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202 - Unter schwarzer Flagge

202 - Unter schwarzer Flagge

Titel: 202 - Unter schwarzer Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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und Matt schauten sich an und fingen an zu lachen.
    Am Nachmittag wurde das Wetter schlechter. Es regnete so heftig, dass niemand einen Gedanken daran verschwendete, ein Boot abzufieren und sich die Insel aus der Nähe anzusehen.
    Matt ruhte sich aus. Es wurde Abend. Es wurde Nacht. Um Mitternacht wurde er von einem feuchten Näschen geweckt, das sich an das seine drückte.
    Er schreckte hoch. Im ersten Moment glaubte er, Chira wisse vielleicht instinktiv, wann seine Schicht begann. Doch das Näschen gehörte einem rotbraunen Murgatroyd.
    Matts Hochfahren erschreckte ihn. Er schrie »Tschie!« und schoss wie ein Pfeil durch die Großraumkajüte, in der viele müde Seeleute im Schein einer einsamen Deckenlaterne um die Wette schnarchten. Matt sprang auf. Der Murgatroyd flitzte über mehrere Deckenbalken und tauchte außerhalb des Lichtkreises in der Finsternis unter.
    Matt ging hinaus. Außer Rulfan und Chira, die an der Reling standen, hielt sich niemand an Deck auf.
    Matt nutzte die Gelegenheit, nach achtern zu gehen und sich in jenen Teil des Schiffes zu begeben, in dem Keetje schlief. Er musste ihr sagen, dass er vielleicht bei Tagesanbruch an Land ging und sie möglicherweise für längere Zeit allein für sich sorgen musste.
    Doch sie war nicht in der Zelle, und so kehrte er, innerliche Verwünschungen über die Unvernunft der Jugend ausstoßend, wieder an Deck zurück.
    Neben Rulfan stand nun ein anderer Mann an der Reling: Kuyper zwinkerte Matt zu und sagte zu Rulfan: »Das gilt natürlich auch für Sparrow.« Er tippte mit zwei Fingern an seine Braue, was wohl eine lässige Art des Salutierens war, und machte sich davon.
    »Was meint er damit?«, fragte Matt.
    »Der Master und seine Offiziere haben den ganzen Abend darüber diskutiert, was uns möglicherweise erwartet, wenn wir die Insel besuchen. Sie ist auf keiner Seekarte verzeichnet, und niemand weiß, welche Gefahren dort lauern.«
    Matt nickte. »Jetzt, da er weiß, wer Slodder ist, möchte er natürlich jede Möglichkeit ausschließen, die Slodder in die Lage versetzt, die Besatzung auf seine Seite zu ziehen und ihn abzusetzen…«
    »Was ihm gewiss leicht fiele, wenn er ihnen sagt, dass sie ihren Hals für eine Königin riskieren, deren Namen sie nicht mal kennen.« Rulfan schaute Matt an. »Du liegst richtig: Haggard will Slodder und seine Kumpane nicht hier an Bord lassen, wenn er zur Insel übersetzt. Er bittet uns, ab sofort die Augen offen zu halten, damit sie nicht etwa noch heute Nacht ein Ding drehen.«
    »Wäre schön, wenn ich angesichts dieser prekären Lage meine Laserpistole hätte«, sagte Matt.
    »Eins garantiere ich dir, Matt.« Rulfan lächelte. »Sollte Kuyper – oder Haggard – erfahren, dass du einen Blaster besitzt, hast du ihn zum letzten Mal gesehen. Erwähne ihn also lieber nicht…«
    ***
    An diesem Morgen fiel das Frühstück reichlich aus.
    Der Smutje überschlug sich förmlich. Kuyper, der ihnen mit Argusaugen zuschaute, hatte ihm wohl aufgetragen, der Landungseinheit das Beste aufzutischen, was die Vorratskammer hergab.
    »Irgendwie«, hörte Matt Slodder murmeln, »ist es ja vielleicht auch eine Art Henkersmahlzeit…«
    Als er fertig war, gesellte Matt sich zu den Leuten, die das Landungsboot klar machten.
    Zu seiner Überraschung hielt sich Yann in ihrer Nähe auf.
    Er stand an der Reling und schien zu frieren, was kein Wunder war, denn es war frisch. Vor der Insel wogte Nebel über dem Wasser.
    Yann zog die Kapuze eng um sein Gesicht. Matt sah nur sein gesundes Auge. Als Yann ihn erkannte, nickte er ihm zu.
    Dann stiefelte Haggard mit dröhnenden Schritten heran und befahl, das Boot zu bemannen. Er strahlte eine Laune aus, die einem auf den Magen schlug. Wieso erkannten Führungskräfte eigentlich nie, dass ihre miese Stimmung die Untergebenen nur demotivierte?
    Auch auf dem Wasser besserte sich Haggards Laune nicht: Er saß wie ein Luchs am Bug und behielt Slodder und dessen Vasallen im Auge. Matt hatte den Eindruck, dass er es schon bereute, bis auf Souillon die ganze Bande mitgenommen zu haben. Wenn es auf der Insel Probleme gab, stand es zwar fünf zu sieben für die Guten… aber konnte man den halbblinden Yann und den kleinen Duivemest als Kämpfer zählen? Matte hatte seine Zweifel.
    Sie durchfuhren die Nebelbank und landeten an einem Strand. Das Beiboot der Long Tall Shorty lag unter einigen Bäumen. Wozu Yann mitgekommen war, zeigte sich, nachdem sie ihr Boot an Land gezogen hatten: Er ging – von seinem

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