1986 - Kampf der Giganten
Gravitationsbomben pechschwarz gezackte Löcher ins Raum-Zeit-Gefüge, von den Ortern und Tastern prasselte ein aberwitziger Geräuschpegel wirrer Signale herüber, und für einige Sekunden schien es, als sei dieser Angriff sogar von Erfolg gekrönt. „Keine Anmessung von MATERIA ...", knurrte Viena Zakata. „Weiterhin negativ... negativ... nega... Verflucht! Das ist sie wieder!" MATERIA schob sich über den wabernden Rand der Kunstsonne, einen Schweif brodelnden Plasmas hinterherziehend und von flockigen Ausläufern des nuklearen Feuers umgeben, die trudelnd zurückblieben. Diesmal pulsierte die Krakenerscheinung in rasendem Rhythmus, die Arme sanken in sich zusammen. Funkenentladungen um sprühten die Turmbauten, tanzten vielfach verästelt die reichhaltig gestalteten und untergliederten Fassaden entlang. Von den Dächern sprangen grellweiße Bahnen davon; sie endeten nach vielen zehntausend Kilometern in knolligen Strukturrissen.
Mehrfach glühte das Carit entlang von Kanten und Winkeln grell auf und stieß silbrige Fontänen aus. Sturzbachgleich brandeten diese pseudostofflichen Emissionen Über Vorbauten und Balkone, vereinten sich zu schäumenden Wogen, rollten und tobten weiter, erreichten die Plattform, gischteten zwischen den Turmfüßen und schossen als mächtige„Wasserfälle" über den Rand hinweg ins Leere, wo das Etwas zu diffusen Schleiern verwehte.
Herangezoomte Detailbilder und 01'tungsvergrößerungen zeigten, dass sich an einigen Stellen das goldfarbene Carit schwärzlich verfärbt hatte. Aber selbst das schien kein dauerhafter Erfolg zu sein. Zwar blieben die Flecken noch eine Weile, doch das bekannte Glimmen entstand schon wieder. Mit Maximalbeschleunigung schoss die Kosmische Fabrik davon, entfernte sich rasend von der verblassenden Kunstsonne. Der Kursvektor war eindeutig - Ziel war die Pseudo-SOL.
Und MATERIA fing die Hantel blitzschnell ein! Diese konnte nicht mehr fliehen, die Gravitraf-Speicher zur Versorgung des Kreuzer-Hypertakt-Triebwerks waren geleert - und damit war der Plan, die Kosmische Fabrik durch das Double am Rendezvouspunkt zu binden, zweifellos gescheitert. „Virtuellbild bricht zusammen ...
Fernsteuerung ist gestört ..."
„Wir stoßen nach!" schrie Tendakáan. „Überlagerungslücke wird größer ..." Rhodan gab ohne Zögern den entscheidenden Befehl, ungeachtet der Tatsache, dass die Planung ES' damit vielleicht gefährdet wurde: „Pseudo-SOL: Zündung!" Das Countdown-Display zeigte den Wert T minus 1 Stunde 1 9 Minuten, als der Emotionaut die Anweisung umsetzte, bevor die Verbindung endgültig zusammenbrach.
Das von der Pseudo-SOL erzeugte Inferno folgt einem genau abgestimmten Ablaufschema, dessen Einzelschritte im Bereich von Sekundenbruchteilen angesiedelt sind. Transformkanonen verschießen die zweihundert Arkonbomben über eine Minimaldistanz; mit der Rematerialisation ist die Zündung verbunden - Hyperfelder greifen um sich, normalerweise dazu geeignet, den unlöschbaren Atombrand zu initiieren.
Nahezu gleichzeitig greifen die Aufrisse der zehntausend festmateriellen Gravitationsbomben um sich, verstärkt von den übersteuerten Paratrankonvertern, während im Kern des zylindrischen Hantel-Mittelteils aus den Nugas-Behältern die engstens zusammengepferchten Protonen entweichen, dem Verlauf der fast augenblicklich zusammenbrechenden Röhrenfelder folgen und von dem hochspannenden Schwarzschild-Verdichtungsfeld in den Gravitationskollaps gerissen werden. 1,36 Pikosekunden danach bewirkt die Öffnung des Feldes, dass die Hälfte der Masse als Antiprotonen wieder erscheint - ihre explosive Expansion trifft auf Normalmaterie, die Annihilation setzt ein, intensiviert noch von den ebenfalls schlagartig freigesetzten Speicherinhalten der Gravitrafs ...
Und doch nützt das alles nichts! Die Kosmische Fabrik MATERIA hat den Angriff unbeschadet überstanden... An Bord von Zehntausenden Raumschiffen der Galaktiker gellt ein gemeinsamer Schrei des Entsetzens, des Unglaubens, der Erschütterung auf...
Kleiner, Arkoniden waren stets lerneifrig. Wir haben nur dann zugeschlagen, wenn man uns keine andere Wahl ließ. Sicherlich haben das meine Vorfahren und auch ich sehr viel härter getan, als es ein Perry Rhodan jemals befohlen hat. Wenn ich kompromisslos erscheine, dann habe ich meine Gründe. Ein Sternenreich, das ganz zwangsläufig zahllose Feinde hat, kann nicht ausschließlich mit Bitten, Rückziehern und nachgiebiger Außenpolitik gehalten, geschweige denn
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