2020 - Die Lichtgestalt
Rechte verlangen, die alle Bürger Terras haben, müssen wir selbstverständlich auch die gleichen Pflichten übernehmen."
„Und wie stellst du dir das organisationstechnisch vor? Oder willst du es bei einem Appell an die allgemeine Vernunft belassen?"
„Selbstverständlich nicht. Aber wir wollen einen Schritt nach dem anderen tun. Unsere Organisation ist gerade erst gegründet worden. Jetzt müssen wir zunächst einmal die wichtigsten Strukturen aufbauen, bevor wir solche Detailfragen klären können."
Startac schien zu einem neuerlichen Widerspruch ansetzen zu wollen, überlegte es sich dann aber offensichtlich anders. „Wenn ich dich recht verstehe", sagte er statt dessen, „sollen so viele Mutanten wie nur möglich aus dem Staatsgebiet der gesamten LFT zusammenkommen und sich in einer zentralen Versammlung ihre Interessenvertretung offiziell anschließen?"
Falo Gause nickte. „Von wie vielen Mutanten sprechen wir hier?"
Der ehemalige Fußballstar atmete tief ein. „Man schätzt die Zahl der Monochrom-Mutanten auf etwa sechzig- bis achtzigtausend."
„Und wie", fragte Schroeder, „willst du diese achtzigtausend Mutanten nach Terra holen? Ich habe, wahrscheinlich genau wie du, ein paar Recherchen betrieben. Das Gros der jungen Mutanten hat eine weite Reise vor sich, für den Durchschnittsmutanten ergibt sich meinen Berechnungen zufolge eine mittlere Reisestrecke von über vierhundert Lichtjahren. Woher willst du die notwendigen Galax nehmen?"
„Das ist unser größtes Problem", gestand Falo bereitwillig ein. Es hatte keinen Sinn, um den heißen Brei herumzureden. „Die Regierung in der Solaren Residenz verweigert jeglichen finanziellen Zuschuß, Moharion Mawreys Haltung bleibt unverändert hart, und die jungen Menschen und ihre Familien besitzen oft die nötigen Mittel nicht. Aber in unserem Büro sind bereits Tausende von Voranmeldungen eingegangen, unsere Konten verzeichnen täglich neue Spenden, und..." Er legte eine rhetorische Pause ein, um seinen bislang größten Triumph gebührend zu präsentieren. „... und die Reederei der Deepspace Ferries will für Teilnehmer an der Versammlung des Mutantenrings kostenlose Passagen zur Verfügung stellen!"
Falo wußte, welcher Einwand nun kommen würde.
Er mochte es vielleicht geschafft haben, das Thema Monochrom-Mutanten in der Öffentlichkeit en vogue zu machen. Aber das reichte nicht im Entferntesten. Entweder, jede teilnahmewillige Person reiste auch tatsächlich an - oder sie konnten gleich aufgeben.
Andererseits ... wenn jemand imstande war, die nötigen Spenden hereinzuholen, dann Falo Gause.
Er stand wieder im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Ein ehemaliger Fußballstar, der durch einen genetischen Zufall alles verloren hatte - das war der Stoff, aus dem Tragödien bestanden.
Medienwirksame Tragödien. Und ein ehemals Großer, der nach seinem tiefen Fall wieder aufstand und kämpfte - das war der Stoff, aus dem man Helden machte. Es kam nur darauf an, die Macht der Medien für ihre Zwecke zu nutzen. Und wie das ging, wußte Falo mittlerweile wie kein anderer Monochrom-Mutant. „Und das reicht?" fragte Startac. „Wie lange soll es denn dauern, bis der Mutantenring die nötigen Mittel zusammenbekommen hat?"
„Das muß für den Anfang reichen", erwiderte Falo.
Startac schüttelte den Kopf. „Ihr braucht eine Demonstration. Ihr müßt ein Zeichen setzen. Sonst ist der Mutantenring am Ende, bevor er in eurer ersten Versammlung gegründet werden kann."
Irrte Falo sich, oder hörte er eine gewisse Aufmunterung in Startacs Worten? War es möglich, daß der Mutant aus der Fellmer-Lloyd-Schule sich vielleicht nicht öffentlich zu dem Mutantenring bekennen, ihn aber mit Ratschlägen unterstützen wollte?
Aber Schroeder hatte recht. Der Mutantenring würde niemals entstehen, wenn sie über Jahre hinweg kleine Brötchen buken und nicht einmal imstande waren, die Monochrom-Mutanten nach Terra zu holen.
Falo seufzte. So bestechend sein Plan auch sein mochte, er drohte an ausgesprochen profanen Umständen zu scheitern. „Vielleicht können wir dir da helfen", sagte eine Stimme aus dem Hintergrund des Konferenzraums.
Falo kniff die Augen zusammen und sah zur Galerie der Medienvertreter, von der die Stimme gekommen war. Aber es war kein Vertreter der Presse, der sich dort oben erhoben hatte.
Es war Lezant Butrung, der Verteidiger der Meistermannschaft von Nordstern Terrania, mit dem Falo schon in der Jugend im Verein gespielt hatte.
Der
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