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201 - Die Rachegöttin

201 - Die Rachegöttin

Titel: 201 - Die Rachegöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
    »Vorsicht!« Kiras’ Lächeln verschwand. »Das sind Anschuldigungen, die ich so nicht hinnehmen kann.«
    »Es ist die Wahrheit!«
    »Was ist Wahrheit, Airin? Du kennst keine Wahrheit. Seit deiner Geburt lebst du mit einer Lüge.«
    »Der Einzige, der hier in einem fort lügt, bist du! Ich hoffe, die Shakaas erwischen dich, wenn du den Meerweg nimmst!«
    Kiras seufzte. »Wir werden sehen, was Piama uns bringt.«
    Er wandte sich ab und ließ sie stehen. Airin bemühte sich, mit erhobenem Kopf durch das Lager zu gehen. Sie würde ihre Waffen holen. Sie würde bereit sein. Was Marii sagte, musste geschehen.
    ***
    Kiras hatte bereits alles vorbereitet. Mit einem Lächeln betrachtete er die Lischette ( eine mutierte Libelle ) auf seinem ledernen Handschuh.
    Das himmelblau schillernde Tier war fast einen halben Meter lang. Die beiden transparenten Flügelpaare zuckten unruhig.
    Kiras vergewisserte sich, dass die kleine Stoffrolle unter dem Leib des Insekts gut festgeschnürt war. Herak würde die Nachricht erhalten; das Tier war darauf trainiert, sein Lager anzufliegen. Mit einer leichten Aufwärtsbewegung schickte er die Botenlibelle in die Luft.
    Als er in seine Höhle zurückkehrte, hockte Paggi auf den weißen Schlaffellen. Die Kriegerin hatte bereits alle Sachen gepackt und sah begehrlich zu ihm auf. »Ist es jetzt endlich so weit?«
    Kiras nickte. Er hob den Schlüssel für die Stejchon, den er von Marii erhalten hatte. Jetzt, da der Stroom wieder floss, konnte man die Schleuse ins Innere wieder damit öffnen. »Sind unsere Leute bereit?«
    Paggi nickte. »Das sind sie. Weder Airin noch Marii ahnen etwas. Dein Improvisationstalent ist beeindruckend.«
    Er grinste. »Irgendetwas musste ich mir ja einfallen lassen, nachdem dieser weißhaarige Urmensch den Mord verhindert hat. Ich hoffe, wir verlieren niemanden an die Shakaas.«
    »Ich kenne mich aus«, beruhigte Paggi. »Ich werde dich beschützen.« Sie ließ den braunen Umhang von ihren Schultern rutschen. Auch wenn sie ihre Reize verbarg, wirklich hässlich war sie nicht. Sie war zurückhaltender als die anderen Frauen, die ihre Brüste meist offen trugen. Für sie war die Verhüllung eine Ehrung Piamas und der Zeit der Alten.
    Kiras betrachtete ihren wohlgeformten Busen. Gegen Airin war Paggi nichts. Lediglich nützlich war sie, ganz nett als Notbehelf. Man musste nehmen, was man bekam, das hatte er früh gelernt. Und man durfte es sich nicht verscherzen mit Menschen, die einem dienlich sein konnten.
    »Dann kann mir ja nichts passieren«, entgegnete er mit weicher Stimme. Auch er legte seinen Umhang ab und ging in seiner einfachen Lederrüstung auf sie zu.
    Paggi streckte erwartungsvoll die Hände nach ihm aus. »Wir werden es schaffen. Eine neue Zeit wird kommen, ohne Kämpfe und ohne Verblendung. Alles was du dir wünschst, wird wahr werden.«
    Kiras packte ihren blonden Zopf und zog sie dicht vor sich auf die Füße. »Ganz Recht, meine tapfere Kämpferin. Aber zuerst kümmern wir uns um deine Wünsche.«
    ***
    Kiras’ versteckte Aufzeichnungen, 4 Jahre zuvor Ich verachte sie. Ihre Schwäche. Ihre Überspanntheit. Blind und taub ist sie für die Welt, ganz gleich, worum es geht. Noch immer bin ihr ›kleiner Liebling‹, der Sohn meines Vaters.
    Wenn mir danach ist, kann ich sie lenken und formen, und sie merkt es nicht einmal.
    Fast könnte man denken, sie liebt es, ihre Feinde zu hassen.
    Als Erleuchtete wird sie bezeichnet, weil sie flüssig lesen kann.
    Lachhaft. Ich konnte es weit eher als sie.
    Die großen Schriftstücke. Die überlieferten Geschichten. All das zeigt andere Welten. Größere Menschen. Marii ist viel zu beschränkt, das zu verstehen. Sie sieht nur sich, nicht was man erreichen kann, wenn man auf andere eingeht.
    Den Krieg bin ich Leid, das Sterben und die Krankheiten, die uns dahinraffen. Noch mehr Leid bin ich es, ihr kleiner Junge zu sein. Es wird der Tag kommen, an dem ich sie zu meinen Füßen niederwerfe. An dem ich der Herr der Perons sein werde und sie meine Dienerin. Dann werde ich mich erfreuen an ihrer Fassungslosigkeit. Wie ein König aus den alten Zeiten will ich über mein Reich herrschen.
    Die Adoors muss ich nicht auslöschen. Sie sind viel nützlicher als Diener und Sklaven; sie werden für mich kämpfen und mir gehorchen. Wilde sind so schrecklich leicht zu beeinflussen. Selbst der größte Teil der Perons ist nicht besser als sie, und die Uneska sind schwach. Sie erdulden

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