2001 Himmelsfeuer
schaute auf in Jareds breites Lächeln. Ihr Herz machte einen Sprung. »Hallo.« Sister Sarahs Séancen waren nicht die einzigen Wunder, die hier geschehen waren. Jared hatte endlich seinen Vater angerufen und eine Stunde lang mit ihm gesprochen. Das war nicht viel, aber immerhin ein Anfang. Und Jared würde ein Haus für Erica entwerfen. Sie wollte so eines wie das der Miniaturfamilie Arbogast, hatte sie erklärt.
»Ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten. Ich konnte sie nicht überreden, den DNS -Test zu genehmigen.«
»Wir müssen es einfach weiter versuchen.«
Er verstummte, sein dunkler Blick umfasste sie wie eine Liebkosung. Erica fragte sich, ob dieses heftige Glücksgefühl über die Gegenwart des anderen je nachlassen würde. »Ich fürchte, ich habe noch mehr schlechte Nachrichten«, fuhr Jared fort. »Die Gebeine sollen entfernt und auf dem örtlichen Indianerfriedhof beigesetzt werden.«
»Nein! Wann?«
»So schnell wie möglich. Tut mir Leid, Erica. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so denken würde wie du, aber jetzt glaube ich auch, dass es falsch ist, ein Skelett zu entfernen, bevor man die kulturelle Zugehörigkeit bestimmt hat. Ich war nie ein religiöser oder spiritueller Mensch, wir wissen aber, dass die Frau in der Höhle so einer war und dass die Leute, die ihr hier die Ehre erwiesen haben, auch spirituelle Menschen waren. Wir müssen das respektieren und haben außerdem die Pflicht, die rechtmäßigen Verfügungsberechtigten für ihre letzte Ruhestätte zu finden.«
Er beugte sich über sie, um sie zu küssen.
Luke steckte den Kopf durch die Tür. »Ähm, Erica? Besuch für Sie. Sie meinten, es sei wichtig.«
Erica kletterte aus dem Wohnmobil. Sie musste in der Sonne blinzeln und schirmte die Augen mit der Hand ab. »Mrs. Dockstader!«
Vor ihr stand die alte Dame in weißen Hosen, einer eleganten blassrosa Bluse und offenen Sandalen. Über ihrer Schulter hing ein Täschchen an einer langen Goldkette. Ihre Augen waren hinter einer riesigen Sonnenbrille verborgen. »Erzählen Sie mir von den Kopfschmerzen«, sagte sie.
Jared bot Kathleen Dockstader und ihrem Anwalt für das Gespräch mit Erica sein Wohnmobil an, weil es bequemer war als Ericas Zelt oder der Labor-Caravan.
»Dr. Tyler«, begann die alte Dame. »Nachdem Sie gegangen waren, ließ ich meinen Anwalt ein paar Nachforschungen über Sie anstellen. Da Sie mir als Anthropologin im Regierungsauftrag mit ausgezeichneten Referenzen glaubwürdig vorkamen, beschloss ich, Ihrer Geschichte nachzugehen. Ich beauftragte einen Privatdetektiv mit der Nachforschung über Hippiekommunen und über Leute, die früher einmal in einer Kommune gelebt haben und sich so weit zurückerinnern konnten. Er stieß schließlich auf einen Mann, der eine Kneipe in Seattle betreibt und in den fraglichen Jahren in einer Kommune gelebt hat. Wie er sagte, erinnerte er sich an das Dockstader-Mädchen, eine durchgebrannte Erbin, die mit den Millionen ihrer Mutter nichts zu tun haben wollte. Damals wurde sie von allen bewundert. Im Nachhinein hielt er sie allerdings eher für verrückt. Der Detektiv fragte ihn, was aus dem Mädchen geworden sei. Der Mann erklärte, sie hätte die Kommune mit einem Musiker auf einer Harley Davidson verlassen.«
Kathleen machte eine Pause, fingerte nervös mit ihren Händen. Es war genauso, wie Jared vermutet hatte: Nach Ericas unerwartetem Auftauchen in ihrem Haus vor einer Woche hatte Mrs. Dockstader unaufhörlich über Erica nachgedacht und sogar ihre Golftour rund um die Welt abgesagt.
»Und dann ist da noch dieses da«, sagte sie und machte dem Anwalt ein Zeichen. Er nahm ein Buch aus seinem Aktenkoffer und reichte es ihr. Zu Ericas Überraschung war es das Jahrbuch ihrer High School von 1982 , dem Jahr ihres Abschlusses. Kathleen schlug das Buch an einer markierten Stelle auf und entnahm ihm ein Schwarzweißfoto, das aus einem früheren Jahrbuch herausgeschnitten schien. Das Mädchen auf dem Foto hatte toupierte Haare, die in einer Außenrolle endeten. »Dieses Foto wurde 1965 aufgenommen«, erklärte Kathleen. »Da war Monica siebzehn.« Sie legte das Foto neben das von Erica. »Sie waren beide gleich alt auf diesen Fotos. Die Ähnlichkeit ist überraschend, finden Sie nicht?«
»Wir sehen aus wie Zwillinge«, murmelte Erica.
Kathleen klappte das Buch wieder zu und reichte es dem Anwalt zurück. »Was mich aber völlig überzeugte, dass Sie meine Enkelin sind, war der Moment, als Sie mich nach den
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