2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
Buchstaben der Torah verbarg. Jeden Morgen zogen die beiden Männer ihre Kleider aus, um den Stoff zu schonen, gruben sich bis zum Hals in den Sand ein und nahmen Kontakt zum Propheten Elias auf, den sie um Unterstützung bei ihrer Suche baten.
Dreizehn Jahre hielten sich Vater und Sohn versteckt, bis sie vom Tod des römischen Statthalters hörten. Als sie in die Zivilisation zurückkehrten, brachten sie ein geheimes Wissen mit, das sie später im Buch des Glanzes niederlegen sollten, im Sohar. Weil sie jedoch wussten, dass die Welt noch nicht bereit für dieses Wissen war, hielten der Rabbi und seine Schüler den heiligen Text verborgen.
Erst im dreizehnten Jahrhundert sollte der Sohar wieder auftauchen.
Rabbi Simon bar Johai starb am dreiunddreißigsten Tag des Omer.
Die drei Amerikaner klettern hintereinander den steilen Bergpfad hinauf. Ein großer, kräftig gebauter Schwarzer bildet die Vorhut, gefolgt von einem älteren Weißen, der vor zwei Tagen mit einem Koffer voller Bargeld in Peki’in angekommen ist. Beide Männer tragen Rucksäcke.
Die dritte Person ist viel jünger. Es handelt sich um einen Weißen Anfang dreißig, der sein langes, dunkles Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden trägt und dessen Augen hinter einer Sonnenbrille verborgen sind. Im Gegensatz zu seinen beiden älteren Begleitern klettert er mit der Eleganz eines Sportlers.
Während er den Pfad hinter Ryan Beck hinaufhumpelt, kann Mitchell Kurtz seine zweiundsechzig Jahre deutlich spüren. Der schwarze Backen – und Schnauzbart des früheren CIA-Agenten ist während des letzten Jahrzehnts grau geworden, was gut zu seinem kurz geschorenen Haar passt. Der nur knapp eins dreiundsiebzig große und zweiundsiebzig Kilo schwere Kurtz sieht
vollkommen ungefährlich aus, doch sein geschickter Umgang mit den verschiedensten technischen Geräten und die Hemmungslosigkeit, mit der er diese einzusetzen pflegt, gleichen mehr als aus, was ihm in Hinblick auf seine körperliche Statur fehlen mag. Sein rechter Ärmel verhüllt eine an seinem Unterarm befestigte Impulskanone, die ihre Energie aus einer Batterie an seiner Hüfte bezieht. Die Waffe, die Fünf-Millimeter-Wellen abfeuert, war ursprünglich für die Aufstandsbekämpfung entwickelt worden. Die Stelle, an der sie auf das Fleisch des Opfers trifft, wird dabei so sehr erhitzt, als hätte der Betreffende eine heiße Glühbirne berührt. Man kann mit ihr jedes Lebewesen vertreiben, das sich im Radius von einem Kilometer um den Schützen befindet, und noch auf eineinhalb Kilometer Entfernung lässt sich ein tödlicher Schuss auf ein einzelnes Ziel abfeuern. Kurtz hält sich in Form, indem er mit der Waffe »Ratten aus der Gosse grillt«.
Kurtz’ Partner ist Ryan Beck, ein ehemaliger Football-Star, der bei einer Körpergröße von einem Meter achtundneunzig noch immer hundertsechsundzwanzig Kilo wiegt. Obwohl es der glatt rasierte Beck wegen seines Alters und seiner lädierten Knie mittlerweile etwas langsamer angehen muss, ist er wegen seiner Größe und seiner Nahkampfausbildung noch immer ein beeindruckender Gegner.
Die beiden Männer mit den Spitznamen Salt und Pepper haben während der letzten vierzehn Jahre nur einem einzigen Kunden als Leibwächter gedient – und das nicht wegen des Geldes, sondern aus Loyalität, persönlicher Zuneigung und einem tiefen Verständnis für die Tatsache, dass der jüngere Mann, den sie seit seiner
Geburt vor vierunddreißig Jahren kennen, möglicherweise die letzte Hoffnung der menschlichen Spezies darstellt.
Es ist dunkel, als sie die Höhle von Rabbi bar Johai erreichen. Die kühle Bergluft hat kaum elf Grad, und der Wind pfeift über den gezackten Höhleneingang. Kurtz duckt sich und geht hinein, wobei er mit Hilfe der Nachtsichtfunktion der Smartgläser seiner Brille überprüft, dass die Höhle leer ist. Beck inspiziert den umliegenden Berghang mit seiner Wärmebildkamera.
Außer ihnen ist niemand hier.
Der jüngere Mann mit dem wie von einem Bildhauer gestalteten Körper kniet in den groben Sand nieder und schließt die azurblauen Augen. Während er immer tiefer in einen meditativen Zustand versinkt, verlangsamt sich seine Herzfrequenz, und seine Gehirnwellen verändern sich: Die Beta-Wellen von vierzig Perioden pro Sekunde weichen den Alpha-Wellen mit einer Frequenz von 13 Hz. Die Meditation wird immer tiefer, und schließlich erreicht er eine Theta-Trance, bei der die elektrischen Signale zwischen seinen Nervenzellen sich auf die
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