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2012 - Folge 1 - Botschaft aus Stein

2012 - Folge 1 - Botschaft aus Stein

Titel: 2012 - Folge 1 - Botschaft aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei
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freiem Himmel. Er war es gewöhnt.
    Tom schoss noch zwei Aufnahmen der gesamten Stele. Die momentanen Lichtverhältnisse ließen die Zeichen viel plastischer hervortreten.
    Er trank die Wasserflasche leer. Im Schatten der Bäume war es durchaus erträglich gewesen. Die aufziehenden Wolken verrieten zudem, dass es bald regnen würde. Was er dann brauchte, waren Kannenpflanzen oder wenigstens große Blätter, mit denen er genügend Wasser auffangen konnte.
    Gegen seinen Hunger konnte er nicht viel mehr unternehmen, als wenigstens zwei Energieriegel zu essen. Dann blieben ihm die beiden letzten für den kommenden Morgen. Die Alternative war, nach Osten zu laufen. Viel mehr als drei Kilometer, schätzte Tom, war der Atuona Airport nicht mehr entfernt.
    Er entschied sich dagegen. Solange es noch hell war, wollte er sich mit den Inschriften der Stele befassen. Die Zeichen ergaben keinen Sinn.
    Je hartnäckiger Ericson versuchte, eine plausible Deutung zu finden, desto mehr verweigerte sie sich ihm.
    Scheinbar zusammenhanglos standen einzelne Zahlenangaben da. Mehrmals, wenn auch mit deutlichen Abweichungen, wiederholte sich die Abbildung eines Schädels, dessen Unterkiefer vollständig fehlte und durch die menschliche Hand ersetzt worden war. Dieses Zeichen für die Null war eindeutig, allerdings fragte Tom sich, weshalb auf der Stele die Kopfdarstellung wechselte.
    Vorübergehend zog er in Erwägung, dass die unterschiedliche Schreibweise der Null für das Ende der einzelnen Kalenderrunden verwendet worden war.
    Aber der sinngemäße Zusammenhang zu den anderen Zeichen erschloss sich ihm nicht. Er fand die Hieroglyphe für Sonnengott-Jaguar, die eher als sinnbildliche Beschreibung galt denn als Wiedergabe des wirklichen Namens. Von einer Pyramide im Verborgenen war die Rede. Die bessere Deutung mochte »Pyramide des Verborgenen« lauten.
    Aber auch damit wusste er wenig anzufangen.
    Weit unten auf der Stele entdeckte Tom einen Hinweis auf den Tod der Sonne. Gemeint sein konnte ebenso gut der Tod der fünften Sonne, denn der einfache Querstrich verdeutlichte die Zahl Fünf. Dahinter die Gestalt eines Skeletts, das mit bizarren Wesen tanzte.
    »Der Abstieg der Toten zu ihrem Bestimmungsort«, murmelte Ericson.
    Es war schon merklich dunkel geworden. Die Sonne sank jetzt schnell hinter den Horizont. Und es regnete. Aus dem anfangs leichten Prasseln im Laubdach wurde ein lautes Trommeln.
    Tom massierte sich die Schläfen. Er hätte ohnehin fürs Erste aufgegeben, denn ihm gingen inzwischen die Augen über.
    Bis auf die einzelnen Bruchstücke ergab der Text keinen Sinn. Tom war sich ziemlich sicher, dass die Darstellungen auf der Stele, unabhängig davon, in welcher Reihenfolge er sie betrachtete, lediglich Teil eines größeren Ganzen gewesen war.
    Höchstwahrscheinlich gab es drei solcher Bildsteine - oder es hatte sie gegeben. Was er versuchte zu entschlüsseln, hatte keinen Anfang und kein Ende.
    Mindestens drei, sagte er sich. Womöglich sogar fünf. Eine Stele für jede Sonne, für jedes Weltzeitalter. Er lachte heiser und legte den Kopf
    in den Nacken. Angenehm kühl lief ihm das Wasser, das bereits von den Blättern tropfte, übers Gesicht. War er selbst schon im Begriff, den Unsinn zu glauben?
    Das Ende der Welt in fünfzehn Monaten? Das aus einigen wenigen nicht ganz eindeutigen Hieroglyphen zu schließen, war alles andere als seriös.
    Jetzt, in diesem Moment, starb die Sonne doch auch. Sie erlosch im Meer. Die Nacht brach an. Sie hatte keine Sterne.
    Aus den Bäumen hinter Tom stoben urplötzlich Vögel auf. Das Geräusch klang in der Stille doppelt laut, vor allem ließ es den Archäologen sofort reagieren. Er hatte gelernt, in der Natur auf solche Zeichen zu achten, und irgendetwas hatte die Tiere aufgeschreckt.
    Tom warf sich zur Seite. Im selben Sekundenbruchteil schrammte ein schwerer Körper an ihm vorbei und eine funkelnde Klinge verfehlte seinen Hals höchstens um eine Handspanne.
    Tom blieb gar nicht die Zeit für Überlegungen. Der Angreifer hatte ihn aus dem Hinterhalt heraus töten wollen, und das allein war schon mehr, als ihm lieb sein konnte.
    Der unverhoffte heftige Anprall hatte ihn stürzen lassen, aber noch im Aufprall rollte Tom sich nach links ab. Der Angreifer hatte wohl erwartet, ihn sofort töten zu können und war, vom eigenen Schwung getragen, zwei, drei Schritte zu weit nach vorn getaumelt.
    Tom sah nicht mehr als einen vagen Schemen, der sich schwach gegen den Himmel abzeichnete. Eine

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