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1968 - Ketzer der Tazolen

Titel: 1968 - Ketzer der Tazolen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er den nächstbesten Gegenstand und stürmte in den Hauptraum mit der offenen Feuerstelle zurück. Seine Hände umklammerten einen mächtigen Hammer zum Steineklopfen.
    Isho stand wie erstarrt, sie blinzelte nicht einmal. Kif schrie auf: „Gor, was tust du ..." Weiter kam er nicht mehr. Der Hammer traf ihn mit voller Wucht seitlich am Kopf. Es gab einen hässlichen Laut, als der Schädelknochen brach. Kif war tot, bevor er auf dem Boden aufprallte.
    Isho hatte ebenfalls keine Chance mehr. Kif war im Verlauf von zwei oder drei Herzschlägen gestorben, und das war genau die Zeit, die der Hohepriesterin als restliches Leben blieb. Selbst wenn sie nicht schreckerstarrt gewesen wäre, hätte sie nicht mehr als einen Schritt zur Flucht schaffen können. Gor war mit dem nächsten Satz bei ihr und schlug ihr auf dieselbe Weise wie Kif mit einem einzigen grausamen Schlag den Schädel ein.
    Zwei weise Frauen fanden Gor am nächsten Morgen, zwischen den beiden blutüberströmten Leichen am Boden sitzend, immer noch den Hammer in den Hand. Während die eine Frau nur schrie, handelte die andere, Ifos, sofort. Sie lief aus dem Haus und rief jeden, den ihr Ruf erreichte, herbei, um die Schandtat mit eigenen Augen zu sehen. So etwas hatte es noch nie gegeben; keine der heiligen Frauen konnte sich an einen ähnlichen Vorfall erinnern. Niemand hatte es je gewagt, die Hand gegen die Hohepriesterin, die den Göttern am nächsten war, zu erheben.
    Und Nachto zürnte. Wolken bedeckten Hilor innerhalb weniger Minuten, und ein rasendes Gewitter versetzte alle männlichen Bewohner der Stadt in Angst und Schrecken. Ifos nutzte das sofort aus. Sie war nicht weniger gläubig als die Männer, aber sie war wie die meisten anderen Frauen in der Lage, die Zeichen der Götter zu deuten und ihren Zorn zu besänftigen. Sie wusste, dass die Götter die Tazolen nur dann straften, wenn es notwendig war, wenn sie also ungehorsam gewesen waren. Doch sie waren zu besänftigen, und die Frauen wussten stets, wie.
    In den Wochen, die die Priesteranwärterrinnen in den Bergen verbrachten, hielten sie innige Zwiesprache mit den Göttern. Nur in den Pausen zwischen den Gebeten und Tänzen arbeiteten sie an den Wänden, bemalten sie und führten die Historie fort. „Seht!" übertönte Ifos' kraftvolle Stimme den brüllenden Donner. Sie stand im Eingang des Hauses, mit flatterndem Gewand und erhobenen Armen. „Seht, was geschehen ist! Nachto zürnt, weil ein Mann die Hand gegen einen anderen Mann erhob und ihn erschlug. Das schrecklichste aller Verbrechen ist aber, dass er die Hohepriesterin Isho ermordete! Es gibt keine gerechte Strafe, die dieses abscheulichste aller Verbrechen sühnen könnte, deshalb wird Nachto selbst über euch richten und alle Männer die Strafe erleiden lassen, die ein einzelner über sie gebracht hat!"
    Die Männer warfen sich mit dem Gesicht voran in den Staub, die Arme flehend hochgestreckt. „Gnade! Gnade!" winselten und bettelten sie, während Nachtos Zorn sich in Form eines sintflutartigen Regenschauers über sie ergoss. Die weisen Frauen hatten sich um Ifos geschart. Sie waren keineswegs so mutig, doch sie vertrauten in diesem Augenblick dieser Frau voll und ganz. „Was sollen wir tun?" fragten die einfachen Frauen, die sich an den Männern vorbei näher zum Haus wagten. „Der Mörder ist hier, und über ihn muss gerichtet werden!" Ifos hatte es tatsächlich geschafft, dass zwei weise Frauen in das Haus des Schreckens gegangen waren und Gor herauszerrten. Obwohl er sehr viel stärker war, als beide zusammen, setzte er sich überhaupt nicht zur Wehr. Den Hammer hatte er glücklicherweise fallen gelassen, aber sein blutbesudelter Anblick war auch so noch schreckerregend genug. „An den Pfahl!" schrien viele Frauen, als sie Gor sahen.
    Am Ostrand der Stadt, in der Nähe des feuchten Sumpfes, gab es den sogenannten Schandpfahl. Überführte Straftäter wurden dort für eine gewisse Zeit festgebunden, den Blick auf die lebensspendende Feuchtigkeit gerichtet und ohne Kleidung dem sengenden Hilor ausgesetzt. Ifos erschien das eine zu milde Bestrafung; sie wünschte sich den Kopf des Wahnsinnigen. Doch sie fragte: „Wie lange?"
    Und diesmal war das Geschrei noch lauter: „Bis zum Tod!" Das allerdings war etwas anderes. Eine grausame Strafe, eine furchtbare Hinrichtung.
    Noch nie war ein Tazole zum Tod durch Austrocknung verurteilt worden. „Er soll Nahrung bekommen, aber keine Schlammpackungen, und seine Augen sollen stets auf das

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