Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
201 - Die Rachegöttin

201 - Die Rachegöttin

Titel: 201 - Die Rachegöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
Vom Netzwerk:
Mariis Tyrannei – ich werde ihnen die meine aufzwingen, und sie werden mich dafür lieben. Es wird ihnen vorkommen, als sei ich ihr Erlöser.
    Ein König hat bestenfalls noch eine Königin. Die anderen müssen ihm dienen, und das ist gut so.
    ***
    Herak hatte ihnen seine Geschichte erzählt. Er hatte auch bemerkt, wie müde Matt und Rulfan waren, und ihnen einen Platz in einem der Häuser angeboten, in dem sie sich ausruhen konnten. Rebbie und Paul zogen es vor, im Flugpanzer zu bleiben. Die beiden Technos waren an Enge gewohnt. Sie würden die Maschine bewachen und im Notfall starten.
    Matt war zu müde, das Angebot nicht anzunehmen. Er fühlte sich relativ sicher hier. Herak hatte sich als der vernünftigste Mensch entpuppt, dem er in diesem Teil Australiens bislang begegnet war.
    »Chira wird über uns wachen«, meinte Rulfan und tätschelte das struppige schwarze Fell der Lupa. Matt hörte es wie aus weiter Ferne. Er legte sich auf das hölzerne Bett in dem sonderbaren Bauwerk – halb von Monster-Termiten, halb von Menschen geformt – und war sofort eingeschlafen.
    Als er erwachte, stand die Sonne hoch am Himmel. Chira zuckte mit den Pfoten. Sie schien in irgendeinem Traum gefangen. Auch Rulfan schlief noch. Matt verließ das kleine Zimmer. Die Wände des Hauses faszinierten ihn. Er klopfte leicht dagegen. Sie waren hart wie Sandstein, obwohl sie aus Tierspeichel und Zellulose bestanden. Er hatte mal gehört, dass bestimmte Termiten nach dem Licht bauten. Ihre Hügel waren nach Osten ausgerichtet, wie Kirchen. Auch dieses »Haus« hatte diese Ausrichtung. Es war kühl am Morgen, schützte am Mittag vor der Hitze, indem es eine geringere Fläche nach Süden bot, und wärmte dann wieder am Nachmittag.
    Die Menschen hatten an vielen Stellen Holzstäbe hinzugefügt, um die fragilen Gebilde abzustützen. Überhaupt waren sie sehr frei mit den konzentrisch angelegten Termitenhügeln umgegangen, hatten Hängeleitern und einfache Treppen ergänzt. Brücken verbanden einzelne Teilbereiche.
    Matt hatte am Morgen sogar am höchsten Haus einen primitiven Blitzableiter gesehen.
    Er folgte dem Bogenverlauf des Ganges und kam an eine einfache Treppe. Rulfan und er hatten eine Kammer am unteren Ende des seltsamen Baus bekommen. Vorsichtig machte er sich an den Abstieg, doch auch die Treppe war erstaunlich stabil.
    Nao hockte unten am Ausgang und grinste ihm zu.
    Anscheinend hatte man den Jungen als Wache abgestellt.
    »Strubbelhaar!«, rief Nao vergnügt.
    Ihm war nichts mehr von den Strapazen anzumerken, die er hinter sich hatte. Er wirkte quicklebendig. Vielleicht ein wenig zu lebendig, wie Matt feststellte. Der Junge sprang auf und zupfte neugierig an seinem Anzug aus synthetischer Spinnenseide herum – ein Geschenk der Marswissenschaftler.
    Matt scheuchte ihn weg und fuhr sich mit den Fingern durch die blonden Haare, die tatsächlich in alle Richtungen abstanden.
    Der Junge grinste erneut. »Du Abba und Essen, dann Lächeln.«
    Matt sah ihn fragend an. »Abba?«
    Vergnügt zog ihn Nao durch das seltsame Dorf. Mehrere Feuerstellen waren zu sehen, und zwischen den Häusern gab es einen großen ebenen Platz. Eine Art Versammlungsort, wie Matt vermutete. Dort saßen bereits einige Adoors, kauten an dunkelgrünem Obst und tranken Wasser aus hölzernen Schalen. Sie sahen ihm interessiert hinterher. Vorsichtig, aber nicht feindlich. Ein hübsches junges Adoormädchen winkte ihm ganz ungeniert zu. Er wäre fast stehen geblieben, doch Nao zog ihn weiter.
    »Du spät für Abba«, erklärte er, als habe Matt etwas Wichtiges verpasst. »Hast geschlafen wie Felsen. Alle schon fertig. Herak war Sieger. Wie immer.«
    Matt runzelte die Stirn. Hoffentlich gab es hier kein Ritual auf Leben und Tod gleich nach dem Aufwachen.
    Nao zerrte ihn auf einen Steg. Das Meer war zurückgewichen und gab eine Unzahl flacher Steine preis, die in regelmäßigen Abständen voneinander standen. Sie waren mit großen eingemeißelten Zahlen beschriftet. Ob die Perons hier irgendetwas vermessen hatten? Und was sollte er hier?
    Nao zeigte es ihm. Er zog sich den Lendenschurz von den Hüften, trat ganz nah an den Rand des Steges und hielt seinen angefeuchteten Finger prüfend in den Wind. Als er Rückenwind hatte, holte der Junge tief Luft und erleichterte sich so weit er konnte. Sein Urin spritzte in einem dünnen Strahl bis zum dritten Stein.
    »Wenn man schon mal in Rom ist«, murmelte Matt und folgte dem eigentümlichen Ritual. Er erreichte Stein Nummer

Weitere Kostenlose Bücher