2007 - Die Schatztaucher
Feinden nur so wimmelt?"
„Nein, einfach nur Surfen. Eine altterranische Sportart. Brecher, Monster und so weiter. Aloha."
Obwohl Necker vermutete, daß die Ärztin sich nicht den geringsten Reim darauf machen konnte, bildete er mit den Fingern der rechten Hand das Shaka-Zeichen. Dr. Markus griff erneut härter als erforderlich zu. „Hör auf, mich hinters Licht zu führen!"
„Ich möchte es dir nicht sagen." Diesmal meinte er es ernst. „Wir Schatztaucher gelten doch sowieso schon als Witzfiguren, und ich habe nicht vor, für weiteres Gelächter zu sorgen. Du brauchst die Information doch nicht, um mich behandeln zu können, oder?"
„Nein." Die Ärztin wandte sich wieder seinem Brustkorb zu. „Ihr müßt wohl schon einige Scherze ertragen, habe ich mir sagen lassen."
„Mehrmals täglich, und ich kann sie wirklich nicht mehr hören."
„Ich bitte um Verzeihung für meine Neugier und die unpassenden Bemerkungen", sagte Dr. Markus förmlich. „Ich wollte dich nur etwas auflockern. Alter?"
„Sechsundsechzig, geboren am 15. März 1225 NGZ."
Sie musterte Necker Ravveds im Vergleich zum übrigen Körper auffallend kleinen, kahlen Schädel mit dem flachen Gesicht. Seine Nase war kaum mehr als eine Andeutung, die Hautfarbe ein lederartiges, dunkles Braun. „Irgendwie erinnerst du mich an einen Rusufer", sagte sie. „Die Umweltangepaßten von Doo XII sind Mischlingsnachkommen von Terra-Siedlern und Rusufem", bestätigte er. „Die Besiedlung unserer Welt erfolgte erst in der Hanse-Zeit ab 135 NGZ nach einem hundertjährigen Ökoformprogramm."
„Aha." Dr. Markus wandte sich ab und betrachtete eine holographische Darstellung, die die Positronik in den Raum projiziert hatte. „Nun gut, du bist bei diesem Surfen knapp um mehrere Frakturen herumgekommen. Aber drei deiner Rippen sind angebrochen, zwei stark geprellt. Und du hast eine Hüftprellung sowie eine Zerrung davongetragen. Das umliegende Gewebe ist stark angeschwollen und hat einen Nerv eingeklemmt. Es muß also wirklich schon ein ganz gewaltiger Brocken auf dich gefallen sein. Welche Schmerzen sind schlimmer, die in der Brust oder die in der Hüfte?"
Necker verdrehte erneut die Augen. Diesmal hatte die Geste etwas mit Schmerzen zu tun. „Gegen die Hüftprellung verabreiche ich dir eine entzündungshemmende Präparatkombination mit genau dosierten Vitaminen und Mineralstoffen. Die Rippen bereiten mir größere Sorgen. Eine langwierige Sache, wenn wir sie möglichst schonend wie der hinbekommen wollen. Ich lege dir einen Druckverband an. Doch du wirst nur eingeschränkt bewegungsfähig sein. Deshalb befreie ich dich für die nächsten fünf Tage vom Dienst."
Necker kannte sich hinlänglich mit solchen und ähnlichen Verletzungen aus und wußte, daß sich jede Bewegung wie mit tausend Stichen glühender Nadeln rächen würde. Trotzdem richtete er sich auf die Ellbogen auf. „Das ist völlig unmöglich!" sagte er. „Atlan hat mich gerade für eine Sonderaufgabe angefordert!"
„Ihr Schatztaucher haltet euch wohl für unentbehrlich, was? Ein typisches Syndrom. Die meisten Personen, die ich behandle, sind der Ansicht, nur sie könnten eine bestimmte Aufgabe erledigen.
Aber das ist falsch. Niemand ist unersetzlich."
„Doktor Markus", sagte der Schatztaucher, „die SOL befindet sich in feindlichem Gebiet in einer unbekannten Galaxis, und Atlan hat eigens unsere Hilfe angefordert."
Die Ärztin musterte ihn skeptisch. „Worum, geht es überhaupt?"
„Das werde ich auf der Besprechung erfahren", fauchte Necker.
Darla Markus schüttelte den Kopf, öffnete aber trotzdem einen Schrank, kramte provozierend gründlich darin herum und füllte schließlich einen Injektor mit einer Präparatkombination. „Diese Substanz wird sich wie ein schützender Mantel um deine angebrochenen Knochen legen und den Heilungsprozeß beschleunigen. Gegen die Schmerzen gebe ich dir ein Mittel, doch schone dich und beweg dich nur langsam."
Sie spritzte ihm das Medikament direkt in den Brustkorb. Der Schatztaucher hatte den Eindruck, daß sie dabei nicht besonders rücksichtsvoll vorging. Vielleicht wollte sie ihm klarmachen, was er sich durch seine Weigerung eingebrockt hatte.
Immerhin setzte die Wirkung des Linderungsmittels sofort ein. Als er sich von der Prallfeldliege erhob und wieder anzog, hatten sich die Schmerzen auf ein dumpfes Pochen tief in seiner Brust reduziert. „Ach ja", sagte Dr. Markus, als er die Krankenstation verlassen wollte. „Wo genau surfst du
Weitere Kostenlose Bücher