1962 - Das Virtuelle Schiff
er hin, dass es Männer und Frauen gab.
Beide waren etwa zwei Meter groß, hatten einen runden Kopf, der vorn spitz zulief und an seinen Seiten mit zwei großen, runden Ohren versehen war. Sie hatten zwei Arme und zwei Beine. Einer ihrer fünf Finger war mit einem langen, scharfen Dorn versehen. Ihre Körper verfügten über einen natürlichen braunen Panzer, der sich aus zahllosen Schuppen zusammensetzte. Diejenigen, die als Frauen anzusehen waren, hatten farbenprächtige Zeichnungen auf der runden Schädeldecke, während die Männer an dieser Stelle nur einen hellen Fleck hatten, dafür aber mit wesentlich breiteren Schultern und zahllosen Stacheln um ihr Kinn herum versehen waren.
Die Schuppen waren ringförmig angeordnet, und sie umschlossen Körper, die sich deutlich von denen der Jassakaenen in der Menge unterschieden.
Während die einen dem Hungertod nahe zu sein schienen, sahen ihre Führer nicht gar so entkräftet aus. Bei ihnen durchzogen zahlreiche Narben die Schuppenreihen. Es waren Narben aus überstandenen Kämpfen. Wenn sich diese Männer und Frauen bewegten, drohten stahlharte Muskeln die Schuppenringe zu sprengen. Während der Gestalter unter dem Tisch verstohlen die schmerzenden Knie massierte, filterte er aus dem Geistesinhalt Saggans heraus, dass am Tisch die bei den Delegationen der zwei größten Völker saßen.
Man feierte das Ende der Auseinandersetzungen mit einem großen Fest. Dabei schlangen die ausgehungerten Kämpfer Speisen und Getränke in großen Mengen in sich hinein. Der Menge um sie blieben der Jubel und ein stark berauschendes Getränk, das aus großen Fässern, ausgeschenkt wurde.
Auf leicht erhöhten Plätzen thronten die beiden Königinnen der bisherigen Kontrahenten. Auf der einen Seite Annigar, auf der anderen Bollenkue.
Beide waren so dick, dass bei jeder ihrer Bewegungen Fettwülste unter den Schuppenringen hervorquollen. Ihre Leibesfülle war so groß, dass sie spezielle Sitzmöbel benötigten, um genügend Platz zu finden.
Körperfülle und Macht schienen bei den Jassakaenen eng miteinander verwoben zu sein. Das eine schien Voraussetzung für das andere zu sein. Mit den beiden Königinnen konnte sich keiner der anderen vergleichen. Außer ihnen schien es nur Hungernde bei beiden Völkern zu geben. Saggan ließ ihre Blicke von einem zum anderen in der Runde gleiten. Sie wusste nicht, wie sich ehemalige Feinde behandelten, nachdem sie Frieden miteinander geschlossen hatten. Diese Männer und Frauen am Tisch aber machten den Eindruck auf sie, als hätten sie niemals Streitereien miteinander gehabt. Sie schienen sich in jeder Hinsicht einig zu sein. „Ach, wenn es mir doch nur nicht so gut schmecken würde!" seufzte Annigar. Die Königin saß nur eine Armlänge von Saggan - und damit Aba Ossaq entfernt. Mit dem messerscharfen Dorn an ihrem Finger riss sie die Schale eines kopfgroßen Eis auf und schlürfte den Inhalt laut heraus. Der Gestalter beobachtete, dass sich unter der Schale etwas bewegte. Es schien, als habe sich die Frucht im Ei schon recht weit entwickelt. „Ich fürchte, ich werde noch mehr zunehmen als bisher", klagte Annigar. „Aber was macht das schon! Wichtig ist doch nur, dass wir jetzt Frieden haben."
„Ich esse nur fettfrei!" rief Königin Bollenkue auf der anderen Seite des Tisches.
Schmatzend und schnaufend vertilgte sie ein grünes Etwas, das sie aus einer abgedeckten Schale hervorgeholt hatte. Aba Ossaq verfolgte, wie es mit den Hinterbeinen strampelte, als es im Rachen der Jassakaenin verschwand. Krachend drückte die Frau seinem kleinen Opfer die Zähne in den Leib.
Der Saft quoll ihr .über die Lippen und rann auf den geschuppten Körper hinab. „Köstlich!" ächzte Annigar. Sie war so dick, dass sich ihre Wangen hoch aufgewölbt hatten und ihre Augen nahezu hinter Fettwülsten verschwanden. „Da hast du recht, edle Königin!" stimmte der Mann an ihrer Seite zu und verzehrte ebenfalls eins dieser grünen, strampelnden Tiere aus der abgedeckten Schale. Ein stechender Geruch stieg Saggan in die Nase. Er war so intensiv, dass sie sich abwenden musste. Zugleich meinte sie zu fühlen, wie sich ihr Magen umdrehte.
Aba Ossaq hatte nie zuvor in seinem Leben Gerüche wahrgenommen. Er brauchte einige Zeit, um mit diesen neuen Eindrücken fertig zu werden, die ihm erst in diesem Moment bewusst wurden. Er war überwältigt von dem Abenteuer und erwog, sich zurückzuziehen um alles verarbeiten und verkraften zu können. „Ich würde ja gern noch
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