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1983 - Der Sonnentod

Titel: 1983 - Der Sonnentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Hier, auf einer urzeitlichen Dschungelwelt, ohne jede Ausrüstung, ohne Skalpell, Knochensäge und Betäubung ...
    Der Holterer, den Gijo herangewunken hatte, blieb vor mir stehen und öffnete einen Lederbeutel, den er vom Gürtel seines Lendenschurzes gelöst hatte. Er kniete vor mir nieder, damit er den Kopf nicht so tief senken mußte, und untersuchte behutsam die Wunde. Seine vierfingrigen Hände waren sehr geschickt. Er streifte das tote, fett und weiß schimmernde körnige Gewebe ab, das sich löste, ohne daß ich zusätzliche Schmerzen empfand.
    Vielleicht war das quälende Brennen, das von der Wunde ausging, aber auch nur so stark, daß ich die neu hinzukommende Pein nicht mehr spürte.
    Dann griff er in den Beutel und holte eine Handvoll weißes Pulver hervor, von dem er etwas auf den nun freiliegenden, im dunklen, aufgequollenen Fleisch sitzenden Blutegel streute.
    Zum Glück stützte Shabon mich noch immer.
    Ich wandte den Blick ab, wäre aber trotzdem fast ohnmächtig geworden, als ich hörte, wie das Tier sich mit einem satten Schmatzen von meinem Arm löste und zu Boden fiel. Mit einer fast beiläufigen Bewegung zertrat es der Holterer, und mein eigenes Blut spritzte so hoch, daß es meine Brust benäßte.
    Der Eingeborene vollzog eine kreisrunde Kopfbewegung, die mir wie ein Ausdruck von Zufriedenheit vorkam, und zog mich dann mit Shabons Hilfe vollends aus. Er untersuchte mich gründlich, drehte mich wie eine Puppe hin und her und träufelte Pulver auf alle Egel, die er fand.
    Nachdem er meinen Körper auf diese Weise von allen Parasiten befreit hatte, schüttete er noch mehr Pulver auf meinen linken Arm. Dabei grunzte er die- ganze Zeit über melodiös vor sich hin.
    Dann wandte er sich Shabon zu. Der Arzt nickte, zog sich schnell wieder aus und ließ sich ebenfalls behandeln.
    Während der Holterer sich anschließend um Hermon von Ariga und Atlan kümmerte, durchflutete mich eine wilde Hoffnung. Vielleicht war dieses Naturheilmittel imstande, meinen Arm doch noch zu retten.
    Vielleicht würde die Substanz gegen das Gift in meinem Körper ankämpfen und es neutralisieren ...
    Auch Rhoa zögerte nicht, sich auszuziehen und von den Blutegeln befreien zu lassen.
    Ich stellte fest, daß ihre Figur noch asketischer und maskuliner war, als ich bislang immer vermutet hatte. Aus irgendeinem Grund maßte ich an Viliona denken, Viliona, die sich ebenfalls einen Eichelkamm hatte scheren lassen, Viliona, die mir immer hinterhergelaufen war.
    Viliona, fünf Jahre jünger als ich, die nun vielleicht noch immer irgendwo im Wrack der ANUBIS lag, falls die Tazolen sie nicht irgendwie ...entsorgt hatten. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie diese Fanatiker mit Ketzern umgingen.
    Die Untersuchung der drei nicht transportfähigen Kameraden ergab, daß sie nicht von den Parasiten befallen waren. Offensichtlich kamen die Egel nur im Wasser vor und hafteten sich dort an ihre Opfer.
    Gijo bestätigte die Vermutung. „Esmargmännchen kleben an Beinen, Bäuchen, Hoden, Rücken. Saugen Blut, spritzen Gift. Opfer geschwächt, brechen im Sumpf zusammen, verfaulen im Wasser bei lebendigem Leib.
    Männchen befruchten Weibchen darin, Weibchen legen Brut in Kadaver. Larven fressen Fleisch und schlüpfen, und neue Esmarg suchen Opfer." Erschlug auf den Beutel. „Pulver lassen absterben. Esmarg tot. Nur toter Esmarg guter Esmarg." Dieser Spruch kam mir irgendwoher bekannt vor.
    Atlan sah zu Dro ga Dremm hinüber, der mittlerweile wieder von Hermon von Ariga bewacht wurde. „Möchtest du das Pulver ausprobieren oder dich lieber darauf verlassen, daß Kalcham und Ramsoh dich schützen?"
    Kalcham war der tazolische Wassergott und Herrscher über die Meere Ramsoh die Göttin des Lebens und der Fruchtbarkeit. Zumindest waren sie das vor Urzeiten gewesen, bevor nach dem Sturz des ursprünglichen Matriarchats auf Tazolar die Männer den alten Göttern neue Funktionen zugeteilt hatten.
    „Ihr glaubt doch wohl nicht", krächzte der Scoctore empört, „daß ich mich vor euch Ketzern ausziehen werde?"
    „Wie du meinst", sagte. der Arkonide. „Es ist deine Entschei..."
    Ein donnernder Knall übertönte den Rest seines Satzes. Ich reckte den Kopf hoch und machte am Himmel einen schweren tazolischen Gleiter aus, der genau auf uns zuraste.
     
    *
     
    Dro ga Dremm riß die Arme hoch und winkte, doch der Gleiter flog mit Überschallgeschwindigkeit und hatte uns schon längst passiert.
    Ich wußte nicht, ob die Besatzung uns gesehen hatte. Eine

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