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1990 - Der Silberwolf

Titel: 1990 - Der Silberwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht sehen." Das Akustikfeld wanderte neben dem Arkoniden her und wiederholte die Information mehrmals. Atlan erreichte die Suite, in der Vil an Desch inzwischen residierte. „Sag ihm, es ist mir egal. Ich komme jetzt hinein." Er berührte den Öffnungskontakt. Die Tür glitt zur Seite und gab den Blick auf den Vorraum frei. Vil an Desch hatte ihn mit Gegenständen aus flugunfähig geschossenen Algioten-Schiffen ausgestattet. In der Mischung aus grellem Licht und dunklen Winkeln vermittelten sie eine Atmosphäre der Bedrohlichkeit. Über allem prangte eine überdimensionale Leuchtschrift. In Tazolisch und Interkosmo verkündete sie, dass hier eine Inkarnation Nachtos residierte, des tazolischen Gottes von Blitz und Feuer. Bei Vil an Deschs Geburt 'hatte ein schweres Gewitter getobt und seinen Lebensweg vorgezeichnet. Von seiner großartigen Ausstrahlung und seiner Hitzköpfigkeit hatte Vil an Desch an Bord der MERLIN jedoch ziemlich alles verloren. „Er hat sich bereits zur Ruhe gelegt", fuhr das Akustikfeld fort. „Du sollst in ein paar Tagen wiederkommen."
    „Danke, das ist nicht nötig."Atlan steuerte auf die linke der beiden Türen zu, hinter der das Schlafgemach lag. Sie war nicht versperrt. Der Scoctore hielt sich auch nicht im Schlafzimmer auf. Der Arkonide ging hinüber ins Wohnzimmer und sah sich um. Die Einrichtung stimmte mit dem überein, was er von früheren Besuchen her kannte. Die Statue unter der Balustrade aus. schwarzem Basaltimitat war allerdings neu. Es war Vil an Desch.
    Reglos und mit verrenkten Gliedmaßen verharrte er auf der Stelle, die Augen leblos zur Decke gerichtet. Der weit ausladende, eierförmige Hinterkopf berührte die Wand und bildete eine zusätzliche Stütze. „Gewöhnlich respektieren wir die Wünsche unserer Gäste", sagte Atlan statt einer Begrüßung. „In diesem Fall sehe ich mich gezwungen, eine Ausnahme zu machen." Die Statue zeigte keine Reaktion. Ihr Material schien sich eher noch zu verhärten. Er weiß genau, was du von ihm willst, wisperte der Extrasinn des Arkoniden. Es kann ihm nicht entgangen sein, dass der Netz-Neutralisator einsatzbereit ist. „Vil an Desch, wir brauchen dich", fuhr der Arkonide fort. „Jetzt mehr als zuvor."
    Die Statue ignorierte seine Anwesenheit noch immer. Atlan ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Er entdeckte die Karaffe mit dem öligen Gesöff, an dem sich der Tazole regelmäßig labte. Es stank nach einer Mischung aus Rhizinusöl und Lakritze, und es regte nicht nur bei Arkoniden den Brechreiz an. Atlan holte das Gefäß und hielt es Vil an Desch unter die Nase. Zunächst geschah nichts. Nach drei Minuten schließlich zeigte sich eine erste Reaktion. Die Nase der Statue fing an zu tropfen.
    Vil an Desch schien jetzt einzusehen, dass es keinen Sinn ergab, wenn er sich weiter verstellte und meditierte. Sein Arm schoss nach vorn. Er entriss Atlan die Karaffe und leerte sie in einem Zug. „Du zwingst mich, die seltenen Köstlichkeiten aus meiner Heimat zu vergeuden", beschwerte er sich anschließend. Seine Stimme klang, als würden ein Reibeisen und eine Kreissäge gemeinschaftliche Sache machen. „Es ist deine eigene Schuld. Du verschließt die Augen vor der Wirklichkeit. Das Schicksal deines Volkes und aller Algioten hängt an einem seidenen Faden. Du hast es in der Hand, alles zum Guten zu wenden."
    „Unsinn, Galaktiker! Pure Einbildung. Du hast es selbst erlebt. Sie wollen nichts von mir wissen. Im Gegenteil. Jeder von ihnen wird sich glücklich schätzen, mich umbringen zu dürfen." Der Tazole löste sich von der Wand und umkreiste den Arkoniden. „Du willst, dass ich Zeuge der Katastrophe werde? Abgele4nt. Ich habe nichts mit dem zu tun, was in Chearth vor sich geht." Atlan lachte. „Du trägst einen Teil der Verantwortung. Ich dulde nicht, dass du dich aus ihr davonstiehlst."
    Der Scoctore sprang auf den Tisch und starrte auf den Arkoniden hinab. „Hier habe ich mein Elcoxol und auch sonst alles, was ich zum Leben brauche. Draußen aber bin ich vogelfrei. Wenn ich die MERLIN verlasse, bedeutet das den Tod für mich. Du weißt das, und dennoch verlangst du es von mir."
    „Alles, was wir von dir fordern, ist, dass du dich an der Wiedergutmachung beteiligst, die dein Volk leisten muss." Der Scoctore legte den Kopf schief und zuckte mit den Mundwinkeln. „Ist es nicht eher Xions Schuld, dass wir hier sind?"
    „Wenn einer kommt, sich für deinen Gott ausgibt und von dir verlangt, dass du dich in einen Abgrund

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