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1974 - Hetzjagd am Black Hole

Titel: 1974 - Hetzjagd am Black Hole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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kristallinem Material bestand und eine Fassade aus kanneliertmilchigen Säulen besaß. Zwischen ihnen stand ein einzelner Errante in gebückter Haltung; er musste uralt sein. Wi voTer?
    Mein Blick schweifte umher. Je mehr ich sah, desto verwirrter wurde ich. Es gab Stellen, an denen zwei oder drei fe ste Körper gleichzeitig zu existieren schienen, ohne dass sie sich berührten. Ich kniff die Augen zusammen, aber der Eindruck veränderte sich nicht. Durch die gesamte Landschaft schwebten leuchtende Wolken wie Nebelfetzen. Im Hintergrund driftete ein konturloses Etwas vorbei, das ich nur verschwommen erkennen konnte. Meine irritierten Blicke folgten ineinanderfließenden Linien, ohne dass ich bei ihnen Anfang oder Ende entdecken konnte.
    Dieser Raum, dessen Größe ich nicht abschätzen konnte, schien aus einem Stück Kristall entstanden sein. Keine Linie führte zu einem erkennbaren Ende. Auf geheimnisvolle Weise waren alle Körper miteinander verbunden. Ich wusste, dass ich mich ohne fremde Hilfe in diesem Labyrinth nicht orientieren konnte. Einzige feste Bezugspunkte waren die Erranten, doch auch sie ...
    Ki sagte leise: „Der optische Eindruck entsteht durch die Phasenverschiebung mehrerer Existenzebenen. Wir haben die Verbindungen zu drei anderen Existenz ebenen aufgestoßen! Gezielte Manipulation des Realitätsgradienten der aktuellen Wirklichkeit. Der Realitätsgradient ist bekanntlich ein Maß für die Bereitwilligkeit der aktuellen Wirklichkeitsebene, Kontakt mit einer anderen Ebene aufzunehmen."
    „Was bedeutet das?"
    Ein merkwürdiges Gefühl des déjàvu suchte mich heim. Alaska Saedelaere und Kytoma! Er hatte mir vor langer Zeit davon erzählt; mein Dialog mit Ki glich dem, den der damalige Maskenträger mit seiner geheimnisvollen Freundin geführt hatte. „Die umfassende Struktur des Kosmos in seiner holistischen Ganzheit setzt voraus, dass alles unendlich oft in anderen Ebenen existiert. Jedes Objekt, das im Standarduniversum existiert, gibt es endlos oft in anderen Bezugsebenen - du kannst auch von parallelen, komplementären oder alternativen Realitätsebenen oder Universen sprechen.
    Wenn es gelingt, diese anderen Ebenen sichtbar zu machen und Brücken zu schlagen, entstehen Gebilde wie das Errantadhur."
    „Und warum das Ganze?"
    „Weil nur der, der alle Ebenen öffnen kann, tatsächlich lebt. Nicht umsonst sprach ich von Objekten. Sie sind Einschränkung und Fragmentierung zugleich. Ausschnitte der Realität, nicht diese selbst, denn nur sie ist das eigentliche Subjekt!" Als ich Ki anblickte, sah ich ihn dreifach! Sein Körper schien durchsichtig zu sein. Hinter ihm befanden sich zwei weitere Körper. Nein! verbesserte ich mich sofort in Gedanken. Nicht hinter, sondern in ihm! Alle drei Körper waren transparent.
    Sie waren gleich groß und befanden sich alle an der gleichen Stelle. Eigentlich hätte ich nur einen Körper sehen dürfen; getreu dem Axiom, dass nie zur gleichen Zeit zwei Körper am selben Ort sein konnten. Dennoch, ich sah Ki dreifach. Und das gleiche galt für alle anderen Erranten. „Jeder von uns existiert unendlich oft", sagte er leise. „Aber du kannst mich nur dreifach sehen, weil wir mit Hilfe unserer querionischen Verwandten noch nicht weiter in die Existenzebenen vorstoßen konnten. Mag sein, dass das den Superintelligenzen, den Materiequellen oder den Kosmokraten möglich ist, vielleicht auch Torr Samaho. Uns nicht. Noch nicht." Er bewegte sich und seine Parallelkörper mit ihm.
    Wir gingen durch die Parklandschaft auf den „Tempel" zu. Ki überquerte dabei mehrere Grenzlinien von Existenzebenen. Jedesmal, wenn der Errante eine solche Schicht passierte, veränderte er seine Größe. Mehrfach war er so klein, dass ich ihn kaum erkennen konnte. Auch das eine optische Täuschung! erkannte ich. In Wirklichkeit behielt Ki stets seine ursprüngliche Größe bei. Er selbst veränderte sich nicht. Was sich veränderte, war die Entfernung zwischen ihm und mir. Und das bedeutete, dass im Errantadhur Distanzen keine mir vertraute Gültigkeit besaßen. Objekte, die scheinbar greifbar nahe waren, befanden sich mitunter sehr weit entfernt.
    Die Erranten standen im Halbkreis vor den Tempelstufen und sahen von dem Leuchten ihrer Errantghoms in geheimnisvolles Licht getaucht, zu ihrem Ältesten hinauf. Es wurde kein Wort gesprochen, trotzdem entstand eine Gasse, die Ki thaRao und mir das Weitergehen ermöglichte. Ein knapper Wink bedeutete, dass ich am Fuß der Treppe warten sollte.

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