2008 - komplett
falsch angewendet werden“, erklärte sie ruhiger.
„Gifte, richtig?“
„Nein, etwas Derartiges findet sich nicht in dieser Schachtel“, antwortete sie, stellte sie auf einen Futtertrog in ihrer Nähe und öffnete sie, um die Bergminze herauszuholen. „Es ist nur so, dass ich die Neugier der Mädchen gewohnt bin, die vor nichts haltmacht. Ich werde in die Küche gehen und sofort einen Trank zubereiten.“
Er lächelte sie schwach an. „Das solltet Ihr besser mir überlassen. Ich kenne mich mit der richtigen Dosierung für Tiere aus.“
„Dann werde ich auf Euer Pferd aufpassen, bis Ihr zurück seid.“
„Das ist nicht nötig, Egbert ist hier.“
„Es macht mir nichts aus.“
Sein Gesichtsausdruck änderte sich geringfügig. „Dann danke ich Euch. Ich bin froh, jemanden zu haben, der Erfahrung darin hat, sich um ihn zu kümmern, wenn ich es nicht machen kann. Und da ich keinen Pagen habe, werde ich Egberts Hilfe bei der Medizin benötigen.“
Katherine ließ sich nicht anmerken, ob seine von Herzen kommenden Worte ihr gefielen. Egbert dagegen sah ihn an, als hätte man ihm soeben den Schlüssel zu einem Königreich überreicht.
Ehe Rafe ging, streichelte er den Hals des Pferdes und flüsterte ihm etwas ins Ohr, als sei das große Tier sein Kind.
Oder sein bester Freund.
Nachdem Rafe und Egbert verschwunden waren, näherte sich Katherine dem Pferd etwas skeptisch und versuchte, sich von den Hufen fernzuhalten.
„ Bist du sein bester Freund?“, flüsterte sie und streichelte vorsichtig über das Fell.
Als der Hengst den Kopf ein wenig drehte, um sie mit seinen großen braunen Augen anzusehen, musste sie leise seufzen. „Wenigstens hat er dich.“ Es kam ihr wie eine endlos lange Zeit vor, ehe Rafe mit der Medizin zurückkehrte, die er in einen Weinschlauch gefüllt hatte und unter seinem Waffenrock trug, um sie warm zu halten. Egbert ging neben ihm her und war sichtlich voller Bewunderung für Rafes ungewöhnliches Wissen, das Katherine ihm nicht zugetraut hatte.
„Ich hoffe, das Dienstpersonal hat Euch keine Probleme gemacht“, sagte sie und sprach das aus, was sie befürchtet hatte, da er so lange Zeit weggeblieben war.
„Nein, aber ich brauchte eine Weile, ehe ich das richtige Mischungsverhältnis gefunden hatte. Ich wollte vermeiden, dass der Trank zu schwach wird.“
„Wie werdet Ihr Euer Pferd dazu bringen, ihn zu trinken? Der Geschmack ist nicht gerade angenehm, aber einem Menschen kann man wenigstens verständlich machen, dass es ihm danach besser gehen wird.“
„Darum habe ich ihn in einen Weinschlauch gefüllt.“
Er zog den Stopfen heraus und kniete sich neben Cassius’ Kopf, den er dann anhob, damit das Pferd die Flüssigkeit schlucken konnte, die er ihm vorsichtig einflößte.
Cassius bewegte die Lippen wie ein Mann, der von einem Getränk kostet, das nicht so recht nach seinem Geschmack ist, aber nicht so übel schmeckt, dass er nicht weitertrinken wollte.
„Ich sah noch nie ein Pferd aus einem Weinschlauch trinken.“
Es kam ihr vor, als würde Rafe rot anlaufen, aber wenn dem so war, konnte es auch daran liegen, dass er den Weinschlauch hochhalten musste.
„Ich habe früher Wetten auf ihn abgeschlossen“, gestand der Ritter. „Aber ich gab ihm nie Wein zu trinken“, fügte er hastig hinzu. „Sondern Ale.“
„Ihr gabt Eurem kostbaren Streitross Ale?“
„Nicht zu viel. Niemals so viel, dass Cassius betrunken war. Abgesehen davon – ist diese Fähigkeit jetzt seine mögliche Rettung, oder nicht?“ Auch wenn Rafes Lächeln ironisch war und er sich selbst damit herabwürdigte, strahlte es zugleich auch Wärme und Kameradschaft aus.
Sie trat ein paar Schritte nach hinten. „Ich hoffe, die Bergminze hilft“, erklärte sie leise, während sie sich zum Gehen wandte.
3. KAPITEL
Später an diesem Abend, als Cassius noch immer keuchend auf dem Stroh lag, öffnete sich knarrend die Stalltür. Rafe hob den Kopf und rechnete damit, dass Giles oder Egbert zu ihm kamen. Er machte keinen Hehl aus seiner Überraschung, als er im goldenen Lichtschein Lady Katherine erkannte, die eine Laterne in der Hand hielt.
Am anderen Arm trug sie einen Korb, von dem ein schmackhaftes Aroma ausging.
Sie trug einen schlichten dunkelgrauen Mantel, dazu dieses unvorteilhafte Kopftuch und die Mütze. Ihre Wangen waren von der Kälte rosig, und der Ausdruck von ehrlicher Sorge auf ihrem Gesicht machte diese Frau noch liebreizender.
Natürlich wusste er, dass er aufzustehen
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