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2 ½ Punkte Hoffnung

2 ½ Punkte Hoffnung

Titel: 2 ½ Punkte Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Olson
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wenn ich schnell ging. Ich war allerdings in keiner schnellen Stimmung. Nicht nach diesem Film. Ich dachte immer wieder an Giosué und seine Mutter und daran, was ich für so eine Art von Wiedersehen geben würde. Noch immer konnte ich seine aufgeregte Stimme hören: »MAMA!« Vielleicht würde meine Mutter mich auch vermissen, wenn ich mich im Wald verirrte oder von Bankräubern als Geisel genommen würde. »HOPE!«, würde sie rufen, während ich in ihre Arme stürzte.
    Ich war gerade an der Pizzeria und der Bank von Eola Hills vorbeigegangen und hatte unter deren Markisen vor dem Regen Schutz gesucht, als ich die Stiefel sah. Sie waren lila. Na ja, vor allem lila, mit braunen und grünen Mustern. Die Sohlen waren aus dickem schwarzen Gummi. Da stand ich dann, presste meine Nase ans Fenster, mein Atem wusch das kalte Glas, mein Herz schrie förmlich nach diesen wunderschönen Stiefeln.
    Ich achtete kaum auf die gelbe Skijacke und den roten Rucksack im Schaufenster von So Gut Wie Neu . Eigentlichhatte ich bisher auch kaum auf den Laden selbst geachtet. Mom sagte immer, nie im Leben würde sie einen Fuß in so einen muffig riechenden Shop für gebrauchte Kleider setzen, schon gar nicht in die Schuhe anderer Leute. Aber diese Stiefel sahen nagelneu aus, und ich konnte mich schon darin im Sommercamp sehen.
    Eine Glocke bimmelte, als ich die Tür öffnete. Ich wappnete mich innerlich gegen einen k. o.-schlagenden Körpergeruch oder einen plötzlichen Ausschlag auf der Haut – aber nichts passierte.
    Die Frau hinter der Kasse lächelte.
    »Könnte ich wohl diese lila Wanderstiefel anprobieren?« Ich zeigte auf das Schaufenster.
    Ich setzte mich auf eine Bank und streifte meine Turnschuhe ab.
    Die Frau reichte mir die Stiefel. Ihr Namensschild sagte:
Anita – Besitzerin/Managerin.
Ich zog die Stiefel ganz schnell an, wickelte die ledernen Schnürsenkel um die oberen Haken und machte eine dicke Schleife. Meine Güte, die fühlten sich ja vielleicht super an! Ich stand auf und blickte Anita an. Sie schob sich die Brille in die orangefarbigen Haare, musterte meine Füße und erklärte dann: »Umwerfend.«
    Die Stiefel waren schwerer, als ich erwartet hatte, aber meine Füße fühlten sich durch sie irgendwie stark an. So ging es auch meinen Beinen. Ich hätte durch das ganze Land wandern können – oder jedenfalls durch Oregon. Für den Moment lief ich durch den Laden und suchte mir einen Weg zwischen Kleidern, Hosen, Jacken, Babykleidung und Hochzeitskleidern. Immer wieder schaute ich verstohlen in die hohen Spiegel und versuchte, dieses coole Ich, das größere Ich, nicht anzugrinsen.
    Ich beugte mich vor, um den Preis nachzusehen – undwünschte, ich hätte es nicht getan: 14 Dollar. Ich hatte nur fünf Dollar fünfundvierzig in einem Marmeladenglas in der obersten Schublade meiner Kommode.
    Ich wanderte hinüber zu Anita, die jetzt lachend zusammen mit einer anderen Frau mit Namensschild (
Ruthie – stellv. Managerin
) einen Kleiderstapel durchsah.
    »Wie bezahlt man denn hier?«, fragte ich. »Ich meine, kann ich die zurücklegen lassen?«
    Ruthie musterte meine Füße. »Du kannst für diese phantastischen Stiefel bezahlen, wenn du uns deine schönen, zu klein gewordenen Kleider verkaufen lässt.« Sie reichte mir einen Zettel: Willkommen. Wir freuen uns, dass Sie zu unserer Kleiderfamilie gehören wollen. So funktioniert es.
    Ich sollte meine Sachen waschen und bügeln, sie dann auf Kleiderbügel hängen und in den Laden bringen. Ich würde vierzig Prozent vom Verkaufspreis erhalten. In Gedanken jagte ich durch meinen Kleiderschrank und meine Kommode. Jeans, zu klein. T-Shirt mit Teddybären und Herzen, zu babyhaft. Und ich hatte eine Menge Kram hinten in die Schubladen und unter mein Bett gequetscht.
    »Wenn wir die Stiefel zurücklegen sollen«, erklärte Anita, als ob wir gerade ein riesiges Geschäft abschlössen, »musst du uns zwanzig Prozent anzahlen. Das macht zwei Dollar und achtzig Cent.«
    »Kein Problem. Das habe ich zu Hause. Ich bringe es gleich. Bitte, verkaufen Sie die Schuhe nicht in der Zwischenzeit.«
    Als ich die Stiefel auszog, ergänzte Anita: »Der Rest muss innerhalb von zwei Wochen bezahlt werden.«
    Zwei Wochen!
    »Sonst«, fügte sie hinzu, »verfällt deine Anzahlung.«
    »Wie schnell werden meine Kleider verkauft?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Das weiß man nie, aber bring uns jetzt Wintersachen und bewahre deine Frühlings- und Sommerkleider für später auf.«
    Ich rannte fast

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