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20 Science Fiction Stories

20 Science Fiction Stories

Titel: 20 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse
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beugte sich über ihn. »Ich bin untröstlich. Ich bewundere Ihr ausgezeichnetes Buch so sehr.«
    Sein müder Blick wanderte zu mir.
    »Keine Zeit, es ordentlich zu machen, Norris«, stöhnte er. »Wir müssen es auf Ihre Art anpacken. Helfen Sie mir hoch.«
    Ich zog ihn auf die Beine; ich glaube, ich litt genauso wie er. Die Wunde begann zu bluten.
    »Nein!« rief Fräulein Phoebe. »Sie sollten sich hinlegen.«
    Der Professor schielte sie an. »Gute Idee, Baby. Willst du mir Gesellschaft leisten?«
    »Was soll das bedeuten?« stieß sie hervor.
    »Du hast mich schon verstanden, Baby. Sag mal, hast du nicht ein bißchen Schnaps hier?«
    »Natürlich nicht! Alkohol schadet der Entwicklung der höheren Funktionen des Geistes. Kapitel neun –«
    »Pfui! Kapitel neun ist ein Dreck, Baby! Ich habe das Zeug nur für Geld geschrieben.«
    Wäre Fräulein Phoebe durch diese Worte nicht in einen gewaltigen Schock versetzt worden, dann hätte sie den Schmerz auf seinem Gesicht erkannt, den ihm diese Bemerkung verursachte. »Sie meinen –?« Sie zitterte und sah zum erstenmal so alt aus, wie sie wirklich war.
    »Sicher. Eine Menge Kohle. Häng ein paar phantastische Gedanken aneinander und mach Geld damit! Was mich interessiert, sind Frauen und Schnaps. Frauen wie du, Baby.« Das genügte.
    Schluchzend, erschreckt, beleidigt und völlig außer sich wankte sie den Weg zu ihrem Haus zurück. Ich ließ den Professor auf den Boden gleiten. Er biß sich fast die Lippen durch.
    Hinter mir hörte ich ein neues Geräusch. Es war Henry, der Rothaarige mit dem Adamsapfel. Er kaute auf seiner Rübe herum und hielt das Kaninchen bei den Hinterbeinen. Er schwang es gegen einen Baumstamm. Henry sah wild aus, barbarisch wild und sehr gefährlich. Mit einem Wort: menschlich. »Professor«, hauchte ich in sein Gesicht, das wie eine Wachsmaske wirkte. »Sie haben’s geschafft. Es ist gebrochen. Vorbei. Kein Pestgebiet mehr.«
    Mit geschlossenen Augen stammelte er: »Ich bedaure, es nicht ordentlich gemacht zu haben … aber erzählen Sie den Menschen, wie ich gestorben bin, Norris. Mit Würde, ohne Furcht. Für die Funktionelle Epistemologie.«
    »Ich werde mehr tun, als es ihnen nur erzählen, Professor«, antwortete ich mit Tränen in den Augen. »Die Welt wird von Ihrer Heldentat erfahren! Die Welt muß es wissen. Wir müssen ein Buch darüber machen – Ihre authentische, autorisierte, erdichtete Biographie – und Hopedales Westküsten-Agent wird sich um die Filmrechte kümmern –«
    »Film?« fragte er benommen. »Buch …?«
    »Ja. Die Jahre Ihres Kampfes, das kleine Mädchen zu Hause, das an Sie glaubte, als alle anderen Sie verspotteten, Ihre brennende Mission, die Welt zu verändern, und der Höhepunkt – hier, jetzt! –, wie Sie Ihr Leben für Ihre Philosophie lassen.«
    »Welches Mädchen?« fragte er schwach.
    »Irgend jemanden muß es doch gegeben haben, Professor. Wir werden schon wen auftreiben.«
    »Würden Sie meine Vertreibung aus Deutschland durch die Nazis beschreiben?« fragte er, jetzt noch schwächer.
    »Nun – das glaube ich nicht, Professor. Der Exportmarkt ist wichtig, besonders, wenn es an den Verkauf von Filmrechten geht, und man will doch nicht herumgehen und Leute beleidigen, indem man alte Geschichten ausgräbt. Aber machen Sie sich darum keine Sorgen, Professor, das Wichtigste ist doch, daß die Welt niemals vergißt, was Sie getan haben.«
    Er schlug die Augen auf und holte tief Luft: »Sie wollen sagen, Ihre Version von dem, was ich getan habe. Ach Norris, Norris! Ich hätte niemals geglaubt, daß es eine Kraft auf der Erde gibt, die mich zwingen würde, dem Prinzip der Erlaubten Evolution entgegenzuhandeln.« Seine Stimme klang jetzt kräftiger. »Aber Sie, Norris, sind diese Kraft.« Brummend stand er auf. »Norris«, fuhr er fort, »hiermit warne ich Sie in aller Förmlichkeit, daß jeder Versuch, aus meinem Leben eine Roman-Biographie oder einen Spielfilm zu machen, ein sofortiges Verbot nach sich ziehen wird und eine gerichtliche Auseinandersetzung, in der ich wegen Verleumdung, Vertragsbruch und unerlaubtes Eindringen in mein Privatleben gegen Sie vorgehen werde. Mir reicht’s jetzt endgültig!«
    »Professor«, keuchte ich, »Sie sind ja wieder gesund!«
    Er schnitt eine Grimasse. »Ich bin krank. Sehr krank durch mein Zuwiderhandeln gegen das Prinzip der Erlaubten –«
    Seine Stimme wurde schwächer. Denn er erhob sich langsam in die Luft. In drei Meter Höhe wandte er sich noch einmal zu mir

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