1962 - Das Virtuelle Schiff
des Cappin-Fragments damit gemeint. Normale Menschen konnten dies nicht erkennen, wohl aber Wesen mit einem gewissen kosmischen Blick. Ohne sich um Vaiyatha zu kümmern, ging der Terraner in den Korridor hinein, der zum Heck des Raumers führte. Sie folgte ihm, und er hörte ihre Schritte hinter sich. „Was ist hinter den Wänden?" fragte er. „Wo ist der Antrieb?"
„Aufgrund der hohen technischen Packungsdichte ist die VIRTUA/18 hinter diesen Wänden nicht begehbar"setzte sie ihm auseinander. „Du wirst di- meisten Bereiche niemals betreten können."
„Du wirst mir nicht erzählen wollen dass hinter diesen Wänden alles vollautomatisch abläuft", bezweifelte er ihre Aussage. „Wer wartet das Schiff?
Wer springt ein, wenn es mal irgend etwas zu reparieren gibt?" Sie erreichten eine Nische, und hier gab es einige winzige Öffnungen in der Wand.
Sie befanden sich dicht über dem Boden. Der Terraner hatte den Eindruck, dass sich einige Insekten davor bewegten. Sie waren nur etwa drei Millimeter lang, und er ließ sich in die Hocke sinken, um sie genauer zu betrachten. „Das sind keine Insekten", erläuterte Vaiyatha, noch bevor er sie dazu aufgefordert hatte. „Wir sprechen von Mikroben. Sie sind ebenso wie viele wichtige Teile der VIRTUA/18 nach der Lautareen-Methode miniaturisiert." Alaska staunte nur noch angesichts dieser Aussage und der darauf folgenden Erklärungen. Das alles bedeutete, dass der Raumer in seinen Teilbereichen mit seinen entsprechenden Aggregaten räumlich manipuliert wurde. Folglich konnten riesige Gebilde auf engstem Raum untergebracht werden, ohne dass sie dabei ihre Funktionsfähigkeit verloren.
Wäre die VIRTU Anach normalen Methoden konstruiert worden, wäre sie sehr viel größer geworden. Er vermutete, dass sie die Dimensionen eines Sporenschiffes erreicht hätte und damit im Prinzip zu den Giganten der Raumfahrt zählte. Der Terraner blickte Vaiyatha an, und er empfand eine zunehmende Sympathie für sie. Der Gedanke, dass sie lediglich eine Materialisation des Bordcomputers war, verlor sich mehr und mehr. Sie wurde zunehmend zu einem lebenden Wesen für ihn, das durchaus begehrenswert war.
Sie schien seine Empfindungen spüren zu können. Sie lächelte, wich einige Schritte zurück und sagte: „Hier gibt es nicht mehr zu sehen. Die Wohneinheit ist interessanter. Von dort aus kannst du als Pilot den Raumer steuern." Sie kehrten zu der Stelle zurück, an der sie sich kennengelernt hatten. „Es tut mir leid, dass ich dich anfangs irritiert habe", entschuldigte sie sich. „Es lag daran, dass ich Mühe mit der Materialisation hatte. Es klappt eben nicht alles an Bord dieses Schiffes."
3.
Was wir Frieden nennen, ist oft kaum mehr als ein Waffenstillstand, eine taktische Pause in der Auseinandersetzung. Längst noch nicht hat die Vernunft wieder eingesetzt, und während man mit dem verbindlichsten Lächeln miteinander verhandelt, um sich über die Modalitäten der Zukunft einig zu werden, belauern die Feinde einander. Der Schwächere stellt seine Ansprüche so lange zurück, bis die Gunst der Stunde ihm eine Gelegenheit bietet, sie mit Waffengewalt von neuem geltend zu machen.
Solas Garn, Weiser von Phar In ferner Vergangenheit: Er war ein Kind, kaum fünfzig Jahre alt, und es war sein erster Ausflug in eine andere Welt. Diese wenigen und für die Gestalter unbedeutenden Jahre seines jungen Lebens hatte er im Bereich seiner Familie verbracht, war vor allem von Gabrel Gurh über die Geschichte ihres Volkes unterrichtet worden, hatte jedoch kaum etwas über andere Völker gelernt. Heranwachsende formten ihr Wissen vor allem durch den häufigen Kontakt mit möglichst vielen fremden Kulturen und Zivilisationen. Normalerweise nahmen sie beständig Impulse auf oder wurden durch Familienmitglieder über deren aktuelle Kontakte informiert. Hier aber hatte Aba Ossaq extreme Defizite, denn bisher hatte sich die Familie nicht durch eine dicht besiedelte Galaxis, sondern durch das Nichts zwischen den Galaxien bewegt.
Nun aber näherte man sich einem besiedelten Sonnensystem, und innerlich geradezu glühend vor Neugier und Erwartung, streckte Aba Ossaq seine psionischen Fühler aus, um auf diese Weise Kontakt mit fremden Lebensformen aufzunehmen. Er war erstaunt, wie unglaublich phantasiereich die Schöpfung war und welch vielfältige Lebensformen sie hervorgebracht hatte. Schon die erste Welt, die er kennen lernte, bot eine solche Fülle von unterschiedlichem Leben, dass er es
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