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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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besprechen.«
»Kommt ihr weiterhin gut miteinander aus?«
»Ich lerne eine Menge von ihm.«
»Er schont dich hoffentlich nicht, bloß weil du mein Sohn bist!«
»Da trifft wohl eher das Gegenteil zu.«
»Dann ist es in Ordnung.«
»Na hör mal! Er scheucht mich ganz schön durch die Gegend.«
»Pageis weiß genau, daß ich mich um das Holz auf Jahre hinaus nicht kümmern kann und er dich daher so schnell wie möglich einarbeiten muß. Und er weiß auch. Sollte ich hier das Rennen machen, gibt’s für mich keine Rückkehr zur Firma.«
»Ich hab’ den Eindruck, die Reederei frißt dich auf.«
»Es geht um sehr viel.«
»Und wie steht die Konkurrenz da?«
»Nach Auskunft meines Spions nicht so gut wie wir.«
»Wer ist das eigentlich?«
»Besser, du weißt es nicht.«
»Ist das Schnüffeln im fremden Revier nicht gegen die Regeln?«
»Nein, nein, es gehört zur Strategie, und du kannst sicher sein, wie ich in Johns Lager einen Mann sitzen habe, so hat er einen bei mir eingeschleust. Ich muß nur noch herausfinden, wer es ist. Ja, die Dinge stehen vortrefflich, aber erst ein Sechstel der Zeit ist herum, und dein Onkel ist ein versierter Kaufmann. Sein spanischer ImmobilienFlop …, nun, so was kann jedem passieren. Oft sind es die ausländischen Gesetze, die einem plötzlich einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen.« Jacob trank den Kaffee aus. »Okay«, sagte er, »ich muß los.«
»Danke für die Rosen, mein Junge! Die werden jetzt sofort ins Wasser gestellt.« Olaf begleitete seinen Sohn bis zum Fahrstuhl und kehrte dann ins Büro zurück.
Um vier Uhr kamen die Angestellten der Frachtabteilung, der Inspektion und des Personalbüros zu einer Besprechung. Es ging um die neuen Klassifikationspapiere zweier Schiffe, um die Überholung der Maschine auf der MARIA THEUNISSEN und die entsprechenden Vorgespräche mit der Werft und schließlich noch um einige Urlaubsregelungen.
Die Sitzung dauerte bis Viertel nach fünf. Es war Freitag, und so wünschten die Konferenzteilnehmer sich gegenseitig ein erholsames Wochenende.
Als Olaf wieder allein war, hatte er plötzlich das Verlangen, sich ohne Jenny und die Kinder für ein, zwei Tage im Eiderstedter Haubarg einzunisten. Onkel Claas hatte das schöne alte Bauernhaus seinen Geschwistern und deren Kindern immer für Ferienaufenthalte zur Verfügung gestellt, damit sie sich dort möglichst oft begegneten. Doch nun gehörte es zur Erbmasse, würde also später John oder ihm zufallen. Bis dahin, so hatten sie sich geeinigt, blieb die gewohnte Nutzungsmöglichkeit aufrechterhalten, wenn auch mit einer Änderung. Es gab jetzt einen Belegungsplan, der dafür sorgte, daß man ungestört war. Olaf wußte, für dieses Wochenende lagen keine Anmeldungen vor. Das Haus war also frei, und obwohl die Arbeit auf seinem Schreibtisch sich häufte, festigte sich sein Plan, nach Osterhever zu fahren. Ich muß, dachte er, mal wieder den Geist der alten Theunissens spüren!

3
    Durch die Windschutzscheibe sah er auf das große weiße Gebäude mit dem wuchtigen Reetdach, das wie eine Riesenmütze auf dem Gemäuer saß. Von diesem Haustyp, den einst die Niederländer mitgebracht hatten, gab es um das Jahr 1800 noch etwa vierhundert, aber jetzt gehörte der Theunissen-Hof zu den wenigen übriggebliebenen Exemplaren. Zwar wurde auch hier schon längst keine Landwirtschaft mehr betrieben, doch alles alte Gerät war noch vorhanden und sollte nach dem Willen von Onkel Claas weiterhin an seinem Platz bleiben, damit die nachkommenden Generationen nie die Mühsal aus den Augen verloren, mit der die Ahnen den Hof erarbeitet und erhalten hatten.
    Es war schon nach neun Uhr, als er vor der Haustür stand. Er hätte sie mit seinem eigenen Schlüssel öffnen können, doch dann würde Georgine sich erschrecken und denken, da wäre ein Dieb am Werk. Also ließ er den schweren Türklopfer dreimal aufschlagen, hörte bald darauf die Schlurfschritte. »Ich bin’s! Olaf!« rief er. Die Tür ging auf.
    »Junge!« Die Alte packte ihn am Arm und zog ihn mit einer Heftigkeit ins Haus, als hatte er draußen in Sturm und Regen gestanden. Er umarmte sie, die im Frühjahr einundachtzig geworden war und jedes der Enkelkinder von Maynhard und Gesine Theunissen von klein an kannte. »Warst lange nicht hier.«
    »Die Arbeit, Georgine! Die Arbeit!«
»Wenn du hören willst, wie ich darüber denke. Als Claas Theunissen sein Testament verfaßte, muß er von einer Kuh gebissen sein. Er hat John und dich zu Gegnern gemacht,

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