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20 - Im Reiche des silbernen Löwen I

20 - Im Reiche des silbernen Löwen I

Titel: 20 - Im Reiche des silbernen Löwen I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht, daß dies besser ist, als wenn wir nach ihnen dort ankommen?“
    „Natürlich ist es besser.“
    „Und dann holen wir Mr. Dschafar heraus! Wenigstens was an mir und meinem Bruder liegt, den Gefangenen zu befreien, das wird unbedingt geschehen. Meinst du nicht auch, alter Tim?“
    „Yes“, antwortete Tim in seiner bekannten kurzen Weise.
    „Was an Euch liegt?“ fragte ich. „Ich wünsche sehr, daß an Euch gar nichts liegen möge, denn sonst muß ich gewärtig sein, daß wir alle noch in die Hände der Comanchen geraten, anstatt daß wir Mr. Dschafar befreien.“
    „Macht es doch nicht schlimmer, als es ist, Sir!“ entgegnete Jim. „Es läuft in der Welt nicht alles so glatt ab, wie es gehobelt ist. Wenn einem einmal etwas nicht so recht gelingt, so wird immer davon gesprochen; aber von dem, was gut gelungen ist, wird nichts erwähnt. Es wird bei Euch auch nicht alles so gelaufen sein, wie Ihr wünschtet, daß es laufen möge.“
    So war er. Er sah seinen Fehler wohl ein, gab aber nicht gern zu, ihn gemacht zu haben. Wir tränkten unsere Pferde tüchtig und traten dann den Rückweg an. Dies ergab eine Zeitversäumnis, über welche ich mich im stillen ärgerte. Wenn man sich nur nach mir gerichtet hätte, wir wären schon längst mit den Comanchen zu Ende gewesen. Was konnten aber nun die nachträglichen Vorwürfe helfen? Ich nahm mir im stillen vor, an dem ‚gelben Berg‘ meine Anordnungen so zu treffen, daß mir niemand wieder einen solchen Strich durch die Rechnung machen konnte. Freilich mußte ich dann auf jede Beihilfe von Seiten meiner Gefährten von vornherein verzichten.
    Wir kamen, als es dunkel geworden war, wieder bei dem Wasser an, an welchem wir gestern übernachtet hatten und machten da eine kurze Rast, um die Pferde verschnaufen zu lassen. Dann ging es wieder weiter, die ganze Nacht hindurch, bis es Tag wurde und wir wieder eine Stunde ruhten. Wir waren diesmal gezwungen, von unsern Pferden viel zu verlangen. Auf meinen Schwarzschimmel schien die Anstrengung gar keinen Eindruck zu machen; die andern aber ermüdeten mehr und mehr, und als wir nach einem wirklichen Parforceritt am Spätnachmittage den Makik-Natun wieder vor uns sahen, war es mit ihren Kräften ganz zu Ende.
    „Da sind wir wieder“, seufzte Perkins, indem er auf den Berg deutete. „Ich bin so müde wie ein gehetzter Hund. Mit nur drei kurzen Unterbrechungen zwei Tage lang und auch während der Nacht im Sattel zu hängen, das ist selbst für einen Westmann eine Leistung. Reiten wir direkt nach den Gräbern hinüber, Sir?“
    „Ja“, antwortete ich.
    „Das dürfte wohl ein Fehler sein!“
    „Sprecht doch nicht von Fehlern, Mr. Perkins! Seht, da links liegt die Stelle, an welcher Ihr mit dem Häuptling lagt. Da ließet Ihr Euch übertölpeln. Das war ein Fehler. Wenn ich aber jetzt sogleich den Gräberplatz aufsuche, so weiß ich, was ich tue. Unsere Pferde müssen unbedingt Wasser haben, und dort ist der einzige Platz an welchem es hier welches gibt. Wir müssen also auf alle Fälle hin.“
    „Ich gebe Euch ja vollständig recht, Mr. Shatterhand; aber wir können uns dadurch sehr leicht verraten.“
    „Nein.“
    „Doch! Wir werden Spuren machen, die von den Roten bemerkt werden, wenn sie dann kommen.“
    „Dann? Was versteht Ihr jetzt unter diesem dann?“
    „Die Zeit ihrer Ankunft natürlich.“
    „Wann wird das sein?“
    „Jeder Augenblick kann's sein. So gut wie wir da sind, können die Roten auch bald kommen.“
    „Nein. Erstens haben sie keine Veranlassung, einen solchen Hetz- und Dauerritt zu machen wie wir, denn sie sind gewiß der Ansicht, daß sie uns irregeführt haben und wir nach Norden geritten sind. Und zweitens müßt Ihr bedenken, daß sie, eben um uns irrezuleiten, einen weiten Umweg nach dieser Richtung gemacht haben. Sie können, selbst wenn sie so schnell wie wir geritten wären, noch nicht hier sein.“
    „So nehmt Ihr wohl an, daß sie erst morgen kommen?“
    „Entweder heut in der Nacht oder gar erst morgen. Wenn sie heut noch Lager machen, können sie natürlich erst morgen kommen; aber da sie kein Wasser für sich und ihre Pferde finden, ist anzunehmen, daß sie nicht erst noch lagern, sondern gleich hierherreiten. Darum möchte ich lieber annehmen, daß wir sie noch während der Nacht zu erwarten haben.“
    „Wenn sie überhaupt kommen!“ bemerkte Jim Snuffle.
    „Sie kommen ganz gewiß!“
    „Wollen es also hoffen, Sir! Es wäre eine sehr verteufelte Angelegenheit, wenn wir

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