2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
um das physische Dasein seines Mentors jeglicher Lebenskraft zu berauben. Sein Gesicht war blass und ausgemergelt. Die Haut hing ihm von den Knochen. Die Augenhöhlen waren dunkel und eingesunken.
»Jerrod, es tut mir so leid. Ich war in Indien bei meiner Familie. Ich bin hergekommen, sobald ich es erfuhr. «
Jerrod Mahurin öffnete die Augen, der Anblick seines Schützlings riss ihn aus der Bewusstlosigkeit. »Nein … nicht dorthin! Stell dich neben mich, Pankaj … schnell.«
Patel ging zur linken Seite des Bettes, in dem der Professor lag. »Was gibt’s? Haben Sie etwas gesehen?«
Der ältere Mann schloss die Augen und mobilisierte seine letzten Kraftreserven. »Der Todesengel wartet am Fußende des Bettes auf meine Seele. Du warst zu nahe dran. Sehr gefährlich.«
Entnervt wendete Patel sich um und blickte zurück auf den leeren Platz. »Sie haben ihn gesehen? Den Todesengel? «
»Dafür ist keine Zeit.« Jerrod streckte die linke Hand nach seinem Schützling aus. Das blasse Fleisch war babyweich und gezeichnet von einem Minenfeld verräterischer Blutergüsse von einem Dutzend Tropfinfusionen. »Du warst ein außergewöhnlicher Schüler, mein Sohn, aber dieses Stückchen Körperlichkeit, das wir Leben nennen, ist bei weitem noch nicht alles. Alles, was du siehst, ist nur eine Illusion, unsere Reise ist eine Prüfung, und wir versagen jämmerlich. Die Welt ist im Ungleichgewicht, das Böse überwiegt. Politik, Gier, der Kapitalismus der Kriegführung. Und doch sind all die Dinge, denen wir uns entgegengestemmt haben, lediglich Symptome. Was treibt einen Mann an, unmoralisch zu handeln? Eine Frau oder ein Kind zu vergewaltigen? Wie kann ein menschliches Wesen vollkommen gewissenlos einen Mord begehen oder den Tod von Zehntausenden … oder sogar Millionen unschuldiger Menschen befehlen? Um die wahren Antworten zu finden, muss man sich auf die eigentliche Ursache, die Wurzel der Krankheit konzentrieren.«
Der ältere Mann schloss die Augen und hielt inne, um einen Klumpen Schleim zu schlucken. »Hier ist eine direkte Ursache-Wirkung-Beziehung im Spiel, eine Wechselwirkung zwischen der negativen Kraft und dem Ausmaß an Gewalttätigkeit und Gier, die abermals zugenommen haben, um die Menschheit zu quälen. Der Mensch wird weiter durch die unmittelbare Befriedigung seines Egos in Versuchung geführt, was uns weiter vom LICHT Gottes entfernt. Das kollektive Handeln
der Menschheit hat den Todesengel heraufbeschworen, und mit ihm das Ende der Tage.«
Die Blutgefäße unter Patels Haut erweiterten sich und hinterließen eine Gänsehaut. »Das Ende der Tage? Der Konflikt im Nahen Osten … wird er zum Dritten Weltkrieg führen? Zu einem nuklearen Holocaust? Jerrod? «
Der Sterbende schlug die Augen wieder auf. »Symptome«, stieß er hustend hervor. Der schlechte Geruch blieb.
Patel ging zum unberührten Frühstückstablett, nahm mit einem Löffel ein Eisstückchen auf und legte es seinem Lehrer in den Mund. »Vielleicht sollten Sie sich ausruhen.«
»Gleich.« Jerrod Mahurin schluckte die Gabe, während er seinen Schützling durch die geöffneten Schlitze seiner fiebrigen Augen beobachtete. »Das Ende der Tage ist ein überirdisches Ereignis, Pankaj, ins Werk gesetzt vom Schöpfer persönlich. Die Menschheit … entfernt sich vom Licht Gottes. Der Schöpfer wird nicht zulassen, dass die dingliche Welt von jenen ausgerottet wird, die Kraft aus der Dunkelheit schöpfen. Wie bei Sodom und Gomorrha, wie bei der großen Sintflut, wird Er die Menschheit auslöschen, bevor das Böse Seine Schöpfung zerstört, und das abschließende Ereignis, was auch immer es sein mag, wird bald eintreten.«
»Mein Gott.« Patels Gedanken wanderten zu seiner Frau, Manisha, und ihrer gemeinsamen Tochter, Dawn.
»Das Folgende ist wichtig. Nach meinem Tod wird ein Mann von großer Weisheit dich ausfindig machen. Ich habe dich auserwählt.«
»Mich auserwählt? Wozu?«
»Als meine Vertretung. Eine Geheimgesellschaft … neun Männer, die hoffen, Gleichgewicht zu bringen.«
»Neun Männer? Was muss ich tun?«
Ein kranker Atem kam aus Jerrod Mahurins Mund, leise pfeifend wie ein sich entleerender Blasebalg; der Geruch war schal und streng.
Pankaj Patel wich zurück. »Jerrod, diese Männer … können sie das Ende der Tage abwenden? Jerrod?« Der Schüler langte nach einem weiteren Eisstückchen, das er seinem Lehrer behutsam auf die Zunge legte.
Wasser tröpfelte aus der offenen Mundspalte des älteren Mannes.
Ein Moment
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