1963 - Die Gestalter
Der junge Gestalter antwortete nicht. Von unsichtbaren Kräften gepackt, stieg der Energiekäfig auf und schwebte in einem Meter Höhe über den Boden unter dem dreieckigen Echsenraumer hinaus. Ihm folgten der Erste Offizier und der Schwarze in einem kleinen Gleiter.
Sie brachten den Gefangenen zu einem der größten Gebäude, einer etwa einhundert Meter hohen schneeweißen Kuppel, die an ihrer Grundfläche einen Durchmesser von etwa sechzig Metern hatte. Zahlreiche Yac-Real bewegten sich vor ihr. In zwölf Energiekäfigen wurden ebenso viele Gefangene festgehalten. Vor den Käfigen stand eine Maschine, die aus einer Plattform und einem schwenkbaren Desintegrator bestand. Aba Ossaq brauchte nur kurz in die Gedankenwelt seines Wirts hineinzuhorchen, um herauszufinden, um was es sich handelte. Es war eine Hinrichtungsmaschine, mit der die Delinquenten geköpft wurden. Asfa-Xak schwebte mit seinem Energiekäfig in die Höhe. Neben den anderen Gefangenen setzte ihn der Magister ab.
Gelassen beobachtete der Gestalter durch die Augen des Yac-Real, wie sich der Platz vor der Hinrichtungsstätte allmählich füllte. Die Bewohner der Stadt schienen Gefallen an dem Schauspiel der Tötung zu finden. Viele hatten sich Kleinigkeiten zu essen und zu trinken mitgebracht. Sie setzten sich unmittelbar vor der Maschine des Henkers auf den Boden, sicherten sich so die besten Plätze, redeten angeregt miteinander und nahmen ihre Mahlzeit ein. Alle trugen schützende Anzüge. Er selbst fror erbärmlich Der Erste Offizier und der Dunkle Magister verschwanden in der Kuppel, und eine große Gruppe von Männern, Frauen und Kindern schloss sich ihnen an. Die Familie Asfa-Xaks Verwandte und Freunde sowie zahlreiche Militärs, die seine Einsatzfreude und seinen Mut kannten, wollten für ihn kämpfen, um das Schlimmste zu verhindern.
Geraume Zeit verstrich, bis sie wieder hervorkamen. Ein in eine grüne Uniform gekleideter Mann begleitete sie. Er trug einige weiße Folien in den Händen. Während der Magister und der Offizier in der Menge untertauchten, baute er sich vor den Energiekäfigen auf. Einige Männer und Frauen sanken zu Boden und stießen Klagelaute aus. „Du bist vor dem Ehrengericht angeklagt worden, Asfa-Xak!" rief er mit lauter Stimme. „Das Gericht hat alle Argumente gehört, die gegen und die für dich sprechen. Es ist zu dem Schluss gekommen, dass du schwere Schuld auf dich geladen hast. Es hat dich zum Tod verurteilt. Der Henker wird dein Leben beenden."
Aba Ossaq hörte kaum hin. Ob Asfa-Xak hingerichtet wurde oder nicht, interessierte ihn nicht. Irgendjemand würde ihn anfassen, wenn er zur Tötungsmaschine geführt wurde, und dann würde er sich in Sicherheit bringen. Aba Ossaq setzte sich und wartete. Viel Zeit verstrich, doch Ungeduld kannte er nicht. Gestalter hatten eine Lebenserwartung von wenigstens 15.000 Jahren. Da spielten ein paar Minuten oder Stunden keine Rolle. In allerhöchster Not hatte er immer noch die Möglichkeit, zu seiner Familie zurückzukehren, dort aber erwartete ihn ebenfalls die Höchststrafe. Mit vereinten Kräften und psionischen Mitteln würde man ihn reduzieren, bis von seiner Persönlichkeit und seinen Fähigkeiten so gut wie nichts mehr blieb und er ein weinerlicher Langweiler war wie Emor Gharehn.
Aus Aba Ossaqs Sicht war die Reduzierung nichts anderes als eine Hinrichtung. Natürlich sah die Familie der Gestalter es ganz anders. Sie war nicht in der Lage zu töten. Plötzlich entstand Unruhe. Ein maskierter, ganz in Braun gekleideter Yac-Real betrat den Platz. Er ging zur Tötungsmaschine und überprüfte ihre Funktionen. Er schien mit dem Ergebnis zufrieden, schritt danach die Reihe der Energiekäfige ab und wechselte mit jedem der Delinquenten ein paar Worte. Aba Ossaq beobachtete, dass die meisten von ihnen ihm kleine Geschenke übergaben. Sie reichten sie ihm durch eine winzige Lücke, die in ihrem Käfig entstand. Er nahm sie an und steckte sie in die Taschen seiner Robe. „Lass es schnell geschehen!" baten sie ihn jedesmal. „Du wirst nicht leiden", versprach er danach und ging weiter zum nächsten Käfig. Offenbar hatte er die Möglichkeit, die Hinrichtung so zu gestalten, dass sie mit großen Qualen für die Verurteilten verbunden war. Als der Henker vor Aba Ossaq stand, nahm dieser die psionisch aufgeladene Kette und reichte sie ihm durch eine Lücke im Energiegitter. Der Braune nahm sie entgegen, betrachtete sie durch die Schlitze seiner Maske und legte sie sich um den
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