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2 ½ Punkte Hoffnung

2 ½ Punkte Hoffnung

Titel: 2 ½ Punkte Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Olson
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vielleicht war das gar kein Glück. Ich wusste es nicht mehr.
    Jetzt kam Mrs. Piersma herein, schloss die Tür hinter sich und lächelte. Ihr roter Lippenstift passte zu ihren Ohrringen. »Schön, dich zu sehen, Hope. Wie geht’s dir denn?«
    Ich zuckte mit den Schultern und starrte den Teppich an (keine Blumen).
    »Werde ich aus dem Bus geschmissen?«
    Mrs. Piersma zog einen Sessel neben meinen und setzte sich, wie zu einer freundlichen kleinen Plauderei. Sie lächelte wieder – so wie eine Oma ihr Enkelkind anlächelt.
    »Du weißt doch, Hope, wie wir das mit der Null-Toleranz im Bus halten?«
    Ich nickte. Aber musste sie deshalb gleich Mom anrufen?
    »Leider darfst du also eine Woche lang nicht Bus fahren. Kann deine Mutter dich zur Schule bringen?«
    Ich wand mich im Sessel, kannte ich doch schon Moms Reaktion: »Hope ist so ungeheuer unpraktisch«, als ob ich ein Kiosk wäre, der schon um sechs Uhr dicht macht.
    »Also«, sagte Mrs. Piersma und versuchte, viel zu fröhlich zu klingen. »Wie ist es denn so, in der sechsten Klasse zu sein?«
    »Okay«, murmelte ich.
    »Und nächstes Jahr geht’s ins Sommerlager. Ich wette, du freust dich schon darauf.«
    Ich nickte. Klar. Super. Ich stand vermutlich schon auf der ›Schlechtes Vorbild, noch-ein-Fehler-und-du-bleibst-hier‹
-
Liste
.
Alles in mir krampfte sich zusammen.
    Da hörte ich Moms Stimme. Sie sprach mit der Sekretärin. Ich umklammerte die Sessellehne. Die Tür wurde aufgerissen – und Moms Augen nagelten mich auf meinem Sitz fest.
    Mrs. Piersma stand auf und bot ihr den Sessel an, aber Mom rührte sich nicht vom Fleck und bohrte die Fäuste in die Hüften. »Hope ist so verdammt verantwortungslos. Was hat der kleine Rotzlöffel diesmal angestellt?«
    »Mrs. Elliot.« Mrs. Piersma senkte die Stimme. »Ich kann ja verstehen, dass Sie aufgeregt sind, aber würden Sie in der Schule bitte aufs Fluchen verzichten?« Sie recktesich und stand ganz aufrecht, wie um die Eola Hills zu beschützen.
    Ich saß mit offenem Mund da, meine Augäpfel jagten hin und her, und ich wartete auf einen Kampf.
    Mom lächelte plötzlich reizend, setzte sich und faltete die Hände auf dem Schoß. »Verzeihen Sie, Mrs. Piersma«, sagte sie überaus geschäftsmäßig. »Ich habe heute Geburtstag und eine Menge Dinge im Kopf, an die ich denken muss. Könnten Sie mir bitte noch einmal sagen, warum Hope Probleme hat?« Sie bedachte mich mit einem falschen Lächeln. »Kommt Hope in der Schule nicht zurecht?«
    Das Frühstück steckte drohend in meinem Hals fest.
    Mrs. Piersma sagte vorsichtig: »Ich bin sicher, was Hope da im Bus gesagt hat, war nicht ernst gemeint. Sie hat sich bei dem anderen Mädchen entschuldigt und wird hier in der Schule beim Saubermachen helfen. Aber sie darf jetzt eine Woche lang nicht mit dem Bus fahren.«
    »Was in aller Welt hast du denn gesagt, Hope?« Ich spürte den hitzigen Ärger meiner Mutter, während ich
Denk glückliche Gedanken!
anstarrte. Ich versuchte, gemeine Gedanken zu denken, zum Beispiel, dass Mom etwas zustieß – aber davon fühlte ich mich auch nicht besser, nur traurig. Ich meine, manchmal war es ja auch schön.
    »Hope Marie.« So. Ganz einfach. Eine sanfte Stimme, eine leichte Andeutung von Fürsorge. Ein glücklicher Moment. Ich sehnte mich danach, mit meiner Mutter in diesem Moment zu verweilen, in Mrs. Piersmas Büro, für immer.
    Ich schloss die Augen. »Ich hab Danielle Moffat ein blödes Drecksstück genannt.«
    »Oh.« Es kam ein erleichtertes Oh
.
Meine Augen gingen auf.
    »Ein Versehen«, sagte sie und drehte sich zu Mrs. Piersmaum. »Es tut mir so leid. Ich bin sicher, es wird nicht wieder vorkommen. Hope wird zu Hause bestraft werden, aber könnte sie nicht doch mit dem Bus fahren? Es wäre ungeheuer unpraktisch für mich, sie zur Schule bringen zu müssen.«
    »Es tut mir leid, Mrs. Elliot, aber das ist die Politik dieser Schule.«
    Moms Gesicht wurde so hart wie die in Felsen eingehauenen Gesichter von Präsidenten. Sie erhob sich. »Dann wird Hope eben zu Fuß gehen müssen.«

KAPITEL 5
Das Leben ist verrückt
    Für den Rest des Tages stand ich völlig neben mir. Ich war so müde, dass ich einfach nur die Tafel oder Mr. Hudsons kahle Stelle anstarrte – oder die trockenen Ahornblätter, die vom Wind hochgewirbelt wurden. Was für eine Erleichterung, als Mr. Hudson die Jalousien herunterzog und den Fernseher mitten ins Zimmer stellte! Gut, da könnte ich schlafen.
    Mr. Hudson hielt die Videohülle hoch. D AS L EBEN

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