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20 Science Fiction Stories

20 Science Fiction Stories

Titel: 20 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse
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fragte er scharf.
    »Novoselje«, antwortete einer zögernd. »Die neue Siedlung.«
    »Das kann ich sehen. Wer ist hier der verantwortliche Mann?«
    »Einen Augenblick«, brummte der bärtige Mann, der ihn als erster entdeckt hatte. »Wie wär’s, wenn du uns erst einmal sagtest, wer du bist und was du willst?« Unbehaglich trat er von einem Bein aufs andere, aber es gelang ihm, den anderen herauszufordern.
    »Mein Name tut nichts zur Sache«, sagte Bogomazov langsam. »Was zählt, ist, daß ich Kommunist bin.« Er spürte die Abwehr, den verstohlenen Blick, der sich in die Augen der Männer schlich. Es gelang ihm, ruhig zu bleiben, aber seine Hand schloß sich fester um den Revolver. Das war ein Spiel mit dem Tod. Er wußte, daß Kommunisten erschlagen, hinterrücks ermordet und gelyncht worden waren – und zwar von denen, die ihren Befehlen gehorchen sollten. Bogomazov war zu schlau gewesen, um sich fangen zu lassen. Vor drei Monaten, als der totale Zusammenbruch der zivilen Behörden auch das Militär ergriff, hatte er erkannt, daß im Norden, wo er sich damals gerade aufhielt, der kalte Winter das, was die Bombardements begonnen hatten, zu Ende führen würde. Tausend Meilen Marsch in südlicher Richtung lagen hinter ihm – tausend Meilen jenes Landes, in das nun bald die Schneestürme von Asien hereinfegen würden, um die geschwärzten Überreste des alten und neuen Rußlands zu bedecken, in dem die Moskva aus der ungeheuren Senke, die nun die Gegend von Moskau umfaßte, einen neuen Sumpf entstehen lassen würde, in dem es kaum noch einen toten Baum gab. In dieser gewaltigen Ebene, die einst von dem großen Novgorod und dem noch größeren Leningrad beherrscht war, stand kein Stein mehr auf dem andern.
    »Was willst du von uns … Genosse?« fragte der Mann mit dem Bart vorsichtig.
    Bogomazov stieß einen unhörbaren Seufzer der Erleichterung aus. Barsch sagte er: »Gibt es hier Kommunisten?«
    »Nein, Genosse.«
    »Wer ist dann hier verantwortlich für euch?«
    Unsicher blickten sie einander an. Der Sprecher schluckte und stammelte: »Der … der Amerikaner ist unser verantwortlicher Mann.«
     
    Bogomazovs Haltung war wohlüberlegt. Er runzelte die Stirn und blickte den Sprecher scharf an: »Du sagtest – amerikanets?«
    »Da, tovarishch.«
    Bogomazov holte tief Luft und trat einen Schritt auf sie zu. »In Ordnung. Bringt mich zu diesem Amerikaner … sofort!«
    Die Bauern zögerten einen Moment, gehorchten dann aber. Als Bogomazov zwischen ihnen die unebene Dorfstraße entlangging, war er sich der beiden bewaffneten Männer rechts und links von ihm sehr wohl bewußt – wie eine Ehrengarde oder eine Gefangeneneskorte. Bogomazov ließ seine Revolvertasche offen. Aus den Hütten lugten ein paar Frauen und Kinder heraus. Ein Flüstern setzte sich fort: »Kommunist prishól …«
    Vor einer Hütte, die wie die anderen aus zusammengeschlagenen Brettern bestand, hielten sie an. Von innen drang ein rhythmisches, metallenes Hämmern, und als Bogomazov durch die offene Tür trat, schlug ihm ein heißer Luftzug entgegen. Eine steinerne Schmiede glühte hell, und ein Mann mit nacktem, von Schweiß überströmtem Oberkörper drehte sich zu ihm um, den Hammer erhoben.
    Als der Schmied sich streckte und seine Stirn abwischte, sah Bogomazov, daß er wahrhaftig ein Amerikaner, zumindest aber ein Westlicher war; er hatte die typischen – und gehaßten – Züge: das lange schmale Gesicht, die hervorstechende Nase, die wie der Schnabel eines Raubvogels aussah, die schlaksigen Glieder. Das russische Wort amerikanets bedeutet nicht nur »Amerikaner« sondern auch »Mann, der die Dinge schafft, Eroberer«; und Bogomazov hatte geglaubt, daß die Bauern diese Bezeichnung einem Anführer aus ihrer Mitte gegeben hätten – aber, nein: der Mann vor ihm war wirklich ein Feind.
    Mit einer schnellen Bewegung zog Bogomazov den Revolver und legte an. »Im Namen der Sowjet-Regierung – du bist verhaftet!« sagte er. Der andere starrte mit einem Grinsen auf die zerschlissene, drohende Gestalt, als wüßte er nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Der Hammer fiel zu Boden, wo er sich noch ein paarmal polternd überschlug.
    Bogomazov spürte die bewaffneten Männer im Türeingang; er drehte sich nicht um. »Hände hoch«, befahl er. »Stell dich da drüben hin.«
    Der Mann gehorchte langsam; anscheinend verstand er russisch.
    »Und jetzt«, fuhr der Kommunist fort, »erkläre! Was für eine Art Infiltration hast du hier

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