201 - Die Rachegöttin
Archiven.«
Gemurmel und Flüstern war zu hören.
Maddrax fuhr fort; er schien es gewöhnt zu sein, laut zu sprechen. »Es gab ein Mittel, das Perons und Adoors einnahmen. Gemeinsam!«
Meinte er die Spritzen? Das heilige Ritual? Airin war verblüfft. Und das sollten auch die Adoors bekommen haben?
»Das Mittel war den Adoors heilig. Sie glaubten fest daran, ohne die Injektionen krank zu werden. Als die Adoors aus dem Paak vertrieben wurden, entzog man ihnen das Mittel!«
»Airin!«, keifte Marii. »Bring ihn endlich zum Schweigen!«
Airin dachte nicht daran. »Was soll das heißen?«, fragte sie an Maddrax gewandt. »Was hat das…« Sie verstummte.
Langsam dämmerte ihr, worauf er hinauswollte.
»Die Adoors erkrankten, viele von ihnen starben. Um zu überleben, griffen sie zum letzten Mittel: Sie holten sich die Stoffe, die sie brauchten, indem sie euer Blut tranken! Ihr nahmt das Mittel weiter. Eure Heilfrauen verabreichen es euch jetzt noch!«
Das Murmeln, das nun losbrach, war so laut, dass man selbst Mariis Keifen nicht mehr verstand. Die Perons rückten verunsichert zusammen.
»Ist das wahr?!« Airin fuhr zu Marii herum. »Hätten wir die Ausblutungen verhindern können, wenn wir ihnen das Mittel gegeben hätten?«
Die Menge wurde leiser. Aller Augen richteten sich erwartungsvoll auf die Hohepriesterin.
»Die Adoors sind Tiere!«, rechtfertigte sich Marii. »Wen kümmert es, wenn sie verrecken?«
»Das war schon immer deine Auffassung, ganz gleich wie oft ich dir den Frieden antrug.« Herak erschien neben dem Flugpanzer. Er ging, umringt von zwölf seiner Krieger, auf die Perons zu. Seine Stimme war tief und kraftvoll. »Ich will kein weiteres Blutvergießen mehr! Kein Peron muss heute sterben! Ihr erhaltet einen Teil des Paaks! Alles was du tun musst, Marii, ist die Wahrheit zu sagen!«
Nun war die Verwirrung der Perons komplett. »Wir können in den Paak?«, flüstere Eelton fassungslos. »Einfach so?«
Airin selbst fühlte sich völlig überrumpelt. Aber ihre Wut auf Herak obsiegte. »Was meinst du mit der Wahrheit?!«, schrie sie zurück. »Du hast meine Eltern getötet! Du hast meine Mutter Tatjena ausbluten lassen!«
Herak wirkte traurig, doch seine Stimme war ungebrochen stark. »Das hat Marii dir erzählt. Dabei hat sie es selbst getan. Sie hat Tatjena umgebracht. Weil Tatjena einen Adoor liebte und ein Kind mit ihm zeugte.« Sein Blick bohrte sich in ihren.
»Mein Kind.«
Airin fühlte sich, als würde sich der Boden unter ihren Füßen auftun. Sie wusste nicht, wo sie Halt finden sollte.
Konnte es sein? Alles ergab plötzlich einen Sinn, und das Bild, das sich ihr bot, war Furcht erregend klar. Deshalb also hatte Marii sie einen Bastard genannt und die Operation an ihr vollziehen lassen. Airin schüttelte heftig den Kopf. Ihr schwindelte. Eelton packte ihren Arm.
»Nein«, flüsterte sie erstickt. »Das ist nicht wahr…«
»Tötet sie endlich!«, kreischte Marii außer sich. »Ist hier niemand mehr, der mir und Piama dient? Greift endlich an!«
Sie riss einem verblüfften Krieger neben sich Pfeil und Bogen aus den Händen. »Ihr alle habt zu kämpfen gelernt! Vergesst nicht, wer sie sind: Sie sind Adoors! Ja, wir haben sie damals aus dem Paak vertrieben, aber das hatte einen guten Grund! Kommt endlich zur Vernunft!« Sie spannte den Bogen und schoss auf Herak. Es war ein guter Schuss, der den Anführer der Perons nur knapp verfehlte. Die Adoors begannen vor Wut zu schreien. Einige hatten primitive Holzschilde mit, auf die sie ihre Speere schlugen. Die Perons packten ihre Waffen fester. Es kam Bewegung in beide Gruppen. Marii führte ihre Leute kreischend an.
Der Platz vor dem Zaun würde sich in wenigen Augenblicken in ein Feld des Blutes verwandeln. Selbst Heraks laute Stimme ging in dem plötzlichen Tumult unter. Die Perons ließen ihre Dingoos los. Während Herak noch verzweifelt versuchte, seine Leute zur Vernunft zu bringen, entfesselte Marii die ihren. Jetzt war die Chance da. Dies war der Moment, auf den sie über zehn Jahre gewartet hatte.
Airin zog wie in Trance ihre Feuerwaffe aus dem Holster.
Es war nur noch eine Kugel darin. Eine Kugel für Herak. Sie sah, wie Marii sich mit ihren Kriegern auf Herak zu rannte. Sie hatte nur acht Männer um sich, doch die kämpften mit fanatischer Inbrunst. Der Kreis um den Adoor-Anführer wich.
Die kleine Frau kam immer näher an den silberhaarigen Mann heran. Er floh nicht. Er kämpfte stolz, obwohl er wissen musste, was kommen
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