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2012 - Folge 7 - Ein Grab im Dschungel

2012 - Folge 7 - Ein Grab im Dschungel

Titel: 2012 - Folge 7 - Ein Grab im Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei
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bisschen sommersprossig, vor allem aber hübsch. Und sie konnte nicht allzu viel Zeit auf irgendwelchen Hockern vor Mikroskopen oder Schreibtischstühlen verbringen, denn ihr Hintern war nicht die Spur platt gesessen.
    »Keine Ursache«, sagte Abigail McNeill. »An der Bürokratie mach ich mir nicht die Finger schmutzig.«
    »Sondern lieber an alten Alligatoren blutig?«, unternahm Tom einen ersten Vorstoß, ihren Humor auf die Probe zu stellen.
    Sie bestand die Prüfung, denn sie sagte mit einem Lachen: »Sie gefallen mir.«
    »Das hört man gern.« Er lächelte, hoffentlich nicht zu unverschämt.
    »Also … Ihr Humor gefällt mir, meine ich«, korrigierte sie sich rasch und ein wenig errötend, als ihr bewusst wurde, wie er ihre Worte aufgefasst haben konnte.
    Er spielte den Enttäuschten. »Oh … schade.«
    »Also … Sie auch, ja, schon, aber …«
    Jetzt grinste er frech. »Dr. McNeill, ich denke, das ist der Anfang einer wunderbaren Freundschaft.«
    »Na, warten wir erst mal ab.« Sie hielt ihm die Schwingtür auf. »Rein in die gute Stube.«
    Der Sektionsraum II erwies sich eher als Sektions saal , in dem beinahe auch Platz für die Autopsie eines Walfischs gewesen wäre. Alles in dem gekachelten Raum erinnerte zwar an Obduktionseinrichtungen, wie man sie aus Krimis kannte, nur war hier alles größer, zum Teil viel größer. Angefangen bei den Instrumenten bis hin zu den metallenen Tischen, die mit Wasserhähnen, Ablaufrinnen und Abflüssen ausgestattet waren. Unter der Decke sah Tom hydraulische Hebe- und Zugvorrichtungen, mittels derer man schwere und unhandliche »Patienten«, die durch das Tor am anderen Ende des Raumes angeliefert wurden, bei Bedarf herumhieven konnte.
    »Ah, da ist er ja«, sagte Tom, als er den toten Alligator entdeckte.
    Der Kadaver lag rücklings auf einem der Tische, die stummeligen viere von sich gestreckt. Ein grob vernähter Y-Schnitt, fast mannslang, verunzierte den weißen Bauch des Tieres wie ein Tattoo, das ein blinder Tätowierkünstler mit zwei linken Händen und einem Bohrhammer gestochen hatte.
    Laut »Weekly World News« war der Alligator sechs Meter lang. Wie das Vieh so dalag, kam es Tom viel größer vor. Laut der Messleiste am Tischrand war es allerdings nur ein bisschen größer, nämlich um zwanzig Zentimeter.
    Er sah Eiskristalle auf dem Schuppenpanzer des monströsen Reptils glitzern.
    »Der Raureif kommt von der Aufbewahrung im Kühltunnel«, erklärte Dr. McNeill, die Toms Stutzen richtig interpretierte. »Methusalem ist schon eine ganze Weile tot«, fügte sie hinzu. »Der würde uns ganz schön die Bude vollstinken.«
    »Methusalem?«, fragte Tom nach.
    »Der Name passt doch«, erwiderte sie. »Schließlich ist er über zweihundert Jahre alt.«
    »Wie sicher ist diese Altersbestimmung?«, fragte Tom.
    »Ziemlich genau«, gab Dr. McNeill Auskunft. »Wir haben eine C14-Analyse 1 des Zahnschmelzes gemacht. Die abgebrochene Schwertspitze, die wir in der Augenhöhle des Tieres fanden, ist allerdings noch älter: ungefähr fünfhundert Jahre!«
    »Womit wir beim Grund meines Kommens wären. Dürfte ich mir das Metallstück mal ansehen?« Bei seinem Telefonat mit der Kryptozoologin hatte er seine wahren Beweggründe nicht erwähnt. Dr. McNeill hätte ihn sonst womöglich in eine Schublade mit den Spinnern von »Weekly World News« gesteckt. Aber als Archäologe an einer alten Schwertspitze Interesse zu haben, das war unverdächtig.
    »Natürlich. Kommen Sie.« Sie ging ihm voran zu den Tischen, die längs unter den Fenstern standen und auf denen sich Gerätschaften aller Art aneinanderreihten. Dr. McNeill schloss eine Schublade auf und entnahm ihr einen kleinen Plastikbeutel mit Druckverschluss, den sie Tom reichte. »Bitte sehr.«
    Er nahm den Beutel dankend entgegen und besah sich den Inhalt, ohne ihn herauszunehmen. Es handelte sich um ein dreieckiges Stück Metall, das dunkel war vom Alter, aber auch von Blut und Körperflüssigkeit. Zwei der Seiten waren erkennbar manuell geschliffen und liefen eine Spitze bildend aufeinander zu. Die dritte Seite war eindeutig eine Bruchkante, an der sich sehen ließ, dass der Stahl vielfach gefaltet war.
    »Ich mag ja eigentlich keine Waffen«, warf Dr. McNeill ein und schauderte tatsächlich ein klein wenig dabei.
    »Methusalem sicher auch nicht«, sagte Tom launig. »Wenn man sich vorstellt, wie das Ding in sein Auge gelangt sein muss …«
    Er zeigte es nicht, aber innerlich war er ganz kribbelig. Diese Schwertspitze

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