1963 - Die Gestalter
seine einflussreiche Familie die Magister ihrer Region beherrschte. Aba Ossaq war anderer Ansicht. Er glaubte eher, dass die Gilde der Schwarzen eine besondere Macht im galaktischen Bereich der Yac-Real bildeten, die nicht so ohne weiteres kontrolliert werden konnte.
Während die YA-666 mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit durch den Hyperraum eilte, überlegte der junge Gestalter, wie er den Dunklen Magister aus dem Weg räumen konnte. Dazu vertiefte er sich wiederum in den Geist Asfa-Xaks, um aus ihm die nötigen Informationen zu gewinnen. Schon bald zog er sich wieder daraus zurück, da der Kommandant viel zuviel Respekt vor dem Schwarzen und dessen Macht hatte. Noch nie hatte er sich mit dem Gedanken befasst, gegen ihn oder einen anderen seiner Gilde anzutreten.
Als das Schlachtschiff den Hyperraum verließ und mit Unterlichtgeschwindigkeit weiterflog, näherte es sich Xakadeq, dem dritten Planeten eines kleinen Sonnensystems. Während der Erste Offizier damit begann, die Landung auf einem Flottenstützpunkt einzuleiten, machte der Ortungsleitoffizier den Kommandanten auf eine gewaltige Flotte der Yac-Real aufmerksam, die außerhalb des Sonnensystems Position bezogen hatte. Sie bestand aus Tausenden von Schlachtschiffen. „Wir haben zudem viele Truzenen geortet", berichtete er. „Sie sind mit einer ähnlich großen Flotte nur vier Lichtjahre von uns entfernt. Es könnte zu einer großen Schlacht kommen."
Aba Ossaq hörte kaum hin. Gelassen sah er dem entgegen, was ihn auf dem Planeten erwartete. Als das Landemanöver beendet war, wandte sich der Erste Offizier an ihn. „Ich muss dich davon in Kenntnis setzen, dass ich das Ehrengericht verständigen werde", erklärte er steif und äußerst förmlich. „Es wird darüber entscheiden, ob der Rückzugsbefehl zu verantworten war oder nicht."
„Nur zu!" ermunterte Aba Ossaq ihn. „Ich habe nichts dagegen."
Er plante bereits die nächsten Schritte. Sobald er die YA-666 verließ, würde er in den Körper eines anderen Yac-Real wechseln, und dann spielte es keine Rolle mehr für ihn, ob Asfa-Xak angeklagt wurde oder nicht. Selbstsicher und überzeugt davon, dass er nicht wirklich gefährdet war, verließ Aba Ossaq das Raumschiff durch eine Schleuse an der Unterseite. Von einem Antigravfeld eingehüllt, sank er auf den Boden hinab. Dabei blickte er zu der Stadt hinüber, die nahe dem Raumhafen mehrere Hügel überzog. Zehntausende von kuppelförmigen Häusern bildeten ein schier unübersehbares Durcheinander. Alle Gebäude waren mit schimmernden Sonnenkollektoren gedeckt, mit deren Hilfe genügend Energie gewonnen werden konnte, um die Bedürfnisse der Stadt zu befriedigen.
Als seine Füße den Boden berührten, erschrak Aba Ossaq. Für einen Moment war er unaufmerksam gewesen und hatte sich ablenken lassen. Nun sah er sich plötzlich in einem Energiekäfig gefangen. Er wollte ihn verlassen, stieß jedoch gegen das kaum merklich flimmernde Gitterwerk und begriff zugleich, dass er dem Dunklen Magister in die Falle gegangen war. Er war versucht, sich gegen das Energiegitter zu werfen, um sofort auszubrechen, verhielt sich jedoch ruhig. Bevor er unnütze Aktivität entwickelte, wollte er Asfa-Xak befragen. Unmittelbar darauf wusste er, dass es keine Möglichkeit gab, sich ohne Hilfe von außen aus dem Käfig zu befreien.
Dennoch blieb er ruhig und beherrscht. Er würdigte den Schwarzen keines Blickes, als dieser zusammen mit dem Ersten Offizier neben dem Käfig auftauchte, wandte den beiden stattdessen den Rücken zu. Dabei spürte er, wie die Kälte in seine Glieder kroch und seine Muskeln lähmte. Der Offizier und der Schwarze trugen leichte, wärmende Anzüge. Verblüfft horchte der Gestalter in sich hinein, und er erfuhr von Asfa-Xak, dass Yac-Real Wesen waren, die in der Nähe von Kaltblütern einzuordnen waren. Sie waren außerordentlich temperaturempfindlich. An Bord des Raumschiffs hatte dies keine Rolle gespielt. Im Freien aber brauchte er einen Schutz, um einen Wärmeverlust zu verhindern. Alle anderen Echsenwesen, die das Kriegsschiff nun verließen, hatten einen Anzug angelegt. Er nicht. Und damit hatte er seinen ersten Fehler begangen. Er steckte in einem Körper, der in zunehmendem Maße seine Reaktionsfähigkeit verlor. „Das Ehrengericht wird sich noch heute mit deinem Fall befassen", erklärte der Magister. „Es wäre besser für dich gewesen, wenn du mein Angebot angenommen und nicht nur so getan hättest, als ob du damit einverstanden wärst."
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