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2 ½ Punkte Hoffnung

2 ½ Punkte Hoffnung

Titel: 2 ½ Punkte Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Olson
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Satz.«
    Ich hasse diesen Aufmerksamkeitstest. Der kommt immer, wenn du gerade nicht zugehört hast. »Sieh mich an, wenn ich mir dir rede«, sagte ich – und bereute es augenblicklich.
    Moms Mund verzog sich und ich stellte mir vor, wie die Zunge einer Klapperschlange aus ihrem Mund hervorschnellte, bereit zuzustechen. Sie ließ die Gabel in ihre Spaghetti fallen, schlug auf dem Tisch die Arme übereinander und starrte mich böse an.
    Ich spürte Tränen brennen, konnte sie aber zurückdrängen. Als kleines Mädchen hatte ich wegen des wütenden Gesichts und der verletzenden Worte meiner Mutter geweint. Später habe ich dann versucht, sie aus meinen Ohren und damit aus meinem Inneren auszusperren, wo sie sichin innere Tränen verwandeln. Das klappt aber nicht immer. Ich wünschte einfach, ich könnte verstehen, warum sie in einem Moment so lieb und im nächsten so wütend sein konnte – als ob sie zwei unterschiedliche Personen wäre.
    »Mein Rat an dich, junge Dame …« Mom zeigte mit der Gabel auf mich. »… Heirate nicht und bekomme keine Kinder.«
    Dieses Stück Weisheit klebte in meinem Gehirn und Weißbrot an meinen Zähnen, als ich wieder in die Waschküche ging. Ich ließ noch einen Wasch-/Trocken-Gang laufen, faltete die Kleider zusammen, die ich behalten wollte, stopfte die für die Altkleidersammlung in einen Sack und hängte die Sachen auf, die gebügelt werden mussten. Als ich an diesem Abend in meinen Einbauschrank kletterte, war ich erschöpft, aber doch nicht so kaputt, dass ich den süßen Frieden verpasst hätte, der sich über mich senkte … der über mein Bett schwebte, mein Kissen, die Schildkröte und mich. Dort, in meinem engen dunklen Schrank, dessen Schiebetür nur ganz wenig geöffnet war, fühlte ich mich seltsam sicher und glücklich. Ich drückte die Schildkröte an mich, schmiegte mich an mein Kissen und dachte an meine lila Wanderstiefel. Ich konnte die schweren dicken Sohlen vor mir sehen, konnte die Luft beim Wandern riechen, und ich drückte beide Daumen, dass die Stiefel am Montag noch da sein würden.

KAPITEL 8
Die Sterne zählen
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, drückte ich noch immer die Schildkröte an mich – keine von uns hatte sich in der Nacht bewegt. Ich schaute nach oben, in die ungleichmäßigen Schatten von Kleidern, Röcken, Blusen und Hosen. Nachdem ich am Vorabend soviel sortiert, gewaschen und saubergemacht hatte, kamen diese übrig gebliebenen Kleidungsstücke mir vor wie alte Freundinnen.
    Mom schlief noch und Tyler war bei Egan.
    Ich frühstücke gern allein. Ich kann mir alles machen, ohne dass irgendwer jede meiner Bewegungen verfolgt, mir sagt, ich dürfe die Eier nicht so lange kochen oder müsse das Brot länger im Toaster lassen. An diesem Morgen machte ich mir lockere, luftige Rühreier, goldenbraunen Toast und einen Krug O-Saft. Als ich gegessen hatte, räumte ich den Tisch ab, stellte alles weg, räumte das Geschirr in die Spülmaschine und wischte klebrige Safttropfen vom Boden. Sicher würde Mom sehen, wie sauber ich alles hinterlassen hatte, und dann würde sie mir den Rest der Strafe erlassen.
    Ich ließ eine neue Ladung Wäsche laufen und faltete gerade die Kleider zusammen, als Mom meine Zimmertür öffnete. »Nimm niemals die letzten Eier! Vielleicht möchten andere auch noch welche, weißt du.« Ich wollte ihr vom Saubermachen erzählen, aber da hatte sie die Tür schonwieder zugeknallt. Ich öffnete sie wieder. »Kann ich vor dem Fernseher bügeln?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Sie fuhr herum. TIEFER SEUFZER. »Heute ist Samstag. Ich habe die ganze Woche hart gearbeitet und ich brauche wenigstens einen ruhigen, friedlichen Tag. Also nerv hier nicht rum, sonst setzt es
zwei
Wochenenden.«
    Ich machte die Tür zu, lehnte mich daran und sah mich in meinem Zimmer um, blickte die Wände an, das Fenster, meinen Drehstuhl, den Schreibtisch und die Sternenkarte. Fünfhundert Sterne. Das müsste diese Strafe wert sein. Ich schloss die Augen und stellte mir vor, wie ich wie ein Vogel flog, wohin immer ich wollte, hoch über verschneite Berge oder im Tiefflug über den Ozean zu einer tropischen Insel mit Palmen und Ananas. Oder in einen funkelnden Nachthimmel, wo ich von Stern zu Stern tanzte und mein eigenes Muster hinterließ. Das Sternbild Hope. Das Sternbild Hoffnung.
    Plötzlich sah ich Giosué im Konzentrationslager, er stampfte mit dem Fuß auf und sagte seinem Vater, er wolle nach Hause. »Die sind gemein hier. Die schreien.« Ich

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