Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1968 - Ketzer der Tazolen

Titel: 1968 - Ketzer der Tazolen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
erkennen. Sie waren perfekt in das Riff eingepasst, von Pflanzen und Blumentieren überwuchert. Große Fischschwärme tummelten sich hier. „Die Anzahl der Bauten ist nicht groß", fuhr der Ortungsspezialist fort. „Möglicherweise eine Art Stützpunkt der Cartagener."
    „Das kann alles bedeuten", meinte Mhogena. „Ein Außenposten, eine Einsiedelei oder eine Forschungsstation. Uns ist kaum etwas über die Lebensweise dieser Wasserbewohner bekannt. Ich hatte mit ihnen nie direkten Kontakt, nur über Funk."
    „Ich orte ein Boot algiotischer Bauweise!" rief der Orter. Vil an Desch, der sich vor lauter Resignation völlig unbeteiligt verhalten hatte, erwachte sofort zu neuem Leben. „Das ist mein Boot! Es kann nur mein Boot sein! Fliegen wir sofort hin!"
    „Nichts anderes habe ich von", entgegnete Dao-Lin.
    Der Shift verlangsamte die Geschwindigkeit und nahm Kurs auf das Boot, das in der Nähe eines Bauwerks am Meeresboden verankert war. Als es in Sichtweite kam, begann Vil an Deschs Haut sofort wieder zu transpirieren. Es war deutlich zu sehen, dass das Boot nur noch ein Wrack war. Doch bevor er etwas sagen konnte, begann der Beschuss. Von allen Seiten sausten Torpedos in hoher Geschwindigkeit auf den Shift zu.
    Vergangenheit: Tazolar Nach Soe ra Lors Überlieferungen Kaid war nur eine einfache Priesterin, doch sie hatte eine bedeutungsvolle Aufgabe: Sie war auf das Melken der Myrden, wie sie inzwischen genannt wurden, spezialisiert. Zu diesem Zweck lockte sie die Insekten mit einem leicht herzustellenden süßen Saft an. Während sie das Lockmittel mit ihren langen Saugrüsseln aufnahmen, bestrich Kaid ihre Hinterleiber mit einem Schaber. Dies regte die Myrden an, ihr Wundersekret, das auf die Tazolen eine so heilsame Wirkung hatte, abzusondern.
    Es war eine harte, Geduld fordernde Arbeit - denn das Sekret konnte lediglich tröpfchenweise gesammelt werden. Es war so kostbar, dass Kaid es für unverzeihlich befand, wenn auch nur ein winziges Tröpfchen danebenging. Das Sekret wurde dann mit vielen Zusätzen aus besonderen Pflanzen und Tierprodukten, wie der Milch des Sograsterns und dem Blut des Gobans, vermischt. Das fertige Produkt wurde Elcoxol genannt. Es wurde den wöchentlichen Bädern aus klarem Wasser, zusammen mit Duftölen, beigemengt. Schlammbäder gab es längst nicht mehr, höchstens bei den Nomaden des Westens, die sich weigerten, sich der neuen Zeit anzupassen und eine geregelte Arbeit aufzunehmen, um sich ein wöchentliches kostbares Elcoxol-Bad leisten zu können.
    Die Frauen hatten es endlich geschafft, ihre Lebenszeit zu verlängern sie wurden nun durchschnittlich 45 Jahre alt. Aber immer noch waren die Männer im Vorteil. Für sie war es keine Seltenheit, 60 und noch mehr Jahre zu erreichen. Allmählich wandelte sich auch der Geist der Männer.
    Dadurch, dass sie älter wurden, machten sie sich zunehmend Gedanken über die Zukunft. Und über ihr Verhältnis zu Frauen.
    Die Männer waren in der Überzahl, sie waren stärker und lebensfähiger. Sie begannen, nach denselben Rechten wie die Frauen zu verlangen. Sie sahen eine Ungerechtigkeit darin, immer dem Willen der Frauen ausgeliefert zu sein, um in den Genuss von Elcoxol zu kommen. Sie begannen, sich heimlich zu treffen und zu beratschlagen, wie sie zumindest eine Gleichberechtigung erreichen konnten. Sie waren unzufrieden, dass ihnen die Wege der höheren Bildung und wissenschaftlichen Forschung versperrt waren. Alle höheren Positionen wurden ausschließlich von Frauen eingenommen.
    Manche versuchten, ihren Frauen besonders zu schmeicheln, um hinter das Geheimnis des Elcoxols zu kommen. In den unteren Schichten der Gesellschaft bestand längst keine Vielehe mehr; allerdings kannten diese einfachen Frauen das Rezept ebenfalls nicht. Niemand konnte sich zu Hause ein heilsames Elcoxol-Bad bereiten; es war eine öffentliche Angelegenheit. Die Zusätze durften nur von Priesterinnen zugegeben werden, die die einzelnen Bestandteile des Rezeptes an sich allerdings auch nicht kannten. Nur die Hohepriesterin und ihre Töchter oder eine Stellvertreterin kannten das Geheimnis - und sie bewahrten es gut.
    Den Männern gefiel das nicht. Sie wagten nicht, ihren Unmut öffentlich auszusprechen, doch es gärte in ihnen. Es kam sogar vor, dass einige Männer die Städte verließen, um Kontakt zu den Freien Männern des Westens aufzunehmen. Diese existierten weiterhin ohne Elcoxol - aber immerhin waren sie auch nicht mehr von den Frauen abhängig, da sie

Weitere Kostenlose Bücher