2011 - komplett
Freundinnen zu. „Addie, Claire, ich bin es, die wahre Fiona!“ Sie lief um die zukünftige Fiona herum und breitete die Arme aus, doch weder Addie noch Claire schienen sie zu bemerken.
Ernüchtert senkte Fiona die Arme und wankte einen Schritt zurück. „Sie erkennen mich nicht.“
Fern schwebte heran. „Auch sie sind nur Schatten der Zukunft. Sie sehen und hören dich nicht.“ Tröstend legte sie Fiona eine Hand auf die Schulter.
Fionas Augen füllten sich mit Tränen. Heftig schüttelte sie Ferns Hand ab. „Was bezwecken Sie dann mit alldem hier?“
„Bezwecken? Ach, Fiona, du hast schon immer zu sehr auf deinen Verstand gebaut.
Halt die Augen auf und höre auf dein Herz. Die Antwort wirst du nur dort finden.“
„Aber ...“
„Still!“
Für einen Schutzengel war diese Fern recht gebieterisch. Fiona öffnete den Mund, um sich zu beschweren, doch die drei Frauen aus der Zukunft kamen ihr zuvor.
Fionas zukünftiges Ich erhob sich mühsam. „Ihr kommt spät.“ Mit finsterer Miene ging sie auf ihre beiden Besucherinnen zu. Fiona zuckte zusammen, als sie sah, wie sehr sich ihr Hinken verschlimmert hatte.
Addie nickte. „Es ist ganz allein meine Schuld, Fiona. Ich habe Jemma dabei geholfen, eine Bordüre für ihr Hochzeitskleid auszusuchen, und ganz die Zeit darüber vergessen.“
„Jemma ist Adelaides älteste Tochter“, flüsterte Fern, als sie Fionas fragende Miene sah. „Im Gegensatz zu dir hat Addie ihre große Liebe geheiratet. Sie und Sebastian sind seit vierundzwanzig Jahren glücklich verheiratet und wurden mit fünf wunderschönen Kindern gesegnet.“
Da sie glaubte, sich verhört zu haben, fragte Fiona noch einmal nach: „Addie hat Sebastian Hartley geheiratet? Aber alle waren doch sicher, er würde sich mit ihrer Schwester Grace vermählen.“
„Addie und Sebastian folgten ihrem Herzen. Sie haben zwei Töchter und drei Söhne, alle inzwischen erwachsen. Dem Beispiel ihrer Eltern folgend, wird Jemma ihren jungen Verlobten am Neujahrstag heiraten. Da die Hochzeit in nur einer Woche stattfindet, hat Addie als Brautmutter noch sehr viel vorzubereiten.“
Claires Stimme zog Fionas Aufmerksamkeit auf sich. „Nein, ich habe genauso viel Schuld wie du. Simon hat die Zwillinge zu uns gebracht, und da es ihr erstes Weihnachtsfest ist, konnte ich mich nicht losreißen von den kleinen Lieblingen.“
Fiona glaubte, die Antwort zu ahnen, konnte die Frage aber nicht unterdrücken. „Die Zwillinge?“
„Ja, Claires Enkelkinder, die ersten von vielen. Wie Addie folgte auch Claire ihrem Herzen und heiratete ihre große Liebe. Sie haben einen Sohn, Simon, und jetzt haben Simon und seine Frau Zwillinge bekommen. Dieses Weihnachtsfest verspricht ein besonders glückliches für Addie und Claire zu werden.“
„Und doch finden sie noch Zeit, eine alte Freundin zu besuchen“, flüsterte Fiona, und ihre Augen wurden feucht vor Rührung.
„Nett von euch, etwas Zeit für eine alte Freundin zu opfern“, sagte die zukünftige Fiona mit vor Sarkasmus triefender Stimme.
Entsetzt sah Fiona auf. „Ich könnte doch unmöglich so unhöflich werden.“
Fern zuckte die Achseln. „Die Samen der Bitterkeit, die in der Gegenwart gesät wurden, hatten fünfundzwanzig Jahre Zeit, zu einem krummen Baum zu werden.“
Fiona wandte sich von dem Engel ab, zu beschämt, seinem Blick zu begegnen.
Inzwischen antwortete Claire – wie es Fiona schien – gekränkt: „Aber natürlich besuchen wir dich. Unsere Leseabende finden zwar schon seit langer Zeit nicht mehr statt, aber du bist immer noch unsere älteste Freundin, Fiona.“ Sie stellte ihren Korb auf den Tisch und ging um ihn herum, um Fionas Hand zu nehmen.
Addie gesellte sich zu ihnen. „Möchtest du nicht mit uns kommen? Sebastian und ich wären glücklich, dich als Gast willkommen zu heißen.“
„Und mir wäre es eine Ehre, dich morgen zum Weihnachtsessen bei uns zu begrüßen“, fügte Claire hoffnungsvoll lächelnd hinzu.
Fern beugte sich vor und flüsterte: „Wie du siehst, haben deine Freunde all die Jahre zu dir gehalten.“
Rührung schnürte Fiona die Kehle zu, als sie sah, wie ihr zukünftiges Ich nachzugeben schien. „Ich danke euch beiden, dass ihr an mich gedacht habt, allerdings habe ich schon an den letzten fünfundzwanzig Weihnachtstagen nicht mit meiner Meinung hinter dem Berg gehalten. Wie es aussieht, muss ich es aber wohl ein weiteres Mal tun. Das Weihnachtsfest ist reiner Unsinn und Dummheit, ein einziger großer
Weitere Kostenlose Bücher