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2011 - komplett

2011 - komplett

Titel: 2011 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 3 Romane
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musste trotz allem lächeln. Wie oft hatten sie diese Worte zueinander gesagt, eigentlich bei jedem Streich, den sie ausheckten – meist auf ihr Betreiben. Er erwiderte ihr Lächeln, und plötzlich hatte sie das Gefühl, sie seien wieder Kinder, die auf einen Baum kletterten oder auf Froschjagd gingen, obwohl sie wussten, dass ihre Eltern es missbilligen würden.
    „Ich werde gewinnen“, behaupteten sie gleichzeitig und lachten dann leise.
    „Nur einer von uns kann recht behalten“, gab Sebastian zu bedenken.
    Addie verdrehte die Augen. „Nun, das ist ja wohl offensichtlich ...“ Sie hielt abrupt inne und erstarrte, den Blick fasziniert auf das gerichtet, was direkt über ihrem Kopf am Türrahmen hing. „W...was ist denn das?“
    Sebastian sah hinauf, und auch er verharrte einen Moment regungslos. „Es scheint ein Mistelzweig zu sein.“
    In der Tat. Ein Mistelzweig mit Rosmarin, Salbei und getrockneten Lavendelblüten hing an einem grellroten Satinband.
    „Aber ... aber wie ist er da hingekommen?“
    „Ich stelle mir vor, einer der Diener hat ihn dort aufgehängt.“

    Addie schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe höchstpersönlich das Anbringen aller Mistelzweige überwacht, und hier hat es keinen gegeben.“
    „Offenbar blieb einer übrig, und jemand hat ihn eben hier angebracht.“
    „Und was schwebt da um den Zweig herum?“ Addie reckte den Hals. „Sieht aus wie ...“
    „Rosafarbene Funken“, sagten beide gleichzeitig.
    Addie senkte den Kopf und bemerkte, dass Sebastian sie mit einem ganz seltsamen Ausdruck in den Augen ansah.
    „Wenn eine junge Dame unter einem Mistelzweig steht und nicht geküsst wird, wird sie in jenem Jahr nicht mehr heiraten, heißt es“, wiederholte Sebastian, was man sich über diese alte Weihnachtstradition sagte.
    Ein unbehagliches Lachen entfuhr Addie. „Da das Jahr schon fast vorbei ist, macht mir das keine besondere Sorge.“ Tatsächlich war es ihr vollkommen egal, ob sie jemals heiratete, da der einzige Mann, den sie liebte, bald ihre Schwester heiraten würde. Doch jetzt stand er dicht vor ihr, und sie sehnte sich so sehr danach, ihn zu küssen.
    „Es heißt auch, eine junge Dame, die unter einem Mistelzweig steht, darf niemanden abweisen, der sie küssen möchte.“
    Ja, so hieß es, und dieser geheimnisvolle Mistelzweig, der wie durch Zauberei hier erschienen war, lieferte ihr sogar die vollkommene Ausrede dafür, einen Kuss von dem Mann anzunehmen, den sie liebte.
    Nur wusste sie, dass sie es auf keinen Fall tun durfte. Ein flüchtiges Küsschen unter dem Mistelzweig mochte zwar harmlos und unschuldig erscheinen, doch tief in ihrem Herzen musste Addie sich eingestehen, dass es nicht so sein würde. Nicht für sie. Was für Sebastian nichts weiter sein würde als eine alte Weihnachtstradition, wäre für sie von viel zu großer Bedeutung.
    Sie wusste einfach, dass sie bei seinem Kuss nicht ihre Gefühle würde verbergen können. In diesem Moment waren sie so stark und überwältigend, Sebastian musste notgedrungen ihre Liebe erkennen. Und dann könnte sie weder ihm noch Grace je wieder in die Augen sehen.
    Panik stieg in ihr auf. „Ich muss gehen“, sagte sie und zuckte zusammen, so gequält klang ihre Stimme.
    „Addie, warte ...“
    Aber sie wartete nicht. Stattdessen schritt sie den Gang so schnell hinunter, wie es nur ging, ohne den Eindruck zu erwecken, sie sei auf der Flucht. Sie wurde erst langsamer, als sie ihr Zimmer erreichte, und schlug hastig die Tür hinter sich zu.
    Schwer atmend lehnte sie sich dagegen, schloss die Augen und kämpfte gegen das Schluchzen an, das in ihr aufstieg. Heftige Schuldgefühle quälten sie. Sie merkte nicht, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen. Nur mit allerletzter Kraft war es ihr gelungen, vor dem Mann davonzulaufen, den ihre Schwester liebte und bald heiraten würde. Was für ein Mensch war sie nur?
    In jedem Fall musste sie sich eingestehen, dass man ihr in Sebastians Nähe nicht trauen konnte. Nur noch ein paar Tage, dann würde dieses höllische Weihnachtsfest vorbei sein und sie wäre auf dem Weg nach Paris – weit fort von Sebastian. Dieser Gedanke hätte sie aufmuntern sollen, doch Addie konnte sich nicht selbst belügen.
    In Wirklichkeit brach ihr bei der Aussicht auf ein Leben ohne Sebastian das Herz.

4. KAPITEL
    Rose schwebte an der Decke in Addies Zimmer und rang die Hände, sodass ein Schauer rosafarbener Funken auf ihren unruhig schlafenden Schützling fiel. Oje, oje, die Dinge liefen nicht

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