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2020 - Die Lichtgestalt

Titel: 2020 - Die Lichtgestalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vielleicht eher an seine Tür klopfte, als er es sich vorstellte.
    Einhundert Minuten. Der Ball war rund, und in Terrania dauerte das Spiel einhundert Minuten.
    Als Falo nach dem Anstoß zum erstenmal den Ball bekam, jubelte das Publikum, und diese Äußerung von Begeisterung machte ihm klar, daß das Spiel eigentlich Nebensache war. Hier ging es um nichts. Hier wurden keine Punkte vergeben, hier konnte man nicht ausscheiden.
    Ihm wurde klar, daß ihm hier und jetzt die letzte Gelegenheit geboten wurde, noch einmal sein Leben zu leben.
    Einfach nur zu leben.
    Er schlug einen Paß quer über den halben Platz, und kurz darauf schnellte der Balken neben den 60.000.000 Galax zum ersten Mal in die Höhe. Falo sah nur die Bewegung, nicht die Summe.
    Hatten die Zuschauer zehntausend oder hunderttausend Galax gespendet?
    Hunderttausend von 60.000.000 ...
    Der Torwart von Luna Levitator parierte mit einer Glanztat, fischte den Ball noch aus dem Winkel, und der Balken schnellte wieder in die Höhe.
    Das Publikum wollte nicht unbedingt Nordstern Terrania gewinnen sehen, es wollte ein Spiel mit mitreißenden, spektakulären Aktionen genießen.
    Falo lächelte.
    Der Luna-Torwart warf ab, und der Angriff rollte über seine Seite. Falo spürte den Außenstürmer von Luna Levitator genauso, wie er ihn sah, erkannte schon in fünfzehn Metern Entfernung anhand seiner Bewegungen, wie er versuchen würde, ihn zu überspielen. Eine einfache Körpertäuschung: Der Stürmer schlenzte den Ball an der Außenlinie an ihm vorbei, um ihn innen zu überlaufen.
    Ein Ausfallschritt, und Falo spitzelte den Ball zur Seite. Bevor die Kugel die Seitenauslinie mit vollem Umfang überschritten hatte, holte Falo sie mit der Fußspitze zurück und schlug sie dann mit der Hacke ins Feld.
    Der Ball landete zielsicher bei einem Nordstern-Stürmer.
    Der Balken neben der astronomisch hohen Zahl kletterte wieder ein wenig in die Höhe. „Die Show eures Lebens", murmelte Falo, „Die sollt ihr bekommen!"
    Er beherrschte und lenkte das Spiel wie in all den Jahren zuvor, und er machte es zum Feuerwerk.
    Er fing gegnerische Angriffe ab und leitete eigene ein. Er deutete das Spiel.
    Und dann schüttelte er die letzten Fesseln des alten Denkens ab und ging Risiken ein.
    Er schlug Pässe, die er früher, bei einem Meisterschaftsspiel, niemals gewagt hätte. Und sie kamen an.
    Er trennte Angreifer auf spektakuläre Art und Weise vom Ball, ohne Rückendeckung durch einen Mitspieler, auch auf die Gefahr, überlaufen und ausgetrickst zu werden.
    Er wurde ausgetrickst und überlaufen. Und seine Stürmer schössen Tore, die in einem Punktspiel niemals gefallen wären.
    Lieber ein zehn zu zehn als ein null zu null, dachte Falo.
    Nach fünfzig Minuten stand es vier zu vier.
    Der Balken des Anzeigeholos war auf 15 Millionen Galax geklettert. Zu wenig, um das gesteckte Ziel zu erreichen, doch diese Summe war ein Zeichen der Sympathie, auf das der Mutantenring nur hatte hoffen, das er aber keineswegs hatte erwarten können.
    Als Falo vom Feld ging, schwenkten einige wenige Zuschauer bereits weiße Tücher. Falo wußte, sie hatten sein Spiel gesehen und dachten genau das, was auch er dachte: Das ist keine Parafähigkeit - das ist Magie!
    Falo schüttelte den Kopf, und Schweißtropfen stoben in alle Richtungen auseinander und sahen im grellen Flutlicht kurz aus wie ein Heiligenschein. Doch der Halo hatte keinen Bestand, brach genauso schnell zusammen, wie er entstanden war.
    Nur noch dreißig Minuten, dachte er. Nur noch dreißig Minuten wirkliches Leben.
    Er mußte keine Spielberichte und Kritiken abwarten, er wußte es schon jetzt: Er zeigte die trickreiche Eleganz, die ihn berühmt gemacht hatte, die scheinbar schwerelose Spielbeherrschung.
    Noch ein Mal, ein letztes Mal, gebärdete der Ball sich wie an seine Füße geschmiegt.
    Dreißig Minuten. Eintausendachthundert Sekunden.
    Falo genoß jede einzelne davon.
    Dann eintausendfünfhundert, eintausend.
    Und danach nichts mehr. Kein Sinn. Keine Freude.
    Nein, hörte er ganz leise Marias Stimme in seinem Kopf. Leise, aber klar und deutlich: Man hat dich die Lichtgestalt des Fußballs genannt, mit den berühmtesten Fußballern aller Zeiten verglichen. Dein Leben ist nicht zu Ende. Du warst die Lichtgestalt des Fußballs, werde nun zur Lichtgestalt der Mutanten! Kämpfe für ihre Freiheit, für ihre Gleichberechtigung! Wenn einer es schafft, sie aus der sozialen Isolation zu holen, dann du. Sorge dafür, daß sie ihr Schicksal in

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