Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
202 - Unter schwarzer Flagge

202 - Unter schwarzer Flagge

Titel: 202 - Unter schwarzer Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
Wucht gegen den Stuhl, an den Murphee gefesselt war.
    Torso und Sitzgelegenheit kippten nach vorn und fielen gegen Slodder.
    Der schrie auf, wich schreckhaft zurück und trat Piet auf den Fuß. Piet brüllte vor Schmerz und fuchtelte mit den Armen.
    Seine unkontrollierten Bewegungen brachten Slodder aus dem Gleichgewicht.
    Matt zückte nun seine Klinge. Er hatte sie kaum erhoben, als Haggard in Begleitung dreier Männer in den Laderaum stürmte. »Was geht hier vor?« Seine Leute zogen blank. Piet trat jammernd zurück. Hägar grinste blöde.
    Matt atmete auf. Um seiner Sicherheit willen beantwortete er die Frage. »Dieses Schiff gehört Slodder. Er und seine Leute haben sich unter einem Vorwand anheuern lassen, Master.«
    »Na, so was…« Haggard musterte Slodder, der sich nun puterrot aufrappelte. »Was wolltest du damit verschleiern, du Hundsfott?«
    »Ich bitte mir Respekt aus.« Slodder klopfte den Staub aus dem Wams und setzte eine hochnäsige Miene auf. »Immerhin befindet ihr euch an Bord meines Schiffes!«
    »Das vermutlich nach dem nächsten Sturm noch mehr auf der Seite liegt und voll Wasser läuft, bis es verfault.« Haggard schaute sich interessiert um. »Warum bist du mit diesen Figuren auf mein Schiff gekommen?« Er deutete auf Hägar und Piet.
    Slodder sah ein, dass es sinnlos war, dem Mann eine Lüge aufzutischen. Er sagte es ihm.
    »Ihr seid Freibeuter?«, fragte Haggard.
    »Ich bin Geschäftsmann«, erwiderte Slodder rotzig. »Aber wenn du drauf bestehst: Wir sind jedenfalls eher Freibeuter als ihr Theaterpiraten!«
    »Theaterpiraten?«, fauchte Haggard. »Was soll das heißen?«
    »Darüber können wir später mal reden.« Slodder deutete mit dem Kinn auf Haggards Matrosen, die im Gegensatz zu ihm offenbar nicht wussten, für wen sie wirklich arbeiteten. »Wenn wir die Laus gefasst haben, die sowohl mich als auch deinen Auftraggeber bestohlen hat.«
    Haggard fasste sich nachdenklich ans Kinn. Er hielt es wohl auch nicht für eine gute Idee, wenn die Räuber, die er anführte, erfuhren, dass sie für ein Königshaus arbeiteten und nie das Vergnügen erleben würden, in dem Gold zu wühlen, hinter dem sie her waren. »Gut, also später.« Er deutete hinaus.
    »Wenn ihr auch nichts gefunden habt, sollten wir wieder nach oben gehen.«
    Alle Mann marschierten hinter ihm her an die frische Luft.
    Piet und Hägar trugen Murphees Leiche mitsamt Stuhl an Deck und warfen beides über Bord.
    Auch Haggard war aufgefallen, dass ein Beiboot der Long Tall Shorty fehlte. Er deutete zur Insel hinüber. »Ich wette«, sagte er zu Matt und Duivemest, »Fontein hat Slodders Beute gestohlen und auf die Insel gebracht.«
    »Und da lediglich ein Beiboot fehlt«, fügte Duivemest altklug hinzu, »kann er nur mit wenigen Gefährten an Land gegangen sein.«
    Matt nickte. »Aber warum ist er nicht zurückgekommen, um das Schiff wieder flott zu machen? Die Leichen liegen doch schon seit Wochen hier!«
    »Er ist eine durchtriebene langfingerige Landratze«, sagte Haggard. »Stehlen und betrügen können diese Läuse gut – aber woher wollen die wissen, wie man ein aufgelaufenes Schiff wieder ins Wasser kriegt? Weißt du es etwa, Sparrow?«
    ***
    Das Wetter wurde besser, aber nicht so gut, dass es sich gelohnt hätte, Sonnenschirme aufzuspannen.
    Man ruderte schweigsam zurück – Haggard sinnierend, Slodder brütend und finster.
    Auf der Schelm verschwand der Master zu einer eilig anberaumten Besprechung mit den Offizieren im Heck-Offizium. Slodder beugte sich in der Messe über einen Tisch und tuschelte mit seinen Genossen.
    Matt, von Rulfan und Chira sehnlich erwartet, gab seinem Gefährten einen schnellen Überblick über die neue Lage.
    Rulfan staunte nicht schlecht. Trotz seiner Vermutung, dass Slodder eine Parallelgesellschaft anführte, empfand er die Idee als sehr bizarr, dass er der Kapitän ausgerechnet jenes Seglers war, den die nerlandische Krone jagte.
    »Was wird aus uns«, fragte er, als sie an der Reling standen und die unbewohnt wirkende Insel beobachteten, »wenn Haggard sein Ziel erreicht hat? Welchen Grund hat er dann noch, nach Madagaskar zu segeln?«
    »Keinen. Ich nehme an, diese Frage stellt Slodder sich auch.« Matt deutete mit dem Kopf auf die Tür zur Messe, die gerade aufging, um den Erwähnten ins Freie treten zu lassen.
    »Angenommen, Slodder kriegt seine Beute zurück: Wird er noch Männchen machen, wenn Haggard ihm Befehle erteilt?«
    »Wenn er klug ist, ja.«
    »Aber ist er klug?«
    Rulfan

Weitere Kostenlose Bücher