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20 Science Fiction Stories

20 Science Fiction Stories

Titel: 20 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse
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Sie?«
    »Ich weiß nicht, wie er heißt. Ungefähr vor einem Jahr. Ziemlich klein und blond.«
    »Ja, Newman. Was wollen Sie von dem? Stimmt was nicht?« Er schien begierig, mehr zu hören.
    »Nein«, sagte ich. »Nichts dergleichen. Ist er nicht mehr hier?«
    »Er ist weg«, erklärte er. »Hat mich einfach sitzenlassen. Muß jetzt schon fast ein Jahr her sein. Habe nie wieder was von ihm gehört. Ließ alles in bester Ordnung zurück, das muß ich zugeben. Aber als Sie sich nach ihm erkundigten, wurde ich doch neugierig.«
    »Macht nichts«, sagte ich, drehte mich um und ging zurück zum Wagen. Ich fühlte seine Blicke im Rücken.
    Ich war einem großen Geheimnis nahe – dessen bin ich sicher. Mein Leben wird weitergehen wie bisher, doch ich habe das Gefühl, etwas Einmaliges verpaßt zu haben.
    Was – das werde ich wohl nie erfahren.

Robert Abernathy Die rechtmäßigen Erben
     
     
    Mit größter Vorsicht und Wachsamkeit kroch Bogomazov auf dem Bauch den flachen Hügel hinauf. Über seinem Kopf schwankte das hohe Steppengras, das kovyl’, in dem frostigen Wind hin und her. Er zitterte.
    Wieder trug der Wind ihm den Geruch von Holzrauch entgegen, und seine Nasenflügel bebten wie die eines jagenden Tieres. In einem plötzlichen Anfall von Leichtsinn richtete er sich zu voller Größe auf und blickte angestrengt über die Grasfläche, die sich zum Fluß hin senkte.
    Dahinter, gleich am Flußufer zwischen dürren Bäumen, lagen ein paar rohe, neu errichtete Hütten, die mit Stroh bedeckt waren. Bogomazovs hungrige Augen erspähten die Umzäunung, in der ein paar Stück Vieh weideten, Geflügel und braune Schollen gepflügter Erde. Der Wanderer leckte sich die Lippen, und wie von selbst öffneten seine Finger den Halfter an der Hüfte und lockerte den Revolver. Aber er bezwang sein Verlangen, ließ sich wieder ins Gras sinken und studierte die Umgebung, suchte nach menschlichen Gestalten, Anzeichen für Wachen. Er konnte nichts entdecken; trotzdem bewegte er sich noch nicht. Nur diese Vorsicht hatte ihn so lange am Leben erhalten. Er war tausend Meilen durch das Chaos gewandert, das einst Rußland gewesen war.
    Zwei Gestalten traten aus einer der Hütten und gingen zu den Hühnerstallen. Nach kurzer Zeit kehrten sie zurück. Bogomazov atmete erleichtert auf; er war jetzt so gut wie sicher, daß ihn niemand gesehen hatte. Aber trotz seines knurrenden Magens umschlich er erst einmal das Dorf.
    Er war ein seltsamer Mensch – dieser Nikolai Nikolajevitsch Bogomazov, einstmals Oberst der Roten Armee und Held der sowjetischen Nation; jetzt ausgemergelt und halbnackt, das Gesicht hinter einem etwas dürren, struppigen Bart verborgen, das Haar über der Stirn ganz kurz gestutzt, um zu verhindern, daß es in die Augen fiel. Seine Schuhe waren schon vor längerer Zeit auseinandergefallen, und die Lappen, die er statt dessen um die Füße geschlungen hatte, waren auch schon durchgewetzt, so daß er eigentlich barfuß ging; er wußte nicht, wie man Schuhe aus Borke bastelte. Seine Armeehosen hingen in Fetzen an seinen knochigen Schenkeln. Das zerrissene Khakihemd war amerikanischer Fabrikation, eine Trophäe der großen Offensive vor zwei Jahren, die die russischen Armeen durch halb Europa und über den Nahen Osten nach Afrika gebracht hatte … Das waren die großen Tage gewesen: vor der Erkenntnis, daß es nie genügen würde; nach der Zerstörung der großen Städte und Industrien – um ganz sicherzugehen –, aber vor dem Bombardement …
    Bogomazov schlängelte sich weiter; das Wasser lief ihm im Mund zusammen, wenn er an die Hühner dachte.
    Er war seinem Ziel nun schon nahe genug, um zufriedenes Gackern zu hören, als hinter ihm eine Stimme rief: »Oho!«
    Der Jäger rollte sich zur Seite und riß die Waffe hoch; dann sah er, daß der Mann, der gerufen hatte, ein paar Meter von ihm entfernt war und nervös auf die Schuppen zuging; und was noch wichtiger war: er hatte keine Waffen. Es war ein untersetzter, schäbig gekleideter Mann mit einem Vollbart. Bogomazov brachte seinen Revolver in Anschlag und rief ein scharfes »Halt!«
    Der andere erstarrte und blickte finster auf die bewaffnete Schreckgestalt. In einiger Entfernung schlug eine Tür zu. Fußtritte kamen näher. Bogomazov beobachtete, wie sich ein halbes Dutzend Männer und Jungen neben diesen Mann stellten. Zwei von ihnen trugen Gewehre, aber er hatte keine Angst. Er kannte diese Situation. Dies hier waren einfache Bauern.
    »Was für ein Ort ist das?«

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