2008 - komplett
Mal begann er sehr zu Pater Colls Freude von seinen eigenen Abenteuern zu berichten. Während er redete, bemerkte sie einen Unterschied zu der Art, wie er sich geäußert hatte, als sie letzte Nacht im Stall beisammensaßen. Da war es ihr so vorgekommen, als würde sie an seinen Erinnerungen teilhaben und Freude, Kummer und Triumphe aus erster Hand miterleben. Heute dagegen wirkten seine Schilderungen auf sie nur wenig amüsant.
Was hatte das zu bedeuten? Und bedeutete es überhaupt etwas? Auf der anderen Seite wollte sie nicht über Rafes verändertes Verhalten nachdenken. Stattdessen wollte sie Respekt, Würde, Ordnung und Disziplin. Eine Zeit lang hatte sie auch Liebe gewollt, doch die entpuppte sich als Falle, die nur ihr Leben ruinierte. Darum war sie an Liebe nicht länger interessiert.
„Wenn Ihr mich entschuldigen würdet“, sagte Katherine und stand auf, nachdem Hildegard auch die letzten Teller weggebracht hatte. „Ich muss mich um den Haushalt kümmern.“
Pater Coll lächelte. „Natürlich, Mylady. Ich bin mir sicher, die Vorbereitungen für die Weihnachtsfeierlichkeiten sind außerordentlich zeitraubend.“
„Ich feiere nicht die zwölf Tage zwischen Weihnachten und dem Dreikönigsfest“, erläuterte Katherine und wünschte, Pater Bartholomew wäre hier, damit sie sich diese Diskussion hätte ersparen können. „Es gibt ein Festessen am Weihnachtstag, und das ist dann auch alles.“
„Was? Kein Schmuck? Kein Weihnachtsscheit? Keine Musik und kein Tanz? Keine Spiele? Keine Geschenke für die zwölf Tage?“
Katherine machte eine ernste Miene. „Wir begehen diese Tage als eine heilige Zeit, nicht als einen Vorwand für sinnlose Belustigungen.“
„Dann werdet Ihr sicher noch ein wenig bei uns sitzen bleiben können“, gab Pater Coll zurück, dem ihre recht schroffe Klarstellung nichts auszumachen schien. „Sir Rafe wollte mir soeben etwas über Araberhengste erzählen.“
„Sir Rafe kennt sich mit Pferden sehr gut aus, und seine Geschichten sind zweifellos faszinierend“, erwiderte Katherine. „Aber ich muss mich jetzt um Euer Quartier kümmern. Pater, Sir Rafe ... bis später.“
„Bis später“, antwortete Pater Coll freundlich, während Rafe kein Wort von sich gab.
An diesem Heiligabend erfreute sich zumindest einer an Rafes Geschichte vom Ritter, der seine Stiefel verloren hatte. Pater Coll musste von Herzen darüber lachen, und die Diener hätten das wohl auch gern getan. Doch ihre Herrin saß mit versteinerter Miene da und warf während des Mahls außer dem Priester jedem einen giftigen Blick zu, der es wagte, Belustigung erkennen zu lassen.
Nachdem sie gegangen war und er sich mit einem Kelch Wein tröstete, kam es Rafe so vor, als sei die letzte Nacht, in der sich Katherine so umgänglich und so begehrenswert gezeigt hatte, nur ein Traum gewesen, der sich beim ersten Tageslicht in nichts aufgelöst hatte.
Es war mehr als gut, dass er aufbrechen würde, sobald das Wetter wieder besser war. Noch nie hatte er eine so verwirrende Frau kennengelernt, und er war heilfroh, wenn sich das auch niemals wiederholte. Er musste verrückt gewesen sein, als er glaubte, sich gefahrlos in sie verlieben zu können.
Was Pater Coll anging, so musste er der unaufmerksamste Mann in ganz England sein, wenn ihm nicht auffiel, wie angespannt und gereizt die Dame zu Beginn gewesen war – und es war keinen Deut besser geworden, nachdem sie kurz darauf zu ihnen zurückgekehrt war.
„So wie es aussieht, wird das schlechte Wetter noch mindestens einen Tag lang andauern“, merkte Pater Coll an und setzte der augenblicklichen Stille ein Ende.
„Dann werden für die Messe vermutlich nicht viele Menschen aus der Umgebung herkommen können“, überlegte Katherine. „Es wird ihnen sicher leidtun, dass sie sie versäumen.“
„Wohl kaum, wenn sie im Warmen sitzen“, murmelte Rafe und dachte an die frierenden Diener bei der Messe am Morgen. „Ihr seid sicher nicht dazu zu überreden, dort ein oder zwei Kohlenpfannen aufzustellen, oder?“
„Nein. Wir gehen in die Kapelle, um zu beten, und nicht, damit wir es dort gemütlich warm haben.“
Wenn er wirklich einen letzten Beweis dafür gebraucht hätte, dass sie sich nicht von ihm unterhalten lassen wollte, dann war es diese Bemerkung. „Vielleicht würde ich Eure Meinung teilen“, sagte er, „wenn ich einen besseren Mantel hätte.“
„Eurem Mantel fehlt nichts, was sich nicht mit ein paar Nadelstichen beheben ließe.“
„Dann wird das
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