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1966 - Der Schattenbruder

Titel: 1966 - Der Schattenbruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Augen fiel auf einen vom Boden bis an die Decke reichenden Kristallwandspiegel gegenüber der Tür, und ihm wurde klar, was ihr einen solchen Schrecken eingejagt hatte. Sein äußerstes linkes Auge... „Der Makel", flüsterte Eikheelin so leise, dass er sie kaum verstand.
    Es war nicht mehr dunkelbraun wie noch vor kurzer Zeit, als er das Haus verlassen, ja noch, als er mit seinen Schwestern gesprochen hatte, denn sie hätten bestimmt genauso reagiert wie seine Mutter. Es hatte sich gelbgrün verfärbt. Und plötzlich merkte er, dass er es nicht mehr bewegen konnte. Er war auf diesem Auge nicht blind, konnte damit noch sehen wie zuvor, doch es war völlig starr geworden. „Er war hier, nicht wahr?" fragte er. „Der Zwilling war hier. Er hat euch doch gesagt, dass er mich Zeuge seines Gesprächs mit euch werden lässt! Ich weiß, was ihr vorhabt. Ihr wollt mich abschieben, an eine andere Schule schicken, auf eine andere Welt ..."
    „Wer weiß schon genau, ob der Zwilling nicht doch nur eine Legende ist?"sagte eine unvertraute Stimme hinter ihm. „Du jedenfalls nicht, Mhogena." Er fuhr herum. Ein hochgewachsener Gharrer stand hinter ihm. Sein Alter konnte Mhogena nicht schätzen, doch jung war er bestimmt nicht mehr. Sofort fiel sein Blick auf eine beulenartige Wulst hinter dem Augenkamm des Fremden, und er wusste, mit wem er es zu tun hatte. Die nächsten Worte des Neuankömmlings bestätigten es. „Mein Name ist Phisagon, und ich bin ein Meister des Sandes."
    Und ein sehr starker Psi-Reflektor, dachte Mhogena, wenn auch nicht annähernd so mächtig wie der Zwilling, der wusste, dass ich komme, und sich kurz vor meinem Eintreffen zurückgezogen hat. Die Wulst bildete Phisagons physischen Makel. „Ich bin hier, um dir ein Angebot zu machen", fuhr der Meister des Sandes fort.
     
    5.
     
    Gegenwart
    2. Januar 1291 NGZ
     
    „Nachto war mein Geburtshelfer, der Gott der Blitze lebt in mir!" schrie Vil an Desch mit seiner knarrenden Reibeisenstimme. „Und was macht ihr mit mir? Ihr haltet mich hier in diesem kleinen, meiner unwürdigen Raum gefangen, ihr verweigert mir Elcoxol, obwohl ihr es mir versprochen habt, ihr lasst Mhogena nicht mehr zu mir, den einzigen, der meine Existenz noch erträglich gemacht hat, und ihr... ihr beleidigt meine Sinne mit eurer bloßen Anwesenheit!" Der Scoctore rümpfte die Nase und drehte sich um. Aufgeregt schritt er in der Sicherheitszelle auf und ab. „Das meint er so, wie er es sagt." Ronald Tekener fletschte die Zähne. Als Lächeln konnte man diese Geste jedenfalls nicht mehr bezeichnen. „Was?" fragte Atlan. „Das mit diesem Nachto. Er hält sich allen Ernstes für die Reinkarnation des tazolischen Gottes des Blitzes und des Feuers."
    Der Arkonide warf dem Smiler einen verwunderten Blick zu, doch Tek bekräftigte seine Worte mit einem Nicken.
    Während Mhogenas Abwesenheit kümmerte der Smiler sich vordringlich um den hochrangigen Gefangenen. Es war zwar nicht mehr vielen Terranern geläufig, doch Ronald Tekener hatte seine Karriere in der USO, Atlans damaliger galaktischer Polizei- und Feuerwehr-Organisation, als Spezialist mit dem Fachgebiet Kosmopsychologie begonnen. Und Vil an Desch brauchte dringend einen Psychologen. Und einen Facharzt für Xenomedizin.
    Das war Dr. Julio Mangana nicht unbedingt. Doch der Chefarzt der MERLIN galt immerhin als ausgezeichneter Allround-Mediziner, auch wenn er sich auf Implantat-Chirurgie spezialisiert hatte. Er befand sich allein bei Vil an Desch in der Zelle. Neben dem knapp achtzigjährigen, stattlichen Terraner mit seiner Größe von fast einem Meter und neunzig und dem gut proportionierten Körper wirkte der etwa dreißig Zentimeter kleinere Tazole wie ein Zwerg. Und im Vergleich zu der professionellen Gelassenheit des Menschen mit dem kantigen Gesicht, den dunklen Augen und dem weißgebleichten Haar kam der Tazole dem Arkoniden wie ein Imprint-Süchtiger vor, dessen billiges Spielzeug schon längst jeden Reiz verloren hatte.
    Atlan und Tekener beobachteten die beiden aus einem Nebenraum. Ein verborgenes Aufnahmegerät übertrug alles, was sich in der Zelle abspielte, als Hologramm. Tekener hatte ohne jede Skrupel eine Überwachung rund um die Uhr angeordnet. Der Scoctore und ehemalige Oberbefehlshaber der Algiotischen Wanderer war einfach ein zu wichtiger Gefangener, als dass sie irgendein Risiko eingehen durften. Neue Aufschlüsse konnten sie allerdings nicht erhoffen. Der Tazole ereiferte sich weiterhin in Beschimpfungen und

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