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202 - Unter schwarzer Flagge

202 - Unter schwarzer Flagge

Titel: 202 - Unter schwarzer Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Bruder und Kuyper flankiert – mit ausgestreckten Armen am Ufer entlang und schien die Luft abzutasten.
    Matt und die anderen, die am Rand des Dschungels standen, der einen großen Teil des Eilands bedeckte, schauten mit offenem Mund zu. Hägar sagte: »Der hatse nich alle.«
    Andere flüsterten. »Was macht der da?« – »Habt ihr so was schon mal gesehen?«
    »Ich schon«, sagte Duivemest, als wüsste er mehr als die anderen.
    Matt sagte nichts. Er wusste eigentlich auch nicht, was er von Yanns Aufführung halten sollte, doch wenn Haggard seinen Bruder einsetzte, um Spuren in der Luft zu suchen, musste an seiner Kunst etwas dran sein.
    Matt war schon vielen Menschen begegnet, deren geistige Gaben so unerklärlich waren, dass schlichte Gemüter wie Hägar sie für Zauberei hielten. Die Veränderungen der vergangenen fünf Jahrhunderte hatten viele unterschiedliche und manchmal kaum glaubliche Auswirkungen auf die Menschen gehabt.
    Warum sollte es also keinen Menschen geben, der die Gabe hatte, Energieströme zu sehen?
    »He!«, brüllte Haggard. Er und Yann waren stehen geblieben. Kuyper winkte Matt und den anderen Wartenden zu.
    Sie setzten sich im Laufschritt in Bewegung.
    »Die Spuren führen vom Boot aus in diese Richtung«, sagte Yann, als ginge es um Binsenweisheiten. »Aber sie sind alt und entsprechend schwach. Menschliche Energie strahlt nur einige Tage nach, dann verblasst sie und ist nur noch als metallischer Geruch wahrnehmbar – wahrscheinlich wegen des Blutes.«
    Slodder und die anderen stierten ihn an. Sie hielten ihn fraglos für irre, trauten sich aber nicht, das zu sagen.
    »Und was lernen wir daraus?«, fragte Slodder hämisch.
    »Dass die alten Methoden uns doch weiter bringen? Dass einer von uns auf eine Palme klettern und sich umsehen muss, wo man sich hier verstecken kann?«
    Hägar machte »Hä! Hä!«
    »Damit meine ich«, fuhr Yann unter seiner Kapuze fort, »dass wir am besten in diese Richtung gehen. Der Mensch neigt ja nun mal dazu, es sich einfach zu machen: Bevor er Berge besteigt oder reißende Bäche durchquert, geht er gern über ausgetretene Pfade.« Er deutete auf eine kaum übersehbare Schneise, die in die Wildnis führte.
    »Äh, ja«, sagte Hägar.
    Die anderen schauten sich verlegen an. Matt schmunzelte.
    Slodder übernahm die Führung. Mit dem Degen in der Hand, den er wie eine Machete einsetzte, bahnte er sich eine Gasse durch wild wuchernde exotische Gewächse. Schillernde Schlangen, die sich in Astgabeln sonnten, nahmen Reißaus.
    Faustgroße behaarte Spinnen, die den Boden bevölkerten, spritzten angesichts der Lederstiefel der Eindringlinge auseinander. Riesige Libellen mit transparenten Schwingen surrten wie Helikopter über ihnen.
    In den Baumkronen gackerte, krähte und schnatterte es.
    Einmal glaubte Matt einen Murgatroyd zu sehen, der in einer Astgabel stand, sich mit einer Pfote festhielt und ihm mit der anderen einen Vogel zeigte – aber das bildete er sich vermutlich nur ein: Murgatroyds waren zu intelligenten Handlungen nicht fähig.
    Dass sie in diesem Busch nicht allein waren, bewies nicht nur das Getöse seiner animalischen Bewohner, sondern auch ein sie ständig begleitendes Knistern und Knacken. Hielten sie an, verstummte es. Dass die Männer dies als unheimlich empfanden, sah Matt an ihren Blicken. Irgendwann erkannte er, dass die auf der Insel herrschende Atmosphäre offenbar auch ihm das Hirn verklebte: Das Knistern und Knacken, das verstummte, sobald sie stehen blieben, erzeugten sie natürlich selbst.
    Irgendwann näherte sich die Schneise zwei schartigen schwarzen Vulkanfelsen, die den Weg wie Torwächter flankierten. Dahinter setzte sich der Pfad zwar fort, doch nahm der Boden hier eine andere Beschaffenheit an: Der steinige Untergrund schwand; alles wurde weich, schwarz und fett.
    Slodder, der an der Spitze marschierte, schrie plötzlich auf.
    Matt, gleich hinter Yann im Mittelfeld, sah ihn mit dem Degen auf etwas einschlagen, das vor ihm am Boden hockte.
    Wim und Piet sprangen ihm mit ihren Waffen bei. Matt hörte feuchte und klatschende Geräusche – als teile ein Metzger ein Schwein mit einer Axt. Dann flog etwas Fleischfarbenes an seinem Kopf vorbei, klatschte gegen Hägars Stirn, warf ihn auf den Hintern und rutschte zu Boden.
    Als Hägar die armlange Made sah, die zwischen seinen gespreizten Beinen am Boden zuckte, kreischte er ziemlich unmännlich los. Die anderen Männer spritzten auseinander, doch als die Made – Slodders Klinge hatte

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