1968 - Ketzer der Tazolen
Götter, dass er am Schandpfahl sterben sollte. Ifos beugte sich ihnen, verbannte den Mann jedoch aus der Gemeinschaft. Zwei weise Frauen wurden angewiesen, ihn in angemessener Entfernung zu begleiten und zu verhindern, dass er den Weg zu einer anderen Stadt einschlug. Sie trieben ihn allmählich ins wilde Sumpfland hinaus. Gor setzte sich nicht zur Wehr, sein Wille war vollständig gebrochen. Es war fraglich, wieviel sein Verstand von alldem überhaupt noch mitbekam.
Eine Woche nach seiner Verbannung ertrank Gor in einem Wassertümpel. Ifos nahm diese Nachricht zufrieden auf. Es linderte ein klein wenig ihren Schmerz über Ifos Verlust. Durch ihre beherzte Art hatte sie längst das Amt der Hohepriesterin angetreten, ohne öffentlich dazu gewählt worden zu sein. Das gab ihr die Möglichkeit, die Myr weiter zu erforschen und wieder ein Geheimnis mehr für die Überlieferung zu finden.
6.
Gantusch
Der Shift war inzwischen ins Wasser eingetaucht und näherte sich langsam dem Korallenriff. In diesem Bereich war die Unterwasserwelt noch einigermaßen in Ordnung und täuschte darüber hinweg, was mit dem Planeten geschehen war. Fische, Wirbellose, Blumentiere - es wimmelte nur so von Leben. Allen an Bord des Shifts war klar, dass dies nicht mehr lange so sein würde. Der radioaktive Tod wartete auf das Leben. „Was ist das wohl?" fragte Dao-Lin einmal und deutete auf ein seltsames Wesen, das gerade ihren Weg kreuzte.
Es ähnelte einem braunbefellten Tausendfüßer und war drei Meter lang, mit zwei Dutzend Füßchen. Die vordersten drei Paare waren viel stärker ausgebildet, kräftiger und länger, mit greiffähigen fingerartigen Auswüchsen. „Wo?" fragte Mhogena, der sich gerade auf einen anderen Ausblick konzentriert hatte. Der Gharrer sah gerade noch einen schnell davonhuschenden Schatten. „Ein sehr scheues Tier. Vielleicht taucht es noch einmal auf." Dao-Lin wandte sich Vil an Desch zu. „Wie weit ist es noch?" Sie hatten inzwischen einen der Ausläufer des Korallenriffs erreicht und die Geschwindigkeit deutlich verlangsamt, um nicht versehentlich etwas zu beschädigen und die Unterwasserwelt nicht zu sehr zu beunruhigen. „Wir sind fast da", meinte der ehemalige Scoctore.
Er dirigierte den Shift ein wenig umständlich; offensichtlich hatte er damals eine Weile herumgesucht und kannte keinen anderen Weg. Schließlich erkannte er einen größeren Durchschlupf wieder. „Dahinter liegt eine Art Höhle, dort habe ich das Boot versenkt", sagte er. Vil an Desch wirkte hektisch, seine Haut glänzte ölig und nahm an einigen Stellen sogar eine leichte Rottönung an. Jetzt, so kurz vor dem Ziel, konnte er es kaum mehr abwarten. Der Shift passte durch die Lücke und sank langsam zu Boden nieder. „Achtet auf plötzliche Angriffe!" warnte die Kartanin ihre Leute, „Möglicherweise stören wir hier irgendwelche geflüchteten Tiere in ihrer Ruhe.
Auf keinen Fall aus Reflex schießen! Nichts kann uns hier etwas anhaben." Aber es geschah nichts, das höhlenartige Loch in dem Riff das bis zum Meeresboden reichte, war leer und verlassen. Es gab auch kein Beiboot. Vil an Deschs dunkle Augen traten fast aus ihren Höhlen, und er stieß einen unartikulierten Laut aus. „Aber das ... aber das ... das ist völlig unmöglich!" kreischte er auf. „Du hast dich bestimmt in der Stelle geirrt", versuchte Mhogena ihn zu trösten. „Wir suchen einfach systematisch alles ab", sagte Dao-Lin ruhig. „Das Boot kann sich ja nicht in Luft aufgelöst haben."
„Aber wie ist es weggekommen?" Vil an Desch konnte sich nicht beruhigen. „Es gibt immer eine Erklärung, und wir werden sie herausfinden." Die Ohren der Kartanin waren eingeknickt und standen seitlich vom Kopf ab. Allmählich wurde sie ungehalten. „Ich habe mich garantiert nicht in der Stelle geirrt!" fuhr der Tazole fort. „Es ist absolut unmöglich."
„Ich glaube dir. Aber das hilft uns nicht weiter!
Um keine weitere Zeit zu verlieren, machen wir uns jetzt auf die Suche." Der Shift zog allmählich immer größere Kreise. Der Mann von der Ortung meldete auf einmal: „Es gibt hier so etwas wie Bauten. Nicht sehr viele und äußerst gut getarnt in ein Riff hineingebaut. Ich konnte die Strukturen erst jetzt bei der Annäherung erkennen."
„Fliegen wir dorthin!" ordnete Dao-Lin an. Kurz darauf kam ein riesiges, weit verzweigtes Korallenriff in Sicht. Selbst auf die kurze Entfernung war es nicht einfach, die künstlich errichteten Bauten mit bloßem Auge zu
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