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2001 - Odysee eines Mutanten

Titel: 2001 - Odysee eines Mutanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wahrzunehmen, die in einer Distanz von über tausend Lichtjahren abliefen. Sie wollte nicht wissen, welche Gabe Trim besaß, welche übernatürlichen Kräfte ihn in diese Lage gebracht hatten. Sie fand es einfach entsetzlich, daß so etwas mit ihm passiert war.
    Doc Ed riet ihr dringend, Trim in eine Klinik einzuweisen. Aber Elara wollte das erst recht nicht, denn sie glaubte, daß sie als einzige ihrem Sohn helfen konnte, in ein geregeltes Leben zurückzufinden. Mit ihrer Zuneigung und ihrem Einfühlungsvermögen. Sie hatte die Horrorvision, daß Trim zeitlebens an ein Lebenserhaltungssystem angeschlossen bleiben würde, wenn sie ihn aus ihrem Schutz entließ.
    Netah, der in ihrem Leben immer weniger Platz einnahm, versuchte sie umzustimmen - „um ihres Glückes willen". Aber wie hätte sie glücklich werden können, mit Trim als lebendem Toten?
    Natürlich sorgte Trims Schicksal für Gerüchte in Simmellang und Umgebung. Sensationshungrige Nachbarn begannen sich für ihn zu interessieren. Aber Elara wies sie alle ab, ließ sie nicht in Trims Nähe.
    Irgendwann legten sich die Wogen, Gras wuchs über die Sache, und Trim geriet allmählich wieder in Vergessenheit. Die Yornamer ließen sich von anderen Sensationen ablenken. Und war die Tatsache, daß die Koalition Thoregon gegründet wurde und das Konstituierende Jahr seinen Abschluß fand, nicht viel aufregender als ein sechsjähriger Junge, der wie ein seelenloses Stück Fleisch dahinvegetierte?
    Rosiette Nargiso verhielt sich in dieser Situation vorbildlich. Sie besuchte Elara bald nach dem Vorfall am Bootshaus und entschuldigte sich dafür, daß sie damals wegen Trim ein solches Geschrei gemacht hatte.
    „Aber Trim hat mich mit seiner Schilderung einer untergehenden Erde so erschreckt, daß ich in Panik davonlief", rechtfertigte sie sich. „Es hörte sich alles so echt an, als sei er dabeigewesen, als erlebe er selbst den tausendfachen Tod... Es war wirklich unheimlich. Jetzt, da sich das alles als wirklich erwiesen hat, glaube ich noch mehr, daß Trim damals tatsächlich dabei war. Ich weiß nicht, wie, aber er muß das alles erlebt haben..."
    Rosa machte sich Vorwürfe, und Elara mußte einige Geduld aufwenden, um ihr die Schuldgefühle, daß sie zu Trims schlimmem Zustand durch Überreaktion beigetragen hatte, auszureden.
    „Du hilfst Trim am besten, wenn du mit niemandem über ihn sprichst", sagte Elara.
    Rosa versprach das, bat jedoch darum, Trim besuchen zu dürfen. Das gestattete ihr Elara gerne. Sie glaubte, daß Trim sehr wohl alles um sich wahrnahm und verarbeitete, auch wenn er es durch keinerlei Reaktion anzeigte.
    Darum wurde seine Mutter nicht müde, mit ihm zu reden, ihm die neuesten regionalen Anekdoten zu erzählen und ihm über die Trivideo-Nachrichten den Zugang zum galaktischen Geschehen zu ermöglichen. Sie ließ es sich auch nicht nehmen, ihm den Fernunterricht seiner Schulklasse vorzuführen.
    Der Schuldirektor sah zwar keinerlei Nutzen für Trim, wenn er nicht aktiv am Unterricht teilnahm. Aber da er andererseits in keiner Weise störte, gestattete er Elara dieses Experiment.
    So war Trim in die vielfältigen Lebensabläufe integriert, auch wenn er außerstande war, tätig in sie einzugreifen. Und Elara war auf ihre Weise beruhigt, Trim dieses Dabeisein ermöglichen zu können.
    Manchmal beobachtete sie ihn, wenn sie ihm von den alltäglichen Kleinigkeiten erzählte oder ihm das Universum per Trivideo näher brachte. Dabei glaubte sie manchmal, Anzeichen von Anteilnahme an ihm zu bemerken: das Zucken eines Fingers, kaum wahrnehmbares Flattern der Augenlider, ein leichtes Ändern im Rhythmus des Atems.
    Aber eine deutlichere Änderung an Trims Zustand wollte sich nicht einstellen.
    Da Elara überzeugt war, daß ihre Therapie gut für Trim war, sie jedoch den Verdacht hatte, daß er vielleicht nur aus Bequemlichkeit oder Gewohnheit nichts zu seiner geistigen Gesundung beitrug, beschloß sie, ein Exempel zu statuieren.
    Sie setzte sich ihm gegenüber. „Tut mir leid, Trim", sagte sie, „ich muß eine Entscheidung treffen. Ich habe alles versucht, dir zu helfen, aber nun kann ich nicht mehr. Da ich versagt habe, kann ich nur hoffen, daß man dir vielleicht auf Mimas helfen kann."
    „Nein", kam es über seine trockenen Lippen, und ein Zittern ging durch seinen Körper. Seine Augen bewegten sich, zum erstenmal seit vier Monaten, und suchten ihren Blick. „Nicht Mimas, Ma."
    Elara schluchzte auf. „Du hast mich hereingelegt", brachte sie

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