2012 - Folge 10 - Im Bann der Loge
Internet-Café. Direkt gegenüber liegt das Hotel MILLENNIO. Wenn du Ericson dort nicht findest, überprüfst du die anderen Hotels in der Umgebung.«
»Verstanden, Herr. Ich gehorche.«
Der Mann in Weiß deutete auf einen zweiten Indio. »Du begleitest ihn.«
Aber er gehört mir! Nur mir! , dachte Pauahtun. Stattdessen fragte er: »Was soll ich so lange tun, Herr?«
»Du wartest hier auf ihre Rückkehr.« Er zeigte zum Campingbus. »Und passt auf, dass unser untoter Gefangener den Bus nicht verlässt. Vielleicht brauchen wir ihn noch.«
Innerlich kochte Pauahtun vor Zorn. Doch er senkte nur erneut den Kopf und sagte unterwürfig: »Ich höre und gehorche, Herr.«
Die Mittagsstunde des Silvestertages 2011 war gerade angebrochen. Dennoch sehnte sich Tom Ericson nach einem kräftigen Frühstück. Trotz ihrer Situation hatte er geschlafen wie ein Stein und war erst vor einer Stunde aus dem Bett gekrochen. Nun stand er in Unterhosen neben Maria Luisa in dem winzigen Bad ihres Hotelzimmers.
Mit dem Nassrasierer, den er sich am Tag nach ihrer Ankunft gekauft hatte, versuchte er der Stoppeln im Gesicht Herr zu werden, während sich die Spanierin ihre Haare trocknete. Der hoteleigene Föhn funktionierte so, wie man es in Anbetracht des Zimmers erwarten durfte: Das, was er an Blaskraft vermissen ließ, machte er durch Lautstärke wett.
»Ich habe nachgedacht«, sagte, nein: brüllte Tom.
»Worüber?«
»Den Feuerkranz und die Nadel der Götter! Vielleicht täuschen wir uns und Diego de Landa wusste doch mehr über die Waffen!«
»Warum hat er dann nicht aufgeschrieben, worum es sich dabei handelt? Oder wo man sie findet?«
»Womöglich hat er es doch getan!«
»Ich verstehe nicht, was …« Plötzlich hellte sich das Gesicht der Spanierin auf. »Der Raum mit all den verrückten Gegenständen?«
Tom nickte. »Er hat einen Hinweis auf den Armreif hinterlassen, mit dem man den Raum betreten kann. Vielleicht hat er die Waffen dort deponiert.«
Maria Luisa lachte auf. »Das heißt, wir sind womöglich schon an ihnen vorbeigelaufen, ohne es zu bemerken!«
»Weil wir da noch nichts von ihnen wussten!«
»An unserer Lage ändert sich dadurch aber nichts!«
Nein, das tat es nicht. Denn mit Jandro hatten sie nicht nur die Weltuntergangs-Maschine verloren, sondern auch den Armreif.
»Ich fürchte, uns bleibt nur eine Möglichkeit!«, rief Tom. »Wir müssen die Loge irgendwie auf uns aufmerksam machen und hoffen, sie auf unsere Spur zu locken!«
»Das ist riskant! Sollen wir uns nicht lieber der Polizei stellen?«
Entschieden lehnte Tom ab. »Wir wissen nicht, wem wir trauen können! Vermutlich niemandem!«
»Wie ist es mit diesem Interpol-Beamten? Vielleicht können wir ihn überzeugen!«
»Nachdem wir ihn überwältigt und ihm die Waffe und den Wagen geklaut haben? Ich weiß nicht recht!«
Schweigen kehrte ein und nur das Dröhnen des Föhns lag in der Luft.
Die Geräuschkulisse im Bad war schuld daran, dass Tom und Maria Luisa nicht hörten, wie sich die Klinke an der Zimmertür senkte und wieder hob. Nach einem winzigen Augenblick glitt von draußen etwas ins Schloss. Es klickte.
Erneut wurde die Klinke von außen nach unten gedrückt. Diesmal öffnete sich die Tür und ein Mann huschte herein. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er die Pistole auf dem Nachtkästchen liegen sah.
Er nahm sie an sich und richtete die Mündung auf die Badezimmertür, hinter der gerade das Tosen des Föhns verstummte.
Splitter des Untergangs
Auszug aus der Sendung Anthony Cooper 360° auf CNN; zu Gast Professor Dr. Jacob Smythe, wissenschaftlicher Berater des US-Präsidenten
AC: »Vor ein paar Tagen waren Sie ja schon einmal bei mir. Aus aktuellem Anlass haben wir Sie nun erneut eingeladen. Es ist mir eine große Freude, dass Sie so kurzfristig zusagen konnten.«
JS: (zieht ein Gesicht, als wäre die Freude alleine auf Coopers Seite)
AC: »›Christopher-Floyd‹ hat seinen Kurs ein weiteres Mal geändert. Und es sieht so aus, als wäre das nicht alles. Können Sie uns mehr darüber verraten?«
JS: »Nach den letzten Beobachtungen bewegt sich der Komet offenbar nicht auf einer geradlinigen Flugbahn, sondern auf einer sich ständig geringfügig ändernden Kurvenbahn.«
AC: »Wie ist so etwas möglich?«
JS: »Ganz ehrlich? Ich habe keine Ahnung.«
AC: »Was bedeutet das für die Wahrscheinlichkeit eines Impakts?«
JS: (lacht humorlos auf) »Ich wünschte, ich könnte Ihnen darauf eine wissenschaftlich
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