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1966 - Der Schattenbruder

Titel: 1966 - Der Schattenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Vorwurf gemacht; das mochte die Erklärung für das Verhalten des großgewachsenen jungen Gharrers sein. Dabei wusste er noch immer nicht, was genau Pratmoka ihm überhaupt vorgeworfen hatte. Allerdings schien der Fremde nicht zu beabsichtigen, ihm irgendwelche Vorhaltungen zu machen. „Und nur deshalb soll er uns verlassen?" sagte Nowatnue erregt. „Er soll nach Thagarum fliegen und dort an einer Eliteakademie ausgebildet werden? Den Umgang mit der Kraft erlernen? Aber er hat doch nicht mal einen Makel!"
    Der geheimnisvolle Besucher lehnte sich auf seinem Sitzmöbel zurück. Noch immer wallte irgendetwas um seinen Körper, so dass Mhogena ihn nicht genau ausmachen konnte, und sein Kopf blieb weiterhin in Schatten verborgen, von denen der junge Gharrer nun überzeugt war, dass der Fremde selbst sie erzeugte, um von ihm nicht erkannt zu werden. Der Fremde, bei dem es sich um den Zwilling handeln musste ... „Vertraut ihr mir?" fragte der Besucher. „Auch - oder gerade weil es um das Schicksal eures jüngsten Sohnes geht?"
    „Mhogena entstammt Eikheelins letztem Gelege", sagte sein Vater. „Es war uns danach nicht mehr vergönnt, noch einmal Nachwuchs zu bekommen. Wir sind zu alt ..."
    „Ich verspreche euch nicht, dass Mhogena ein großes Schicksal erwartet", unterbrach ihn der Fremde. „Ganz im Gegenteil, vielleicht wird auf seinen Schultern einmal eine Last liegen, wie noch kein Gharrer sie tragen musste. Aber wenn er einverstanden ist, wird er eines Tages womöglich nicht nur für unser Volk, sondern gleichzeitig für eine viel größere Sache von fast unermesslicher Bedeutung tätig werden."
    Er zögerte kurz und atmete schwer aus. „Ich sage ihm diese Bestimmung nicht vorher. Es könnte sein, dass sie ihn erwartet. Und die Entscheidung, ob er sich ihr stellt, trifft allein er."
    „Erhabener, ich ...", setzte Eikheelin an, stockte dann aber. Ihr Mann ergriff ihre Hand. Schließlich nickte sie. „Wir erkennen deine Weisheit an", sagte sie. „Mhogena soll die Entscheidung treffen, und wir werden sie akzeptieren." In diesem Augenblick stieß die psionische Kraft des Zwillings ihn ab, und unvermittelt löste sich das Bild aus dem Elternhaus in seinem Geist auf. Mhogena sah wieder die Absperrung vor dem Energieschirm des Wildgeheges, und seine beiden Schwestern starrten ihn an. „Bist du jetzt völlig verrückt geworden?" fragte Rhavet bissig. „Du siehst minutenlang ins Leere und murmelst etwas vom Zwilling. Hast du ihn etwa gesehen?"
    „Unser Bruder, der Spinner!" fiel Chethona ein. „Er spricht mit einer Legende!" Mhogena seufzte. Manchmal zankten seine Schwestern sich wie die Gramser, aber wenn es darum ging, über ihn herzufallen, waren sie eine Leber und eine Seele. „Recht hast du!" nahm Rhavet den Faden auf. „Eine Legende, genau wie die Meister des Grauen Sandes. Der mächtigste Psi-Reflektor, den unsere Spezies je hervorgebracht haben soll! Der wahre Herrscher aller Gharrer, von dessen Weisheit ganz Chearth profitiert. Und ausgerechnet unserem Gelegebruder offenbart er sich hier vor einem Wildgehege!"
    „Wobei unser Bruder gar keinen körperlichen Makel aufweist, wie er alle starken Psi-Reflektoren auszeichnet! Sein Leib und seine Gliedmaßen sind so fehlerlos wie die der attraktivsten Helden der Trivids!"
    „Ich habe ja schon immer gesagt, dass der Makel in seinem Geist liegt! Alles weiß er besser, immer hat er recht, aber eingebildet ist er überhaupt nicht!" Das Erlebnis hatte ihn so sehr erschüttert, dass er nicht auf ihre Stichelei reagierte, und das war so ungewöhnlich, dass sie verstummten und der Spott in ihren Augen durch Besorgnis ersetzt wurde. „Er will, dass ich euch verlasse! Er will mich zu sich holen!" sagte er. Das war zuviel.
    Rhavet sah Chethona an und Chethona ihre Schwester, und beide brachen in prustendes Gelächter aus. Mhogena ließ sie einfach stehen und rannte, was das Zeug hielt, über die Felder und durch den Wald der Ammoniakbäume, bis er vor sich sein Elternhaus sah. Er lief noch immer, als er schon längst glaubte, der Wasserstoff habe die Blasen unter den Lungenschläuchen verätzt, die verdickte Wand des Magen-Darm-Trakts zerfressen und das gesamte schwamm artige Organ in seinem Leib verunreinigt.
    Er blieb erst stehen, als er die Tür des Hauses aufgerissen hatte und seine Eltern vor sich sah. .Sie waren allein. Der Besucher war bereits gegangen.
    Seine Mutter sah ihn entsetzt an. „Mhogena, du ..." Hilflos verstummte sie. Der Blick eines seiner vier

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