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201 - Die Rachegöttin

201 - Die Rachegöttin

Titel: 201 - Die Rachegöttin
Autoren: Michelle Stern
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das Letzte, das Marii von ihr hörte.
    ***
    »Wie konnte das geschehen?!« Marii schrie es zornentbrannt über den Platz zwischen den Zelten. »Wie konntet ihr die Fremden und den Attentäter entkommen lassen?«
    Die Krieger duckten sich unter dem Zorn der Uneskaa. Zwei weitere Obere standen in ihren grüngoldenen Umhängen an Mariis Seite: der Erleuchtete Demian und sein Zögling Joon.
    Acht weitere Uneska waren in der Menschenmenge, die sich um Marii gebildet hatte. Kiras war unter ihnen. Mit Aufgang der Sonne war das gesamte Lager der Perons erwacht. Alle, die laufen konnten, waren auf den Beinen. Während die zehn Oberen ratlos und desorientiert wirkten, versuchten die Krieger zumindest etwas zu tun und reparierten notdürftig das Tor und die Brücke. Insgesamt waren es nicht mehr als dreißig Menschen, die Airin noch befehligte. Der Rest der Perons konnte zwar kämpfen, war aber nicht speziell für die Jagd und den Kampf gegen die Adoors vorgesehen.
    Airin trat auf die Uneskaa zu. Sie würde sich Mariis Zorn nicht entziehen. Sie hatte versagt. Demütig kniete sie vor der Frau nieder, der sie so viel zu verdanken hatte.
    »Uneskaa Marii. Es ist meine Schuld. Ich habe Maddrax, Rulfan und den Jungen entkommen lassen.«
    Mariis Blicke waren wie Giftpfeile. »O ja, Hantaa, das hast du. Und mehr noch – du hast Maddrax und Rulfan in unser Lager gelassen! Du hast dafür gesorgt, dass dieser Junge hier hereinkommen konnte!«
    »Das ist nicht wahr!«, begehrte Airin auf. »Niemals hätte ich jemanden eingelassen, der dir schaden will, Maam!«
    Marii packte ihren Stab und zog ihn Airin durchs Gesicht.
    Die Kriegerin fiel keuchend zur Seite. Ein erschrecktes Raunen ging durch die Menge. Airin richtete sich benommen auf und sah, wie Daan und Eelton ihre Speere anhoben. Sie winkte ihnen ab. Die Krieger durften sich nicht einmischen, das würde alles nur noch schlimmer machen. Marii war sehr selten wütend, aber wenn sie es war, handelte sie mit furchtbaren Konsequenzen.
    Airin schüttelte leicht den Kopf. Der Schlag hatte ihren Wangenknochen und einen Teil des Oberkiefers getroffen. Ihre eigenen Zähne hatten sich schmerzhaft tief in ihr Fleisch gebohrt. Sie schluckte das Blut herunter und wartete, bis der gröbste Schmerz nachließ.
    »Ich habe dich nicht verraten, Marii«, sagte sie so ruhig sie es vermochte. »Vielleicht gibt es einen anderen hier, der das tat. Aber ich war es nicht.«
    Mariis Augen verengten sich misstrauisch. Ihr Blick ging gehetzt durch die Reihen der eigenen Leute, als sei sie von Feinden umgeben. Er blieb an den anderen Uneska hängen.
    »Wen meinst du?«, fragte sie unwirsch.
    Airin wunderte sich über Mariis Verhalten. Ihre Ziehmutter war die Hohepriesterin und die anderen Uneska dienten ihr.
    Glaubte sie an einen Verrat ihrer engsten Untergebenen? Airin holte tief Luft und stand auf. Ihre Hand wies anklagend auf Kiras. »Ich rede nicht von einem anderen Oberen, sondern von keinem Geringeren als dem da!«
    Erneut ging ein Raunen und Murmeln durch die Menschenmenge, Zwischenrufe wurden laut. Marii trat auf Airin zu und die Menge verstummte augenblicklich. Jeder der Perons hatte Furcht vor der kleinen Frau mit der Zahnlücke und dem knotigen Stock. Der Blick der hellgrünen Augen war boshafter und wütender denn je.
    »Du wagst es? Du dreckige Missgeburt wagst es, meinen Sohn, den Sohn Perdors, zu beleidigen?« Sie hob ihren Stab.
    »Ich werde dich eigenhändig zu Tode prügeln, wie man es mit einem durchgedrehten Dingoo tut!« Ihre Stimme war schrill.
    »Du bist es doch, die mich verraten hat! Du willst als Hantaa die Macht über die Perons an dich reißen und meinen Platz einnehmen!«
    Airin war sprachlos. Die tiefe Demütigung von Mariis Worten sickerte wie Gift tief in ihr Inneres. Sie würde sich vor ihrem versammelten Volk nicht die Blöße geben, auch nur eine Träne zu vergießen. Ihre Wut schützte sie davor.
    »Warum vertraust du mir nicht? Kiras hat dich hintergangen. Er hat sich mit Herak verbündet und…«
    »Mit Herak? Du weißt sehr wohl, wessen Familie Perdor getötet hat! Kiras’ Vater starb durch die Hand von Heraks Vater! Glaubst du, er vergibt eine solche Blutschuld?« Marii hob den Stab. »Ich habe keine Verwendung mehr für dich, Airin. Du hast den Tod in unser Lager geholt!« Sie holte aus und wollte gegen Airins Schläfe schlagen.
    Da packte Kiras das Handgelenk seiner Mutter. Seine Stimme war ruhig, wie immer. »Nicht doch, Mutter. Airin trifft keine Schuld. Dieser Maddrax
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