2001 - Odysee eines Mutanten
meinte zumindest Elara.
Probleme hatte es anfangs nur mit Netah gegeben, der lange Zeit nicht darüber hinwegkam, daß er ein Zuchtobjekt des Monos als seinen leiblichen Sohn großzog. Aber Netah meinte es nicht böse, er hatte nur kleinbürgerliche Moralvorstellungen und war furchtbar konservativ. Auf ihn trafen die Klischeevorstellungen von einem Hinterwäldler voll zu. Irgendwann änderte sich aber auch das, und Netah akzeptierte seinen Sohn, wie er war.
Elara hatte noch einmal eine bange Zeit auszustehen, als zwei Mutantenspäher nach Yorname kamen.
Offensichtlich gingen sie keiner konkreten Spur nach, sondern handelte es sich um eine reine Routineüberprüfung. Sie kamen nicht einmal in die Nähe von Trim Marath.
Als Trim zwölf war und sich alles zu Elaras Zufriedenheit entwickelt zu haben schien, tauchte unvermittelt eine bucklige Frau auf Yorname auf und sorgte bei Elara für größten Aufruhr.
Diese Frau war keine andere als Moharion Mawrey, die Residenz-Ministerin für Mutantenfragen. Und sie flog zielstrebig zum Anwesen der Maraths.
*
Der Gleiter landete im Gras neben der Zufahrtsstraße. Ihm entstieg zuerst ein junger, unscheinbar wirkender Mann in Begleitung eines faßförmigen Roboters, der auf einem Antigravfeld über dem Boden schwebte. Der brünette Mann von vielleicht 35 Jahren stellte sich Elara als Orfan Riltau vor und wies sich als Bevollmächtigter des Ministeriums für Mutantenfragen aus.
Bevor er auf den Grund seines Kommens zu sprechen kommen konnte, herrschte ihn Elara an: „Du kannst gleich wieder umkehren. Hier gibt es für dich nichts zu holen."
„So einfach geht das nicht", sagte Riltau höflich, aber bestimmt. „Wir haben Grund zu der Annahme, daß hier ein Psi-Talent namens Trim Marath lebt. Wir müssen ihn erfassen."
„Trim Marath ist ein ganz normaler Junge", schnauzte Elara ihn an. „Also laß uns in Frieden und verschwinde!"
In diesem Moment stieg die Bucklige aus dem Gleiter und kam auf Elara zu. Sie war kleiner, als Elara gedacht hatte, und viel unansehnlicher als im Trivideo. Sie hielt den Kopf immer ein wenig schief, was ihr einen lauernden Ausdruck verlieh. Das Gesicht war nicht einmal unhübsch, aber die buschigen Augenbrauen und das dichte schwarze Haar, das ihr bis auf die Schultern reichte und ihr auf der einen Seite immer wieder ins Gesicht fiel, gaben ihr etwas Dämonisches. Diese Frau war für Elara der Inbegriff des gnadenlosen Inquisitors.
„Elara Marath", begann sie beim Näherkommen mit sanfter Stimme, „wir können uns allen die Angelegenheit erleichtern, indem du mit uns kooperierst. Aber wir können unsere Rechte auch gegen deinen Willen einfordern. Das wäre aber für alle Beteiligten die schlimmere Variante. Wir wollen ja niemandem schaden, am wenigsten Trim Marath."
„Was wollt ihr von ihm?" fragte Elara und wechselte die Taktik. „Er kann euch nicht von Nutzen sein, denn er besitzt keine Psi-Fähigkeiten. Er kann weder Gedanken lesen noch teleportieren oder irgendwelche anderen parapsychischen Kunststücke."
„Wir sind nicht darauf aus, Mutanten für eine Zirkusnummer anzuwerben", sagte Moharion Mawrey sarkastisch, aber immer noch freundlich. „Unsere Pflicht besteht lediglich darin, Psi-Talente statistisch zu erfassen. Wenn dein Junge keine Achromatopsie hat und keine meßbaren Psi-Werte aufweist, dann sind wir in wenigen Minuten wieder verschwunden."
„Und im anderen Fall?"
Moharion Mawrey hob ungewiß die Schultern. „Das hängt von dir und Trim ab. Wenn gewünscht, ziehen wir uns in diesem Fall unverrichteter Dinge wieder zurück. Es wäre dann aber zu überdenken, ob nicht gewisse Vorkehrungen zu treffen wären. Doch warten wir erst einmal die Ergebnisse ab."
Elara führte Moharion Mawrey und Orfan Riltau widerwillig ins Haus und erkundigte sich dabei: „Wie seid ihr ausgerechnet auf uns gekommen?"
„Über Trimotheus Ackaren", antwortete die Ministerin für Mutantenfragen. „Er hat Horrikos überlebt. Das war Grund genug für uns, seine Linie weiterzuverfolgen. So stießen wir auf dich."
„Und warum nicht schon früher?"
„Ach, Bürokratismus und so weiter." Moharion Mawrey winkte ab. „Die Datenerfassung bis zurück in die Monos-Zeit ist nicht immer einfach."
Elara glaubte ihr nicht. Wenn es sich um eine Routineangelegenheit handelte, warum bemühte sich die Ministerin persönlich hierher? Wenn sie dagegen konkrete Hinweise über gewisse Vorfälle bekommen hatte...
„Wer hat uns denunziert?" fragte Elara
Weitere Kostenlose Bücher