2:0 für Oma
hat auch nie Ruhe“, meinte Oma mitfühlend.
Die Frau seufzte. „Ja, ja, immer und immer Arbeit, wochentags und sonntags, tagein, tagaus. Es ist nicht leicht.“
„Geht denn Ihr Mann sonntags nicht mal mit Ihnen essen, damit Sie nicht immer kochen müssen?“
Die Bäuerin lachte. „Ach woher denn, dem schmeckt’s doch nur zu Hause. Und wo sollten wir denn auch essen gehen, im ‘Ochsen’ etwa? Wenn der schon mal offen hat, gibt’s da doch nur einen Saufraß.“
„Nun ja“, meinte Oma, „ein gutes Lokal fehlt hier wirklich, damit unsere fleißigen Bäuerinnen auch mal ausspannen können.“
Und sie erzählte der aufhorchenden Frau von den Kochkünsten der Nonna und dem großen Plan. „Können Sie bei Ihrem Mann nicht ein gutes Wort dafür einlegen?“
Die Bäuerin nickte nachdenklich. Jeden Nachmittag machte Oma jetzt einen neuen Besuch und kehrte nach und nach in allen Bauernhöfen und bei den Frauen der Geschäftsleute ein. Die Frauen besprachen sich untereinander und waren schließlich von Omas Idee begeistert. An den Abenden versuchten sie, ihre Männer für den Plan zu gewinnen, aber leider wurden die Männer dadurch noch ablehnender.
„Es war immer so bei uns, daß die Frauen ihren Männern jeden Tag das Essen bereitet haben, wochentags und sonntags. Unsere Großmütter haben das schon so gemacht und unsere Mütter auch. Was sind das denn für neumodische Ideen, daß ihr keine Lust mehr dazu habt?“
„Wir möchten auch mal einen freien Sonntagvormittag haben“, meinten die Frauen. „Wir müssen in der heißen Küche wirtschaften, während ihr im ‚Ochsen’ euer Bier trinkt.“
Wenn die Männer am Stammtisch zusammensaßen, sagten sie empört zueinander: „Was ist nur mit den Frauen los? Die Oma Pieselang macht uns die Frauen rebellisch. Sie soll sich aber verrechnet haben. Nun gerade nicht, die Italiener kommen uns nicht ins Dorf!“
In vielen Familien im Ort gab es jetzt öfter Auseinandersetzungen, und auch die Kinder nahmen daran teil, denn sie wollten unbedingt ihre Eisdiele haben. Die Pieselang-Kinder sorgten in der Schule dafür, daß während der Pause das Hauptgespräch „Eis“ war. Sie hatten es vorher geübt und brachten es dann zu einer wahren Meisterschaft, den anderen die köstlichsten Eisschleckereien auszumalen. Sie sprachen von Himbeer-, Vanille- und Schokoladeneis, Eis mit Früchten und Schlagsahne, Fürst- Pückler -Eis und Eisbomben. Den Klassenkameraden lief das Wasser im Mund zusammen. Natürlich hatten sie alle schon mal Eis gegessen, aber doch nur, wenn sie mit ihren Eltern zum Einkaufen in der Stadt waren. Wenn man es hier täglich vom Taschengeld kaufen könnte, wäre das doch etwas ganz anderes. Die Teenager wollten gern eine Eisdiele, um sich dort zu treffen. Vielleicht gäbe es sogar einen Musikautomaten, wo man die neuesten Hits und Hots hören könnte.
„Dann sind wir hier nicht mehr so hinter dem Mond!“ meinte Jan.
Doch je mehr die Familien ihre Väter und Ehemänner bearbeiteten, desto hartnäckiger wurden diese in der Ablehnung. Oma seufzte. „Unsere Bauern haben mächtige Dickschädel!“
Aber sie gab nicht auf. Sie baute ihren Plan weiter aus und besprach sich mit den Bäuerinnen und den Kindern.
Eines Tages war es dann soweit. Eugen, dessen Vater eine Fahrradhandlung neben dem „Ochsen“ hatte, kam am Samstag nachmittag bei Pieselangs vorbei. „Also, es hat geklappt. Der Ochsenwirt hat mit ‘nem Bierglas nach seiner Frau geworfen und die ist mal wieder auf und davon in die Stadt!“
Die Pieselang-Familie ließ alles stehen und liegen und war nun äußerst geschäftig. Jan trommelte die Kinder im Dorf zu einem großen Fußballspiel am Sonntag vormittag zusammen. Brigitte, Peter, Rolf und die Volpone-Kinder waren zu Fuß und zu Rad den ganzen Nachmittag über unterwegs, um kleine Briefchen von Oma an die Bäuerinnen und die Geschäftsfrauen abzuliefern.
Der Sonntag war klar und wolkenlos, ein wenig zu warm, aber schön. Das Fußballspiel der Dorfjugend auf dem Sportplatz wurde mit großer Leidenschaft geführt. Die Spieler rannten und schwitzten. Auch die Zuschauer regten sich mächtig auf, sprangen auf ihren Plätzen herum und schrien. Natürlich siegte wieder die Partei, zu der Mario gehörte. Etwa gegen zwölf Uhr machten sich Spieler und Zuschauer müde und hungrig auf den Heimweg. Im Dorf trafen sie mit den Bauern zusammen, die vom Wirtshaus ein wenig angeheitert in fröhlichem Gespräch nach Hause gingen, in der Vorfreude auf
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