1968 - Ketzer der Tazolen
Wortes! Erzähl mir lieber, was geschehen ist!"
Tuyula sprach sehr schnell; sie hatte Angst, Vincent vorzeitig zu verlieren, bevor er endlich die gewünschten Antworten gegeben hatte. „Ich versuche ja, mich zu erinnern ... Es ist nicht einfach, Kleine, das müsstest du doch verstehen. Es ist auch für mich alles noch fremd und neu... Ich weiß, dass ich versuchte, eine Hypersenke zu bilden."
„Du - hast es versucht?"
„Ja. Es gelang mir aber nicht so gut. Die Hypersenke war instabil und.., wie soll ich es sagen ...löchrig ... Sie war gerade noch fest genug, um mich vor den zerstörerischen Einflüssen des Hyperraums zu schützen. Doch es war ganz anders als sonst: hell ..."
„Hell? Du meinst, es war nicht absolut finster, wie ich es immer erlebt habe?"
„O nein, ganz und gar nicht. Die Hülle war sehr schwach und fein, beinahe wie ... eine Schmiegeschicht. So war sie transparent, weil ich es nicht schaffte, sie richtig zu stabilisieren."
„O strahlende Kreatur der Erleuchtung!" flüsterte Tuyula. „Dann ... dann hätte es immer so sein können?" Die Angst strömte in ihr empor; sie erinnerte sich wieder einmal an die grauenvollen Stunden, die sie in irgendwe1chen Hypersenken hatte verbringen müssen, weil Vincent sie versteckt hatte. Tuyula schüttelte sich.
Vincent summte wieder vor sich hin. Doch bevor die Blue ihn erneut anfassen konnte, sprach er weiter: „Ich weißes nicht, Tuyula. Doch diesmal war es eben so. Sie war auch nicht sehr groß, gerade genug Platz für mich ... und da habe ich sie gesehen. Die Farben, aber nicht einfach nur irgendwelche Kleckse, sondern wahrhaftige Gebilde, stets veränderlich in Form und Farbe, sich wiegend im Hyperwind. Sie schaukelten auf und ab, schwebten nebeneinander dahin oder berührten sich ... Und dabei kam es immer zu einer wahren Farbexplosion."
Automatisch hatten sich, sobald Vincent zu reden begonnen hatte, zahlreiche Aufzeichnungsgeräte eingeschaltet. Sie analysierten seine Sprechweise, seine Atmung, jede Bewegung seine Muskeln. Später konnte man daraus vielleicht Rückschlüsse ziehen. Darüber hinaus hatte Darla Markus sofort eine Verbindung zu Julio Mangana hergestellt und offengehalten, damit dieser alles live miterlebte. Wahrscheinlich ärgerte ihr Vorgesetzter sich darüber, sich gerade jetzt ein paar Stunden frei genommen zu haben, während der Patient die ganze Zeit vorher nicht ansprechbar gewesen war. „Was waren das für Gebilde, Vincent?" drängte Tuyula. „Lebewesen? Bewohner des Hyperraums?"
„Das konnte ich nicht herausfinden", antwortete Vincent, plötzlich sehr klar und deutlich. „Es könnten auch abstrakte Hyperphänomene sein. Es kommt mir zwar so vor, als wären sie lebendig gewesen, aber ich bin natürlich nicht objektiv. Es war so überwältigend, ein Rausch der Sinne ... Jedenfalls bemerkte mich niemand, nichts griff mich an ..., und dann ..." Der Mutant beendete den Satz nicht. Er schloss die Augen und setzte die merkwürdige, eintönige Melodie fort. „Vincent! Bleib bei mir!"
Tuyula versuchte mehrmals, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, aber der Mutant reagierte nicht mehr. Für ihn war offensichtlich alles gesagt und die Unterhaltung damit beendet. Er wollte sich wichtigeren Dingen widmen. „Die auf den Hyperraum gerichteten Parasinne nehmen wieder an Aktivität zu", sagte Darla mit dem Blick auf die Kontrollen. „Hör lieber auf, ihm zuzusetzen, Tuyula, sonst verschwindet er wieder. Er ist ohnehin bereits mehr dort als hier. Wenn er das Nächstemal abhaut, findet er vielleicht gar nicht mehr zurück. Dann verlieren wir ihn für immer."
„Das darf nicht geschehen!" zirpte Tuyula erschrocken. „Ich werde ihn nicht mehr so bedrängen. Nach und nach wird er mir sein Wissen preisgeben, da bin ich ganz sicher."
2.
Fluchten
„Großer Gott!" entfuhr es Myles Kantor, als er die Ortung sah. Der Hypersturm war nach. Einer knappen Stunde wieder vorüber, und es hatte Entwarnung gegeben. Gharrische und terranische Raumschiffe konnten wieder in den Hyperflug gehen, allerdings unter größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen. Momentan waren keine weiteren Beben und Stürme prognostiziert, dennoch blieben alle Schiffe weiterhin in ständiger Bereitschaft. Solange der Sturm angedauert hatte, hatten die Wissenschaftler auf Thagarum nichts gegen die algiotischen Schaltstationen auf Huscoot und Thuraghur unternehmen können. Nun suchten sie verzweifelt nach Möglichkeiten, den Störimpulsen entgegenzuwirken, um den
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