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0163 - Der Zombie-Bus

0163 - Der Zombie-Bus

Titel: 0163 - Der Zombie-Bus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Dr. Ricardo Ray sah aus wie ein Playboy, aber nicht wie ein Chemiker. Er war überdurchschnittlich groß, trug das schwarze Haar modisch geschnitten, und die Bräune blieb über das ganze Jahr immer gleich. Sein Lächeln auch.
    Er war schon smart, dieser Chemiker. Deshalb wurde er von den Kollegen auch der schöne Ricardo genannt.
    Dr. Ray nahm die Bezeichnung huldvoll zur Kenntnis. Huldvoll war auch das Lächeln, mit dem er mich begrüßte.
    »Willkommen, Oberinspektor«, sagte er und reichte mir seine Hand.
    Ich quetschte sie ein wenig.
    »Daß Sie den Weg zu mir gefunden haben, freut mich. Ich hätte nicht damit gerechnet, daß Sie so schnell kommen würden, aber die Sache ließ mir keine Ruhe. Auch nicht am Wochenende.«
    »Wenn es wirklich so schlimm ist…«
    »Schlimmer, Oberinspektor, schlimmer. Aber das sage und zeige ich Ihnen noch. Kommen Sie erst einmal rein.«
    Ricardo Ray hatte es eigentlich gar nicht nötig, zu arbeiten. Sein verstorbener Vater hatte ihm genügend Geld hinterlassen, um ein sorgenfreies Leben führen zu können. Dazu hatte Ray jedoch keine Lust. Er wohnte zwar wie ein kleiner König, aber sein Gehalt war das eines Beamten.
    Dr. Ray, der Chemiker, arbeitete bei Scotland Yard. Wir beide waren quasi Kollegen. Und ihm war eine besondere Aufgabe zugefallen. Er sollte Blut untersuchen, das vielleicht einmal einem Vampir gehört hatte.
    Wir betraten eine Halle. Die Steinfliesen auf dem Boden waren so gelegt, daß das Muster beruhigend wirkte. Die Glastüren reichten bis zum Boden. In den Fenstern spiegelte sich das Sonnenlicht. Ich konnte einen Blick in den Park erhaschen, wo ich einen großen Teich sah, auf dem Gänse und Enten schwammen.
    Nobel, nobel.
    »Sie wohnen hier sehr nett«, erklärte ich dem Chemiker.
    »Vielleicht ein wenig einsam. Zudem habe ich in Mayfair noch eine kleine Stadtwohnung.«
    »Die sicherlich mehr als sieben Zimmer hat«, sagte ich.
    Er lachte. »So ungefähr. Aber deshalb habe ich Sie nicht gebeten, zu kommen. Vielleicht wissen Sie, daß ich mir als Hobby ein kleines Privatlabor leiste.«
    »Ja, es hat sich herumgesprochen.«
    »Und in dieses Labor möchte ich Sie führen, Mr. Sinclair. Wir brauchen auch nicht zu laufen, sondern können einen Lift nehmen.«
    Ricardo Ray ging vor und blieb neben einer Nische stehen. Hier hatte er sich den Lift einbauen lassen. Ray war salopp angezogen.
    Eine leichte Jacke aus Kamelhaar trug er, ein sportliches Hemd, um den Hals ein Tuch geschlungen und eine dunkle Hose, dessen Stoff locker fiel und bestimmt viel Geld gekostet hatte.
    Wer's hatte…
    Die Tür des Lifts schob sich lautlos zur Seite, und wir betraten die kleine Kabine, die sehr gut und teuer ausstaffiert war. Es gab sogar eine kleine Bar.
    »Möchten Sie einen Schluck, Oberinspektor?«
    »Nein, danke.«
    »Aber es ist doch Wochenende. Eigentlich sind Sie ja nicht im Dienst.«
    »Vielleicht später.«
    Er schaute mich von der Seite her seltsam an und nickte. »Ja, Sir, später.«
    Der Lift hielt. Wieder schwang die Tür zurück, und der Chemiker ließ mir den Vortritt.
    »Fühlen Sie sich ganz normal«, sagte er, weil ich stehengeblieben war. Ich war auch wirklich überrascht, denn das Labor hätte einem Industrieunternehmen zur Ehre gereicht.
    Es gab eigentlich nichts, was es nicht gab. Von den Hilfsmitteln der reinen Chemie ging es über zur physikalischen Chemie, denn ich sah zahlreiche Meßgeräte, die allerdings nicht in Betrieb waren.
    Das mußte ein Vermögen gekostet haben!
    Ricardo Ray lachte. »Ich weiß, was Sie denken, Kollege Sinclair. Und Sie denken nicht falsch. Es hat in der Tat ein Vermögen gekostet. Mein Vater hat es mir überlassen. Ich habe damit mein Hobby finanziert, was ich als durchaus legitim betrachte.«
    »Natürlich.«
    »Viele denken wie Sie«, sagte der Chemiker. »Deshalb habe ich auch nie mit Kollegen in diesem Haus eine Party gefeiert. Ich weiche immer in meine Stadtwohnung aus.«
    Ich schwieg und ließ mich von ihm quer durch das Labor führen.
    Fenster sah ich nicht, wohl eine Klimaanlage und große Abzüge, die giftige Dämpfe filterten.
    Ricardo Ray besaß auch ein Büro. Es war ziemlich geräumig. Auf dem Schreibtisch häuften sich die Unterlagen. Es lagen auch dort wissenschaftliche Bücher. Sie waren übereinandergestapelt und bildeten einen Turm.
    Ray ließ sich weder am Schreibtisch nieder noch in der kleinen Sitzgruppe. Er steuerte einen Beistelltisch an, auf dem einige Erlenmeyerkolben standen, in denen eine rotviolette

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