich wieder und seufzte schwer. »Manchmal würde ich ganz gern einen Blick in die Zukunft werfen. Ich weiß nicht, ob Frank für uns endgültig verloren ist. Es fällt mir sehr schwer, mich damit abzufinden. Wir waren einmal sehr gute Freunde - bevor das mit Rufus passierte.«
Wir hatten Rufus damals in die Enge getrieben, und der Dämon mit den vielen Gesichtern hatte sich selbst zerstört. Leider war Frank Esslin bei ihm gewesen, und so war unser Freund auf die schwarze Seite hinübergerissen worden.
Rufus hatte Frank unter seine Fittiche genommen und auf Coor zum Mordmagier ausbilden lassen. Im Laufe der Zeit war unser Freund immer mehr von uns abgedriftet, und seit ihm der Lavadämon Kayba und die Tigerfrau Agassmea nach einer schweren Verbrennung zu einer Dämonenhaut verholfen hatten, schien Frank für uns vollends verloren zu sein. Aber es war mir nicht möglich, mich damit abzufinden. Ganz tief in mir schlummerte immer noch die Hoffnung, daß aus diesem Todfeind wieder ein Freund wurde.
»Die Dinge sind mal wieder mehr in Bewegung gekommen«, stellte Daryl Crenna fest. »Der ›Weiße Kreis‹ verteilt sich über den Globus. Rufus ist vernichtet. Mago vielleicht auch. Wir können Lance Selby möglicherweise von Oda trennen. Tucker Peckinpah ist nicht mehr besessen. Der falsche Cruv wurde ausgelöscht…«
Ich nickte. »Nun gilt es, den echten Gnom zu finden und zurückzuholen.«
»Wenn du das vorhast, mußt du dich in die Hölle begeben.«
»Ich fürchte einen solchen Schritt nicht«, gab ich zurück.
»In der Hölle kursiert das Gerücht, daß Asmodis todkrank ist. Es soll keine Hilfe mehr für ihn geben.«
»Ich habe davon gehört. Aber ich kann es mir nicht vorstellen«, sagte ich. »Asmodis ist so alt wie die Hölle. Es ist für mich unvorstellbar, daß es ihn eines Tages nicht mehr geben soll.«
»Loxagon braucht nicht mehr lange auf seinen großen Tag zu warten, heißt es. Wenn Asmodis so schwach ist, daß er den Höllenthron nicht mehr besteigen kann, wird sein Sohn die Macht übernehmen. Ein neues Zeitalter wird anbrechen, und wer rebelliert, wird sterben.«
»Solange sie sich in der Hölle gegenseitig die Schädel einschlagen, kann uns das nur recht sein«, sagte ich. »Lassen wir’s an uns herankommen, Daryl. Nichts wird so heiß gegessen, wie es vom Herd kommt.«
***
Es regnete fast die ganze Nacht, und ich schlief sehr schlecht. Das lag zum einen an dem ungewohnten Bett und zum anderen an den vielen Themen, die Daryl Crenna angeschnitten hatte und die mich noch einige Zeit beschäftigten.
Am nächsten Morgen schien zwar nicht die Sonne, aber es regnete
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