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202 - Unter schwarzer Flagge

202 - Unter schwarzer Flagge

Titel: 202 - Unter schwarzer Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Land und umgekehrt. Den Karren folgten Frauen, die aufreizend mit dem Hintern wackelten. Ihre Kleidung war fadenscheinig, aber daran war man hier gewöhnt – nicht nur wegen des Klimas.
    Den Matrosen schien das zu gefallen. Als Matt und Rulfan –Chira schloss sich ihnen an – an Land gingen und dem Skipper ein letztes Mal zuwinkten, schäkerten und schacherten sie schon mit den Damen.
    Ein unbefestigter Weg führte durch eine mit dornigem Gestrüpp bewachsene Landschaft.
    Die Ankunft des Kutters hatte in Alunga viel Interesse hervorgerufen: Überall gingen Fenster und Türen auf.
    Menschen mit vollen und leeren Körben strömten ins Freie und begaben sich in Richtung Mole. Die einen wollten den Seeleuten etwas verkaufen, die anderen vermutlich etwas einhandeln. Dörfler karrten auf Bollerwagen Käfige heran, in denen Kröten, Ratzen, Geflügel und Schlangen quakend, gackernd und fauchend randalierten. Trotz der späten Stunde sah man viele Kinder. Aus einer Gasse kamen tätowierte Halbwüchsige mit Nasenringen gewankt, die Flaschen schwenkten und sich Zoten zuriefen.
    Die Gasse führte ins Vergnügungsviertel. Hier gab es drei oder vier Häuser mit erleuchteten Fenstern. Sie hatten Schwingtüren wie Wildwest-Saloons. Schräge Musik wurde geklimpert. Eine versoffene Stimme grölte »Love, sister, is just a shot away; it’s just a shot away«. Der Unbekannte, der die Tasten des verstimmten Pianos bearbeitete, war wohl irgendwie an die Noten eines Liedes geraten, das vor fünfhundert Jahren im alten England entstanden war. Die ihn begleitenden Instrumente klangen auch nicht besser.
    Rulfan hielt an. »Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich als junger Bursche mal das Gitarrenspiel erlernt habe?«
    Sein Blick wurde nostalgisch. »Ein Instrument zu spielen, ist in Coellen die einfachste Art, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Die Stadt ist voller Kaschemmen…«
    »Ach…?« Matt war nicht ganz bei der Sache. Er blickte zurück zum Hafen, und genau in diesem Moment erschien dort im Licht des Mondes eine große Brigg. Sie ankerte hundert Meter hinter der Wanky in der Bucht. Dass sie so weit draußen blieb, deutete auf großen Tiefgang hin. Ihre Segel waren gerefft. Der Name am Bug war gerade so zu erkennen: Schelm.
    Matt stutzte. Ein deutscher Name?
    Rulfan deutete auf die Lokalität, aus der die Musik kam.
    Das Schild über dem Eingang zeigte einen Tintenfisch und die Worte De Blayk Svoan. »Lass uns mal da reingehen und uns umhören…«
    Schon stiefelte er los. Chira folgte ihm. Matt zögerte. Ob es wirklich einem deutschen Schiff gelungen war, in diese Gegend vorzustoßen? Oder kam das Wort Schelm auch in einer anderen Sprache vor?
    Rulfan blieb stehen und winkte. »Nun komm schon!«
    »Ja, ja.« Matt setzte sich in Bewegung.
    Die Schelm dümpelte sicher auch morgen noch in der Bucht.
    Sie hatten Zeit genug, um herauszufinden, wem sie gehörte und was ihr Ziel war. Auf alle Fälle war das Schiff hochseetüchtig – und vielleicht ihre Fahrkarte nach Westen.
    Rulfan stand an der Schwingtür des »Schwarzen Schwans«, beugte sich zu seiner vierbeinigen Begleiterin hinunter und sprach mit ihr. Chira lauschte mit schief gelegtem Kopf, knurrte kurz und tauchte dann im Dunkel unter. Matt fragte sich, ob die Lupa wirklich verstand, was Rulfan sagte; manchmal hatte er den Eindruck.
    Rulfan betrat das Lokal durch die Schwingtür. Matt folgte ihm. Sein Magen fing an zu knurren. Leider hatten sie kein Geld – oder was auch immer hier als Zahlungsmittel kursierte –, um eine Mahlzeit zu bezahlen.
    Rulfan stand bei den drei bärtigen Burschen, die in der gut gefüllten Taverne musiziert hatten und gerade Pause machten.
    Zuvor waren sie ein Quartett gewesen. Der zweite Gitarrist wurde gerade im Zustand fortgeschrittener Alkoholvergiftung durch die Hintertür getragen. Zwischen dem Pianisten, dem Trommler und dem ersten Gitarristen standen etliche leere Humpen. Was die Dissonanzen erklärte.
    Matt begutachtete interessiert das vorsintflutliche Piano.
    Rulfan nahm schon neben dem Gitarristen auf einem Hocker Platz, nahm das Instrument des Betrunkenen und schlug einen Akkord an. Die Musiker legten los und spielten eine alte australische Hymne, in der die Worte »Monday I got Friday on my Mind« vorkamen.
    Rulfans Spiel klang eingerostet, konnte aber mit dem der drei angetrunkenen Musiker mithalten. Er wäre wohl eher gleich wieder aus der Band geflogen, wenn er als Einziger sauber gespielt hätte.
    Eine dralle Rothaarige

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